Perichondritis der Ohrmuschel H61.0

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Synonym(e)

Ohrmuschelperichondritis; Perichondritis of the auricle

Definition

Akute bakterielle Infektion der Haut und des Perichondriums der Ohrmuschel (meist Pseudomonas aeruginosa). Die Ohrmuschelperichondritis ist die häufigste Perichondritis. Aber auch am Kehlkopf oder an der Nase kann eine akute bakterielle Perichondritis auftreten.

Erreger

Pseudomonas aeruginosa (in einer größeren Studie Nachweis bei 69% der Patienten - Davidi E et al. 2011), seltener sind Staphylokokkus aureus die Auslöser der Infektion.

Ätiopathogenese

Eine Perichondritis kann durch banale Verletzungen - auch stumpfe Traumata, Verbrennungen, Insektenbisse, Piercings durch den Knorpel (Post piercing perichondritis - Fernandez AP et al. 2008), einen chirurgischen Eingriff oder durch eine Follikulitis am Ohr hervorgerufen werden. Die Infektion tritt zudem tendenziell bei Personen mit entzündlichen Erkrankungen wie Granulomatose mit Polyangiitis (syn.: Wegener-Granulomatose) mit geschwächtem Immunsystem oder Diabetes auf.

Manifestation

Meist jüngere Patienten im Alter zwischen 16 und 35 Jahren (Prasad HK et al. 2007)

Klinisches Bild

Schmerzende Rötung und Schwellung der Ohrmuschel. Heiße, abstehende Ohrmuschel. Das Relief der Ohrmuschel ist nicht mehr erkennbar. Evtl. leichtes bis mäßiges Fieber. Regionale Lymphadenopathie. Unbehandelt sammelt sich zwischen dem Knorpel und dem Perichondrium Eiter an. Hierdurch entsteht die Gefahr der fokalen Nekrose des Ohrknorpels und einer Deformierung der Ohrmuschel (Thill MP et al. 2016). Typisch ist die Aussparung des Ohrläppchens.

Diagnose

Klinischer Befund. Abstrich.

Differentialdiagnose

Hierbei gilt ganz allgemein eine Abklärung des sog. „Red ear syndrome“.

Perichondritis im Rahmen einer entzündlich-rheumatische Systemerkrankung mit bevorzugtem Befall des artikulären und nicht artikulären Knorpels mit Chondrolyse, Dystrophie und Atrophie. Leitsymptome sind die Ohrmuschelchondritis und die nasale Chondritis sowie Arthralgien und Arthritiden (bei 1/3 der Patienten als Initialsymptome). Weiterhin besteht möglicher Befall des hyalinen Gelenkknorpels sowie des Faserknorpels von Zwischenwirbelscheiben.

Akute Kontaktdermatitis: Juckende auf das Kontaktareal begrenzte Dermatitis. Keine Fluktuation; kein Schmerz.

Tuberculosis cutis luposa: chronische nicht schmerzhafte Dermatitis

Lymphozytom: chonische nicht schmerzhafte weiche Knotenbildung

Acrodermatitis chronica atrophicans: chronische nicht schmerzhafte Dermatitis

Erysipel: Hochakute, fieberhafte, schmerzhafte, nicht fluktuierende Dermatitis. Ohrläppchen miteinbezogen.

Furunkel: Umschriebener Abszess, initial kein Übergreifen auf das Perichondrium. 

Externe Therapie

Feuchte Umschläge mit antiseptischen Zusätzen wie Kaliumpermanganat (hellrosa) oder Chinolinol (z.B. Chinosol 1:1000 oder R042 ). Wenn antibiotische Therapie nicht oder nicht ausreichend anschlägt, frühzeitige operative Sanierung mit Entfernung des gesamten nekrotischen Materials.

Bei der Post Piercing Chondritis ist die sofortige Entfernung des Piercing-Stiftes zwingend erforderlich.

Interne Therapie

Initial Antibiose mit penicillasefesten Penicillinen wie Dicloxacillin (z.B. InfectoStaph), 2-4 g/Tag p.o. in 4 ED.

Alternativ bzw. bei Verdacht auf gramnegative Erreger: Cephalosporine oder Ciprofloxacin (z.B. Ciprobay) 250-750 mg/Tag p.o.

Hinweis(e)

Das Ohrläppchen ist meist bei dem schmerzhaften Entzündungsprozess ausgespart. Dies ist ein wichtiger differentialdiagnostischer Hinweis zur Unterscheidung gegenüber dem Erysipel der Ohrmuschel. Dieses bezieht in den meisten das Ohrläppchen mit ein.

Literatur
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  1. Davidi E et al. (2011) Perichondritis of the auricle: analysis of 114 cases. Isr Med Assoc J 13:21-24.
  2. Eismann R et al.(2011) Red ear syndrome: case report and review of the literature. Dermatology 223:196-199.
  3. Fernandez AP et al. (2008) Post-piercing perichondritis. Braz J Otorhinolaryngol 74:933-937.
  4. Giles WC et al. (2007) Incision and drainage followed by mattress suture repair of auricular hematoma. Laryngoscope 117: 2097-2099.
  5. Kaplan AL et al.(2004) The incidences of chondritis and perichondritis associated with the surgical manipulation of auricular cartilage.Dermatol Surg 30:58-62
  6. Pena FM et al. (2006) Auricular perichondritis by piercing complicated with pseudomonas infection. Braz J Otorhinolaryngol 72:717.
  7. Prasad HK et al. (2007) Perichondritis of the auricle and its management. J Laryngol Otol 121:530-534.
  8. Thill MP et al. (2016) Acute external ear lesions: clinical aspects, assessment and management. B-ENT Suppl 26:155-171.

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