Synonym(e)
Definition
Harmlose, gering kontagiöse Viruserkrankung bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen (nichtnamentliche Meldung bei Labornachweis) mit mildem Verlauf und typischem Exanthem.
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Erreger
Das Rubellavirus, ist ein weltweit verbreitetes Virus mit positivsträngigem RNA-Genom, aus der Familie der Togaviren (Togaviridae). Der Genus Rubivirus in der Familie der Togaviridae kennt nur eine Art, das Rubellavirus.
Ätiopathogenese
Übertragung durch Tröpfcheninfektion. Die Kontagiosität ist geringer als die von Masern. Diaplazentare Übertragung ist möglich. Nach initialer Replikation in den lymphoiden Geweben des Nasopharynx kommt es zur Ausbreitung in die regionalen Lymphknoten. Nach einer weiteren Replikationsphase, die zur klinisch wahrnehmbaren Lymphadenopathie führt, erscheint das Virus etwa 8 Tage nach der Primärinfektion im Blut. Mit der virämischen Phase wird schließlich die Haut erreicht mit Ausbildung des typischen Exanthems. Das Virus wird in dieser Phase im Urin ausgeschieden.
Manifestation
Überwiegend im Kindesalter auftretend (Manifestationsgipfel 5-14 Jahre). 80-90% der Erwachsenen sind durchimmunisiert.
Klinisches Bild
Bei 40-50% der Fälle liegen klinisch stumme Infektionen vor.
Inkubationszeit: 2-3 Wochen.
- Prodromi: "grippeähnliche Symptomatik" mit leichter Temperaturerhöhung und katarrh. Erscheinungen. Häufig vor Ausbruch des Exanthems Lymphknotenschwellungen zervikal und okzipital (evtl. auch in den Ellenbeugen), gelegentlich Milzschwellungen.
- Diskretes Enanthem der Mundschleimhaut möglich, diagnostisch aber nicht von Bedeutung.
- Integument: Exanthementwicklung variabel. 50% der Kinder zeigen kein oder nur ein sehr diskretes Exanthem. Typisch ist ein blass-rotes, fleckenförmiges Exanthem mit kraniokaudaler Ausbreitung: Beginn im Gesicht, Ausbreitung auf retroaurikuläre Regionen, Rumpf, Extremitäten. Abklingen des Exanthems nach 3-4 Tagen in der o.g. Reihenfolge.
- Extrakutane Manifestationen: Bei 30-50% der Erkrankten (auch nach Impfung möglich bei Kindern in 3% der Fälle, bei Erwachsenen in etwa 13% der Fälle) kann sich Arthritis (meist Polyarthritis) entwickeln, die über Monate anhalten kann. Bei älteren Kindern kann die Arthritis von Fieberepisoden begleitet sein. Als STAR-Komplex (sore, throat, arthritis, rash) treten noch Halsschmerzen und Exantheme hinzu.
Diagnose
Exanthem, nuchale und okzipitale Lymphknotenschwellungen.
Serologie: Im Hämagglutinationshemmtest Titeranstieg um 2 Stufen, Nachweis rötelnspezifischer IgM-Antikörper (EIA, Hämagglutinationstest).
Blutbild.
Mittels RT-PCR kann virale Nukleinsäure zur pränatalen Diagnostik in intrauterin entnommenen kindlichem Blut, in einer Amnionzottenbiospie oder im Fruchtwasser nachgewiesen werden.
Differentialdiagnose
Komplikation(en)
Gregg-Syndrom: Schwere Missbildung der Feten bei einer Rötelninfektion der Mutter in den ersten Schwangerschaftsmonaten; Auftreten der Rötelnembryofetopathie bei ca. 1/3 der Fälle bei Rötelkontakt in der Schwangerschaft und einem Titer < 1:16.
Das Auftreten einer TEN nach Röteln-Impfungen wurde in der Literatur beschrieben.
Interne Therapie
In der Regel nicht erforderlich. Falls erforderlich, fiebersenkende Maßnahmen z.B. mit Paracetamol (z.B. Ben-u-ron) 4mal/Tag 500 mg p.o. oder Acetylsalicylsäure (z.B. Aspirin 500) 2-3mal/Tag 500 mg p.o.
Merke! Ausnahme: Bei V.a. Infektion in der Frühschwangerschaft genetische Beratung. Pränatale Röteldiagnostik ab der 11. SSW. Nachweis von Virus-RNA aus dem Fruchtwasser oder aus kindlichem Blut.
Spezifisches Röteln Immunglobulin ist zur Zeit nicht verfügbar (früher Röteln Immunglobulin P Aventis).
Prophylaxe
Impfung mit Rötelnlebendimpfstoff aller Kinder im 15. Lebensmonat (Wiederholungsimpfung zwischen dem 3. u. 6. Lebensjahr) und aller Mädchen im 12. bis 14. Lebensjahr, postpubertär bei Frauen mit einem Titer kleiner 1:16 (Röteln-Impfstoff HDC Mérieux).
Merke! Jedes Risiko einer Schwangerschaft muss 2 Monate vor und 3 Monate nach der Impfung ausgeschlossen werden (Kontrazeptiva-Behandlung).
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
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