Xanthelasma H02.6

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Synonym(e)

Lidxanthelasma; Lidxanthelasmen; Lidxanthome; plane Xanthome der Lider; Xanthelasma palpebrarum; Xanthelasmen; Xanthelasmen der Augenlider

Erstbeschreiber

Rayer, 1835; Addison u. Gull, 1850

Definition

Plane, im Bereich der Ober- und Unterlider lokalisierte Xanthome. Der Begriff "Xanthelasma" wurde in dem älteren Schrifttum auch für nicht an den Augenlider lokalisierten plane Xanthome verwendet (s. Index).      

Ätiopathogenese

Meist idiopathisch. In größeren Studien wurden in 60% der Fälle Assoziationen zu Dyslipidämien (Hyperlipoproteinämie Typ III und Hyperlipoproteinämie Typ II), Hypertonie (40%), Diabetes mellitus (18%) gefunden. 

Selten familiäre Häufung. 

Manifestation

Alter bei Erstauftreten der planen Xanthome der Lider: 40-60 Jahre. m>w.  

Klinisches Bild

0,1-2,0 cm große, weiß-gelbe, flache, selten knotige, weiche, ovale, aber auch streifenförmige Flecken oder Plaques, Papeln oder Knoten mit glatter Oberfläche.   

Histologie

Ansammlung von Schaumzellen (Einlagerung von Lipiden) im oberen und mittleren Korium, seltener Touton-Riesenzellen. Im HE-Schnitt Lipide nicht angefärbt (Vakuolen); Darstellung mittels Sudanfärbung.

Therapie

Kontrolle von Cholesterin/LDL (Hypercholesterinämie Typ II u. III. n. Fredrickson) und der Triglyzeride. Behandlung der Stoffwechselstörung, wenn vorhanden. Als Alternativmethode ist bei isolierten Xanthelasmen das einmalige Betupfen mit Trichloressigsäure R267 beschrieben (Koagulationsnekrose).

Operative Therapie

  • Entfernung durch Elektrokauterisation, ggf. in örtlicher Betäubung. Praktisches Vorgehen: Lid durch Helferin fixieren und anspannen. Mit der stabil geführten Kauternadel etwa 1 mm tief in das Xanthelasma einstechen und einen kurzen Stromimpuls mittlerer Intensität setzen. Durch den Strom erfolgen fokale Zerstörung der fettspeichernden Makrophagen, Austritt von freiem Fett in das Gewebe sowie Induktion eines Granulationsgewebes mit Abbau der geschädigten oder zerstörten fettspeichernden Zellen. Strommarken im Abstand von 2-3 mm setzen! Cave! Durch Belassen von Brücken intakter Hautzwischenräume werden flächenhafte Nekrosen vermieden. Gutes kosmetisches Endresultat.
  • Nach dem Eingriff weitgehend trockene Wundbehandlung, ggf. desinfizierende Externa z.B. Polyvidon-Jod-Salbe (z.B. Betaisodona). Die Kauter-induzierte Entzündungsreaktion klingt nach 3-4 Wochen ab, Kauternarben sind nach Abheilung nahezu nicht sichtbar. Falls Residuen noch vorhanden, erneute Kauterisation. Prinzip: Besser mehrfach vorsichtig Kautern, als einmalig eine großflächige Nekrose setzen!
  • Statt Kauterisation ist auch Einsatz von Lasern (z.B. Erbium-YAG-Laser) möglich. Hierbei wird mit dem Setzen energiedefinierter Lasermarken in Abständen von 2-3 mm ein analoges Prinzip wie bei der Kauterchirurgie verfolgt (Energie: 600-700 mJ/cm2, Fokus-Haut-Abstand = 1,5-2,0 cm, Durchmesser des Laserstrahls: 1,0-1,5 mm).
  • Bei Abtragung mittels Kürettage verfolgt man das Ziel, die Xanthelasmen flach abzukürettieren. Das Verfahren erfordert lange persönliche Erfahrung und großes taktiles Geschick (nur mit Helferin möglich, die das Lid straff gespannt fixiert).
  • Kleinere Xanthelasmen können auch schmalspindelig exzidiert werden. Die Narbenverhältnisse im Lidbereich sind bei guter Operationstechnik i.A. sehr befriedigend.

Verlauf/Prognose

Keine spontane Rückbildung, Arteriosklerose und Folgeerscheinungen bei Hyperlipoproteinämie.

Hinweis(e)

In der sog. Kopenhagen Heart Study  (eingeschlossen waren 12.745 erwachsene Dänen, 33 Jahre) zeigte sich als Ergebnis, dass die Trägervon Xanthelasmen auch dann ein erhöhtes Herz-Kreislauf-Risiko haben, wenn andere Risikofaktoren wie Alter, Geschlecht, Cholesterin und Triglyzeridwerte, Body-Mass-Index, Hypertonie, Diabetes, Rauchen, Alkohol und Bewegungsmangel berücksichtigt wurden. Nach der adjustierten Analyse erhöhen Xanthelasmen das Herzinfarktrisiko um 48 %. Das Risiko auf eine ischämische Herzkrankheit steigt um 39 %, das Sterberisiko um 14 % (Christoffersen et al. 2011)

Es ist zu vermuten, dass  Xanthelasmen nicht nur ein Indikator für eine Hypercholesterinämie sind. Möglicherweise besteht bei diesen Patienten eine Neigung zur Ablagerung von Cholesterin im Gewebe, dies nicht nur in der Haut sondern auch in den Blutgefäßen (hier Bildung von  atherosklerotischen Plaques) oder in der Hornhaut des Auges (hier: Arcus senilis).

Literatur
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  1. Apfelberg DB et al. (1987) Treatment of xanthelasma palpebrarum with the carbon dioxid laser. J Dermatol Surg Oncol 13: 49-51
  2. Borelli C et al. (2001) Xanthelasma palpebrarum: treatment with the erbium:YAG laser. Lasers Surg Med 29: 260-264
  3. Christoffersen M et al. (2011) Xanthelasmata, arcus corneae, and ischaemic vascular disease and death in general population: prospective cohort study. BMJ 343:d5497
  4. Dey A et al. (2013) Cardiovascular profile of xanthelasma palpebrarum. Biomed Res Int doi: 10.1155/2013/932863.
  5. Lee MW et al. (2003) Extensive xanthelasma associated with anaplastic large cell lymphoma and hyperimmunoglobulin E syndrome. Int J Dermatol 42: 944-946
  6. Ronnen M et al. (1989) Treatment of xanthelasma with Solcoderm. J Am Acad Dermatol 21: 807-809
  7. Rose EH et al. (1987) Unilateral invasive xanthelasma palpebrarum. Ophthal Plast Reconstr Surg 3: 91-94

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