Urtikaria aquageneL50.8
Synonym(e)
Erstbeschreiber
Definition
Seltene (bisher wurden etwa 100 Fälle dokumentiert, von einer deutlich höheren Zahl ist auszugehen) Unterform der physikalischen Urtikaria, bei der das Auftreten von stecknadelkopfgroßen, geröteten, follikulären Papeln im Kontaktbereich nach Wasserkontakt typisch ist. Auftreten häufig erst nach längerem Kontakt mit Wasser (innerhalb von 2–30 Min. nach Kontakt), s.a. aquagener Pruritus.
Ätiopathogenese
Unklar. Bildung eines Histaminliberators durch den Kontakt von Wasser und Talg wird diskutiert. Inwieweit eine assoziierte Laktoseintoleranz ätiopathogenetisch bedeutsam ist, ist derzeit noch ungeklärt.
Vereinzelt beschrieben wurde eine Assoziation zwischen familiärer aquagener Urtikaria und dem Bernard-Soulier Syndrom (BSS). Hierbei handelt es sich um eine seltene autosomal rezessive Gerinnungsstörung, die durch eine Mutation der GPIb-IX-V Komplex-Gene gekennzeichnet, die auf den Chromosomen 17p12,22q11.2, 3q21 lokalisiert sind und für einen „ Blutplättchen-Rezeptor“ für den von Willebrand Faktor (vWF) kodieren (Pitarch G et al. 2006; s.u. Thrombozyt). Der Zusammenhang ist ungeklärt.
Manifestation
Lokalisation
Histologie
Superfizielle perivaskuläre Dermatitis mit Eosinophilen, Neutrophilen, Lymphozyten und einigen Mastzellen. Kräftiges dermales Ödem.
Diagnose
Ohne Wasserkontakt bleiben die Tests negativ.
Testversuch durch Auflage nasser, körpertemperierter Tücher für 20 min auf die Haut. As Auftreten juckender Quaddeln gilt als positives Testergebnis.
Differentialdiagnose
Therapie allgemein
Externe Therapie
Bestrahlungstherapie
Interne Therapie
Schlechtes Ansprechen auf Antihistaminika. Ggf. Versuch mit Levocetirizin (z.B. Xusal) 1-2 Tbl./Tag oder Desloratadin (z.B. Aerius) 1-2 Tbl./Tag. Therapieversuche mit H2-Blockern, Acetylsalicylsäure, Cholestyramin und Eisensubstitution sind beschrieben.
Literatur
- Bayle P et al. (2003) Localized aquagenic urticaria: efficacy of a barrier cream. Contact Dermatitis 49: 160-161
- Hecke E (1981) Wasserkontakturtikaria. Hautarzt 32: 532–534
- Parker RK et al. (1992) Aquagenic urticaria. Cutis 50: 283–284
- Pitarch G et al. (2006) Familial aquagenic urticaria and bernard-soulier syndrome. Dermatology 212:96-97.
- Savoia A et al. (2014) Spectrum of the mutations in Bernard-Soulier syndrome. Hum Mutat 35:1033-1045
- Shelley WB, Rawnsley HM (1964) Aquagenic urticaria. Contact sensitivity reaction to water. JAMA 189: 895-898
- Treudler R et al. (2002) Familial aquagenic urticaria associated with familial lactose intolerance. J Am Acad Dermatol 47: 611-613
- Wang F et al. (2017) Aquagenic cutaneous disorders. J Dtsch Dermatol Ges 15:602-608.