Erysipel rezidivierendes A46

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles, Dr. med. Maximilian Deußing

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Synonym(e)

Chronisches Erysipel; Erysipelas recidivans; Recurrent celulitis; Recurrent erysipelas; Rezidivierendes Erysipel

Definition

In unregelmäßiger Periodizität erneut auftretendes Erysipel.

Ätiopathogenese

Angeborene oder erworbene Lymphabflussstörungen. Partielle Immunschwäche des Organismus gegenüber Streptokokkenantigen.

Folgende anamnestische und klinische Daten gehen mit einer erhöhten Rezidivgefahr einher:

  • Chronisches Lymphödem (wichtigster Prädiktor)
  • Lokalisation: Unterschenkel
  • Frühere Tumorerkrankung mit konsekutiver Lymphabflussstörung (z.B. Mammakarzinom mit Lyphadenektomie).
  • Vorausgegangene Saphenektomie wegen koronarer Bypasschirurgie
  • Chronisches Ekzem (z.B. Stauungsekzem)
  •  Chronische venöse Insuffizienz.

Eine weitere mögliche Ursache für Rezidive ist eine intrazelluläre Aufnahme und Persistenz von Streptokokken. Da β-Lactam-Antibiotika nur im Extrazellularraum bakterizide Konzentrationen erreichen, erfordert es möglicherweise den zusätzlichen Einsatz intrazellulär wirksamer Antibiotika, wie Clindamycin, Macrolide und Rifampicin. Die Kombination aus Clindamycin oder Rifampicin zusammen mit Penicillin erweist sich aktuell als wirksamste Kombination zur Behandlung von Infektionen mit Gruppe A Streptokokken.

Klinisches Bild

Erste Rezidive verlaufen mit analogen klinischen Symptomen wie die Primärmanifestation. Mit zunehmender Rezidivhäufigkeit verschwindet die Akuität der Infektion. Es zeigt sich lediglich eine diskrete Rötung und Überwärmung, evtl. komplettes Fehlen von Fieber und Leukozytose. Meist persitiert ein zunächst diskretes, mit zunehmender Rezidivzahl prägnantes Lymphödem.

Komplikation(en)

Persistierendes Lymphödem, konsekutive Sklerose, Pigmentverschiebungen, Pachydermie, Elephantiasis inflammatoria.

Therapie

  • Im akuten Stadium Antibiose. S.u. Erysipel.
  • Bei zugrunde liegenden oder sekundären Lymphabflussstörungen Kompressionstherapie mit elastischen Kurzzugbinden sowie manuelle und ggf. zusätzlich intermittierende apparative Lymphdrainage (30 Min./Tag).

    Merke! Lymphdrainage bei florierender Entzündung wegen Sepsisgefahr nur unter Antibiotikaschutz!

    • Befriedigende Langzeittherapie-Erfolge werden durch intermittierende Penicillintherapien (Mehrere Studien mit Evidenzlevel bis IIa) erzielt. Therapieschema 1: Alle 3 Monate Penicillin G (10 Mio. IE/Tag Penicillin i.v. über 10 Tage); Behandlungszeitraum: 1 Jahr.
    • Therapieschema 2: Penicillin V 250mg 2x/Tag p.o. über einen Zeitraum von 6 Monaten. In dieser Studie (123 Pat.) konnte das Rezidivrisiko um rund 50% gesenkt werden.
    • Therapieschema 3: Tardocillin 2,4 (je 1,2 rechts und links gluteal) i.m. alle 4 Wochen
    • Bei Penicillinunverträglichkeit Erythromycin 2mal/Tag 1 g i.v. über 10 Tage oder Cephalosporine ( Ceftriaxon 2g i.v./Tag) anwenden.

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Chlebicki MPet al. (2014) Recurrent cellulitis: risk factors, etiology,pathogenesis and treatment. Curr Infect Dis Rep 16:422
  2. Inghammar M et al. (2014)  Recurrent erysipelas--risk factors and
    clinical presentation. BMC Infect Dis 14: 270

  3. McNamara DR et al. (2007) A predictive model of recurrent lower extremity cellulitis in a population-based cohort. Arch Intern Med 167: 709-715
  4. Thomas K et al.(2012) Prophylactic antibiotics for the prevention of cellulitis (erysipelas) of the leg: results of the UK Dermatology Clinical Trials Network's PATCH II trial. Br J Dermatol 166:169-178.

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