Ulcus cruris hypertonicum L98.4

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

Co-Autor: Dr. med. Fabian Müller

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Synonym(e)

Beinulkus ischämisches; hypertensive-ischemic ulcers; hypertensive ulcer; Infarktulkus; ischämisches Beinulkus; Martorell's syndrome; Martorell Syndrom; Martorell-Ulkus; Matorell hypertensive ischemic leg ulcer; Ulcus hypertonicum; Ulcus hypertonicus; Ulkus Martorell; Whip-like pain syndrome

Erstbeschreiber

Martorell, 1945; Hines u. Farber, 1946

Definition

Meist plötzlich auftretendes, einseitiges oder doppelseitiges (50% der Pat. sind doppelseitig betroffen) rasch progressives, umschriebenes, ischämisches, 2,0-5,0 cm großes, meist an den distalen, latero-dorsalen Unterschenkelpartien lokalisiertes, hochschmerzhaftes Ulcus cruris. Häufig wird ein banales Alltagstrauma als Initialauslöser angegeben. Leitsymptom ist der plötzlich auftretende, nahezu unerträgliche, ischämische Infarktschmerz.

Ätiopathogenese

Die ätiologische Bewertung der Martorell Ulzera ist inzwischen durch mehrere Publikationen dahingehend revidiert als neben der Hypertonie der subkutanen Arteriolosklerose (in gezielten tiefen Biopsien läßt sich in Serienschnitten in einem hohen Prozentsatz eine kalzifizierende Arteriosklerose nachweisen) eine entscheidende Bedeutung zugemessen wird. Häufig (bei etwa 60% der Pat.) kann zusätzlich ein Diabetes mellitus nachgewiesen werden.

Manifestation

Frauen werden bevorzugt befallen (m:w = 4:6); in größeren Studein lag das mittlere Alter bei 72 Jahren.

Lokalisation

Außenseite der Unterschenkel, symmetrisch über den Knöcheln oder der Achillesferse.

Klinisches Bild

Plötzlich auftretendes, umschriebenes, hochschmerzhaftes, polyzyklisches, scharf marginiertes Ulkus mit bläulich-lividen oder schwarz gesäumten Rändern, das sich aus einer schwarz-nekrotischen Vorläufersituation entwickelte. Die meisten Patienten weisen einen markanten, meist therapiebedürftigen, langzeitig bestehenden Hypertonus auf, häufig kombiniert mit einem Typ 2-Diabetes (>50% der Patienten). Bei einem subtilen Arteriosklerosescreening kann bei > 50% der Pateinen eine periphere AVK nachgewiesen werden.

Labor

Unauffällig

Histologie

In ausreichend tief geführter Exzisionsbiopsie aus dem Randbereich des Ulkus und bei subtiler Serienhistologie lassen sich bei 3/4 der Patienten stenotische arteriosklerotische, teils auch kalzifizierte Veränderungen der subkutanen Arteriolen nachweisen.

Therapie allgemein

Die überwiegende Mehrzahl der Patienten hat eine zugrunde liegende periphere arterielle Verschlusskrankheit. Daher sollte, um die Indikation zu einer Gefäßintervention oder Gefäßrekonstruktion zu überprüfen, der Knöchelarmindex mittels Dopplersonographie und Blutdruckmessung bestimmt und ggf. eine arterielle digitale Subtraktionsangiographie durchgeführt werden.

Externe Therapie

Interne Therapie

Behandlung des Bluthochdrucks, Schmerztherapie.

Operative Therapie

Chirurgisches Debridement führt meist rasch zu einer Besserung der sehr starken Schmerzen. Dabei ausreichend tief exzidieren, Hautnekrosen werden bis auf die Unterschenkelfaszien exzidiert, anschliessende Vakuumtherapie über 6-10 Tage.

Häufiger Antibiotikabedarf postoperativ (Cave: Laborchemische Entzündungswerte nicht aussagekräftig: CRP meist durch vorliegendes Ulcus schon erhöht, ggf. nach klinischen Kriterien entscheiden ).

+ggf. Spalthautransplantationen

Nicht selten werden mehrere chirurgische Folgeeingriffe notwendig, bis die Wunden komplett abgeheilt sind.

Literatur
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  1. Hafner J et al. (2010) Martorell hypertensive ischemic leg ulcer. Arch Dermatol 146: 961-968
  2. Hines E, Farber E (1946) Ulcer of the leg due to arteriolosclerosis and ischemia occurring in the presence of hypertensive disease (hypertensive-ischemic ulcers): A preliminary report. Mayo Clin 21: 337-346
  3. Martorell F (1945) Las ulceras supramaleolares por arteriolitis de las grandes hipertensas. Actas Reuniones Cientificas Cuerpo Facultativo Instituto Policlinico Barcelona 1: 6

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