Synonym(e)
Definition
Lymphogene oder hämatogene Absiedelungen von primären Hautmalignomen oder malignen Tumoren anderer Organe in die Haut. Für die dermatologische Praxis sind Metastasen interner Malignome von differenzialdiagnostischer Bedeutung. Sie sind selten; treten bei etwa 1-2% der Patienten mit metastastischen Tumoren auf.
Ihre Erstmanifestation in der Haut wird häufig durch wenig spektakuläre, schmerzlose Knötchenbildung gekenzeichnet. Ein regelmäßig vorhandenes Merkmal kennzeichnet eine kutane Metastase - ihre überraschende Festigkeit.
Das im Finalstadium einer Tumorprogression zu beobachtendes Krankheitsbild mit diffuser Karzinomatose der Haut wird als Lymphangiosis carcinomatosa bezeichnet. Bei einer begleitenden inflammatorischen Gewebereaktion wird eine diffus sich ausbreitende Lymphangiosis carcinomatosa als Erysipelas carcinomatosum bezeichnet.
Bei >90% der Patienten ist das Tumorleiden bei Auftreten von Hautmetastasen bereits bekannt.
Einteilung
Verursachende Primärtumoren nach abnehmender Häufigkeit, variiert nach Lookingbill et al.
Häufigkeiten kutaner Metastasen bei Männern (n=127 Patienten)
- Tumor-Typ % Metastasierung
- Malignes Melanom 32%
- Lunge 12%
- Colon/Rektum 11%
- Mundhöhle 8%
- unbekannter Primarius 8%
- Larynx 5%
- Nieren 5%
- Ösophagus 2,4%
- Magen 1%
- Prostata <1%
Häufigkeiten kutaner Metastasen bei Frauen (n=420 Patienten)
- Mammakarzinom 70%
- Malignes Melanom 12%
- Ovarialkarzinom 3,5%
- unbekannter Primarius 3%
- Mundhöhle 2,5%
- Lunge 2,0%
- Colon/Rektum 1,5%
- Endometrium 1,5%
- Harnblase 1,5%
- Uterus 0,7%
Verursachende Primärtumoren nach abnehmender Häufigkeit:
- Malignes Melanom
- Mammakarzinom
- Magenkarzinom
- Uteruskarzinom
- Bronchialkarzinom
- Rektumkarzinom
- Nierenzellkarzinom.
Auch interessant
Lokalisation
Hautmetastasen treten häufig in der Nähe des Primarius auf, Metastasen der Mammakarzinome und Lungenkarzinome finden sich bevorzugt an der vorderen Thoraxseite.
Pelvine Karzinome metastasieren bevorzugt perianal, Magen-Darmkarzinome in die Bauchhaut.
Eine Besonderheit stellen umbilikal lokalisierte Hautmetastasen bei intestinalen Malignomen dar (Sister Mary Joseph`s nodule - s.u. Nabelmetastase), die per continuitatem oder über die besondere Gefäßversorgung der Umbilikalregion erfolgt.
Prinzipiell ist jedoch auch eine Fernmetastasierung weit vom Ursprungsort entfernt möglich.
Die Kopfhaut ist für viszerale Tumoren ein bevorzugter Metastasierungsort. Bei Männern treten 2/3, bei Frauen 1/4 aller Hautmetastsen im Kopf-Halsbereich auf. Bei Frauen ist der Ursprung in 70% ein metastasiertes Mammakarzinom; bei Männern in 10% ein Bronchialkarzinom, in 10% Tumoren des Gastrointestinaltraktes.
Klinisches Bild
Am häufigsten sind hautfarbene oder rote, schnellwachsende, breitbasig aufsitzende Papeln oder Knoten. Tendenz zum schnellen Wachstum (wenige Wochen). Ihre Konsistenz ist überwiegend "überraschend" derb. Die Oberfläche ist meist glatt, seltener ulzeriert.
Ein besonderes klinisches Bild bieten inflammatorische Karzinome, die Erysipel-artige (Erysipelas carcinomatosum), hochentzündliche, bizarr zackig begrenzte (durch die lymphatische Karzinominfiltration bedingt) Erytheme oder Plaques ausbilden. Diese Metastasierungsart findet sich v.a. beim Mammakarzinom, seltener auch bei Tumoren des Pankreas, Magens, der Lunge, des Rektums und des Ovars. Analoge klinische Bilder können auch bei loko-regionärer Metastasierung des malignen Melanoms entstehen (Erysipelas melanomatosum).
Morphologische und ätiologische Sonderformen von Hautmetastasen werden unter den nachfolgenden klinischen Bezeichnungen geführt:
- Erysipelas carcinomatosum
- Erysipelas melanomatosum
- Cancer en cuirasse
- Nabelmetastase
- Alopecia neoplastica
- Carcinoma teleangiectaticum
- CUP (Cancer of unknown primary).
Nur in wenigen Fällen lässt sich jedoch aufgrund des Metastasenbildes auf den Primärtumor rückschließen. Somit erscheinen die unterschiedlichen, auf rein makroskopischen Kriterien basierenden Bezeichnungen, wenig sinnvoll. Nicht ganz selten treten Hautmetastasen ohne Zuordnungsmöglichkeit zu einem Primärtumor auf ( CUP = Cancer of unknown primary).
Histologie
Im Korium und in der Subkutis gelegene Zellhaufen eines invasiv wachsenden Tumors. Charakterisierung der Zellen mittels immunhistologischer Methoden (Einsatz mono- und polyklonaler Antikörper, z.B. CEA, S100, Desmin, Zytokeratin, Vimentin, Melanom-assoziierter Antikörper).
Immunhistochemische Marker kutaner Metastasen
Mamma (duktales Karzinom : CK7, CEA, Mammaglobulin, E-Cadherin)
Mamma (lobuläres Karzinom: CK7, CEA, EMA, Mamglobulin)
Mamma (inflammatorisches Karzinom: CD31, Podoplanin)
Lunge (Plattenepithelkarzinom: CK5/CK6)
Lunge (Adenokarzinom: CK7, CEA, TTF-1, Apoprotein A)
Lunge (kleinzelliges Karzinom: TTF-1, CAM5.2, CK7,CK8/18)
Kolorektal (Adenokarzinom: CK20, CEA, CDX2)
Magen (Adenokarzinom: CK20, CEA, EMA, CDX2)
Niere (RCC: AE1, AE3, MNF116, CD31,Vimentin, CD10, EMA, S100)
Prostata (Adenokarzinom: PSA, AMACR, ERGTranskriptionsfaktor)
Ovarien (Ovarialkarzinom: CK7, PAX8, CA.125)
Schilddrüse (Karzinome: Thyroglobulin, TTF-1, PAX8)
Therapie
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
- Babacan NA et al. (2015) A Case of Multifocal Skin Metastases from Lung Cancer Presenting with Vasculitic-type Cutaneous Nodule. Indian J Dermatol 60:213
- Challa VR et al. (2014) Retrospective Study of Marjolin's Ulcer Over an Eleven Year Period. J Cutan Aesthet Surg 7:155-19
-
Lookingbill DP et al. (1993) Cutaneous metastases in patients with metastatic carcinoma: a retrospective study of 4020 patients. J Am Acad Dermatol 29:228-36
- Siqueira VR et al. (2014) Cutaneous involvement as the initial presentation of metastatic breast adenocarcinoma - Case report. An Bras Dermatol 89:960-963
- Zhou HY et al. (2014) Cutaneous metastasis from pancreatic cancer: A case report and systematic review of the literature. Oncol Lett 8:2654-2660
Verweisende Artikel (15)
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