Hydrochinon

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

Alle Autoren dieses Artikels

Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

This article in english

Synonym(e)

1,4-Benzoldiol; Hydroquinone (INCI); Hydroquinone (INCI-Kennzeichnung)

Definition

Hydrochinon (1,4-Dihydroxybenzol) ist eine organische Verbindung aus der Gruppe der Phenole, charakterisiert durch einen Benzolring, der im Gegensatz zu Phenol (Karbolsäure), an zwei gegenüberliegenden Positionen mit Hydroxylgruppen (-OH) substituiert ist. Diese Struktur ermöglicht es Hydrochinon, als effektives Reduktionsmittel zu wirken.

Pharmakodynamik (Wirkung)

Hydrochinon wirkt durch Hemmung des Enzyms Tyrosinase, welches eine Schlüsselrolle in der Biosynthese von Melanin spielt. Die Tyrosinase katalysiert die ersten Schritte dieser Synthese, indem es die Aminosäure Tyrosin zu Dihydroxyphenylalanin (DOPA) und dann zu DOPAchinon oxidiert, welches dann weiter in verschiedene Melaninformen umgewandelt wird.

Hydrochinon konkurriert mit Tyrosin um die Bindungsstelle an Tyrosinase, wodurch die Umwandlung von Tyrosin zu DOPA verhindert wird. Dies führt zu einer reduzierten Produktion von Melanin und folglich zu einer Aufhellung der Haut an den behandelten Stellen. Darüber hinaus kann Hydrochinon durch seine antioxidativen Eigenschaften die bereits gebildeten Melaninpigmente reduzieren, was ebenfalls zur Aufhellung der Haut beiträgt.

Pharmakokinetik

Hydrochinon durchdringt in vivo nach einer einmaligen topischen Exposition in einem alkoholischen Vehikel von 24 Stunden Dauer die menschliche Stirnhaut. Bei allen Hydrochinon-Zubereitungen erfolgt die perkutane Absorption rasch, und der Höhepunkt der Elimination wurde innerhalb der ersten 12 Stunden nach der Anwendung erreicht. Die Eliminierung war innerhalb von 5 Tagen abgeschlossen (Bucks DA et al. 1988).

UVA+UVB- oder UVA-Bestrahlung erhöhte den Hydrochinon-Fluss um das Fünffache.

Eine vernachlässigbare Veränderung der Hydrochinon-Permeation wurde bei UVB-Exposition festgestellt. Hydrochinon zeigt eine geringere Penetration durch seneszente Haut als durch junge Haut.

Indikation

Epheliden, Lentigines, Chloasma.

Eingeschränkte Indikation

Bei Vitiligo, bei Melanom und Melanomverdacht, bei akuten Entzündungen und Ekzemen der Haut, bei perioraler Dermatitis, bei Rosazea sowie bei allen für Kortison-Präparate üblichen Anwendungseinschränkungen, wie Windpocken, Impfreaktionen, Hautinfektionen durch Bakterien oder Pilze und spezifische Hautprozesse (Syphilis, Tuberkulose), bei Nierenkrankungen sollten Hydrochinon-haltige Externa nih ct zur Anwendung kommen. 

Dosierung und Art der Anwendung

1mal/Tag dünn auf die veränderte Haut auftragen. Behandlungsdauer 6-12 Wochen. Behandlung einstellen, wenn spätestens nach 3 Monaten keine Hautaufhellung eintritt.

Anwendung bei Kindern: Hydrochinon ist nicht für die Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren bestimmt.

Normkonzentration

Anwendung von Hydrochinon erfolgt topisch als Creme und wird üblicherweise in Konzentrationen zwischen 2 und 4 % Hydrochinon angewendet. Die höchste freiverkäufliche Hydrochinon-Konzentration in den USA liegt bei 2%, während Formulierungen bei ärztlicher Behandlung üblicherweise mit 4% verschrieben werden. Grundsätzlich gelten Cremes mit Hydrochinon, unabhängig von der Konzentration, als instabil, da der Wirkstoff sehr schnell oxidiert und somit unwirksam wird, was durch eine braune Verfärbung des Präparats sichtbar wird (Draelos ZD et al. 2014).

Merke! Umstrittenes Therapieprinzip, vor der Anwendung Epikutantest durchführen! Negativ-Monographie! Einer Monotherapie ist ein Kombinationspräparat (s. u. 3%iger Hydrochinon-Rezeptur) vorzuziehen.

Unerwünschte Wirkungen

Allergische Reaktionen, bleibende Depigmentierung, Gefahr der Induktion einer Vitiligo (v.a. bei dunkelhäutigen Menschen).

Wer Hydrochinon-haltige Produkte zur Hautaufhellung verwendet riskiert Hautkrebs bei unveränderter UV-Belastung durch den Verlust an Pigment. Das Malignom-Risko steigt um das Dreifache im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung.

Tierexperimentell ergibt sich nach Fütterung mit Hydrochinon der Verdacht auf eine mutagene und schwach kanzerogene Wirkung. Die Dauer der lokalen Anwendung sollte beim Menschen deswegen, selbst wenn sie äusserlich mit nur geringer Aufnahme erfolgt, vom Therapieerfolg abhängen und möglichst kurz gehalten werden.

Eine nicht zu unterschätzende Nebenwirkung bei großflächiger Langzeitanwendung (>3 Monate) 3-4%iger Hydrochinon-haltiger Bleichcremes, ist die exogen erworbene Ochronose (Ishack S et al. 2022).  

Die langfristige Verwendung von Hydrochinon kann zu der Entstehung exogener Ochronose führen, die bei histologischer Betrachtung der endogenen Ochronose der Alkaptonurie ähnlich ist. Wie bei der endogenen Ochronose äußert sich die exogene Ochronose durch ockerfarbene Pigmente im histologischen Schnitt des Bindegewebes der Dermis und wird makroskopisch ebenfalls als bläulich- braune Verfärbung der Haut sichtbar (Lazar M et al. 2023).

Die Aufnahme größerer Mengen Hydrochinon kann zu einer Intoxikation führen. 2 - 5 g gelten als letal. Symptome der Vergiftung sind Erbrechen, Vertigo, Atemnot, Delir und Schock. Als Gegenmaßnahmen kommen resorptionsvermindernde Maßnahmen (Aktivkohle) und symptomatische Therapie in Betracht.

 

Inkompatibilität

Alkalisch reagierende Substanzen, Oxidationsmittel, Eisen- und Schwermetallsalze.

Rezeptur(en)

 S.u. der depigmentierenden 3% Hydrochinon-Salbe.

Präparate

Fertigpräparate stehen mit der 5%igen Hydrochinon-Creme Pigmanorm® (Fa. Widmer) zur Verfügung.  

Hinweis(e)

  • Hydrochinon wird häufig in Kombination mit Tretinoin und Hydrocortison angewendet.
  • Hydrochinon ist als sehr wirksames Mittel zur Aufhellung der Haut bekannt. Kürzlich wurde in den USA rezeptfreie Hautaufhellungsprodukte die Hydrochinon enthalten  verboten. Dies hat dazu geführt, dass die Sicherheit dieses weit verbreiteten Mittels zunehmend in Frage gestellt wird (Shivaram K et al. 2024). 

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Bhattar PA et al.(2015) Exogenous Ochronosis. Indian J Dermatol 60:537-543.

  2. Blumeyer A et al. (2016) Progrediente Hyperpigmentierungen im Gesicht. Hautarzt 67: 922-924

  3. Bucks DA et al. (1988) Percutaneous absorption of hydroquinone in humans: effect of 1-dodecylazacycloheptan-2-one (azone) and the 2-ethylhexyl ester of 4-(dimethylamino)benzoic acid (Escalol 507). J Toxicol Environ Health 24:279-280

  4. Draelos ZD et al. (2014) A Method for Maintaining the Clinical Results of 4% Hydroquinone and 0.025% Tretinoin With a Cosmeceutical Formulation. Journal of Drugs in Dermatology 4: 386-390.

  5. Ishack S et al. (2022) Exogenous ochronosis associated with hydroquinone: a systematic review. Int J Dermatol 61:675-684.
  6. Lazar M et al. (2023) Exogenous Ochronosis: Characterizing a Rare Disorder in Skin of Color. J Clin Med 12:4341.

  7. Kerscher M et al. (2020) Topische Behandlung von Pigmentstörungen mit kosmetischen und pharmazeutischen Wirkstoffen. Hautarzt 71:944-949.

  8. Shivaram K et al. (2024) An update on the safety of hydroquinone. Arch Dermatol Res 316:378.

Abschnitt hinzufügen

Autoren

Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024