Synonym(e)
Definition
Primärer, weitgehend standardisierter Test zur Diagnostik einer allergischen Spättypreaktion vom Ekzemtyp (s.u. Allergie), v.a. bei allergischer Kontaktdermatitis. Bzgl. der Zusammensetzung der Standardreihen für Erwachsene und Kinder s. Tabelle.
Allgemeine Information
Die Häufigkeit allergischer Kontaktekzeme bei Kindern wird zwischen 5-20% angegeben. Kinder < 6 Jahren sollten nur bei anamnestisch starkem Verdacht selektiv getestet werden, > 12 Jahren kann der Test gemäß den Empfehlungen für Erwachsene durchgeführt werden.
Nach den Empfehlungen der Deutschen Kontaktallergiegruppe (DKG, gültig seit dem 1.1.2014) setzt sich die Standardtestreihe bei Erwachsenen wie folgt zusammen ( zit. n. Mahler V. 2015)
Testsubstanzen Testkonzentrationen Testgrundlagen
- Kaliumdichromat 0,5 % Vaseline (Vas.)
- Thiuram-Mix 1 % Vas.
- Kobalt (II)-chlorid, 6*H20 1 % Vas.
- Perubalsam 25 % Vas.
- Kolophonium 20 % Vas.
- N-Isopropyl-N’-phenyl-p -phenylendiamin 0,1 % Vas.
- Wollwachsalkohole 30 % Vas.
- Mercapto-Mix ohne MTB 1 % Vas.
- Epoxidharz 1 % Vas.
- Nickel (II)-sulfat 5 % Vas.
- Methylisothiazolinon 0,05 % Aqu.
- Formaldehyd 1 % Aqu.
- Duftstoff-Mix 8 % Vas. (s. Bemerkung)
- Terpentin 10 % Vas.
- (Chlor)-Methyliso- thiazolinon (MCI/MI) 100 ppm Aqu.
- Paraben-Mix 16 % Vas.
- Cetylstearylalkohol 20 % Vas.
- Zink-diethyldithiocarbamat 1 % Vas.
- Dibromdicyanobutan(Methyldibromo Glut.) 0,2 % Vas.
- Propolis 10 % Vas.
- Sandelholzöl 10 % Vas.
- Compositae Mix II 5 % Vas.
- Mercaptobenzothiazol 1 % Vas
- Lyral 5 % Vas.
- Iodpropinylbutylcarbamat 0,2 % Vas.
- Duftstoff-Mix II 14 % Vas. (s. Bemerkung)
- Natriumlaurylsulfat (SLS) 0,25 % Aqu.
- Ylang-ylang (I + II) Öl 10 % Vas.
- Jasmin absolut 5 % Vas.
Hinweis: Die aufgeschlüsselten Testsubstanzen stehen in den Epikutantestreihen “Duftstoff-Mix” und "Duftstoff-Mix II" zur Verfügung.
Nach den Empfehlungen der Deutschen Kontaktallergiegruppe (DKG) setzt sich der Standard-Epikutantest bei Kindern aus folgenden Substanzen zusammen:
- Nickelsulfat
- Thiuram-Mix
- Kolophonium
- Mercaptobenzothiazol
- Duftstoff-Mix I
- Duftstoff-Mix II
- Mercapto-Mix
- Bufexamac
- Dibromdicyanobutan
- Chlor-Methylisothiazolinon
- Neomycin
- Kompositen-Mix
- p-tert.-Butylphenol-Formaldehydharz (nur bei Schuhexposition)
- Kaliumdichromat (nur bei Schuhexposition)
- Wollwachsalkohole (nur bei Pflegepräparaten)
- Dispersionsblau-Mix (nur bei Kleidung)
- Paraphenylendiamin (nur bei Henna-Tätowierungen).
Die Applikationsdauer sollte sich auf 24 Stunden beschränken, weitere Ablesungen gemäß den Empfehlungen bei Erwachsenen nach 48 und 72 Stunden.
Auch interessant
Durchführung
Zur Vermeidung einer toxischen Hautreaktion wird das Allergen stark verdünnt in eine indifferente Grundlage eingearbeitet (in der Regel Vaseline) und in kleinen Testkammern aus Aluminium (z.B. Finn Chambers), Dünnschichtfolien (True-Test) oder Zellstoff auf die gesunde Rückenhaut appliziert (geklebt). Die Ablesung der Testreaktion erfolgt regelmäßig nach 48 Std. und 72 Std., gelegentlich auch nach 96 Stunden. Bei fraglicher klinischer Relevanz kann auch ein sog. Repeated open application test (ROAT) oder Use-Gebrauchstest durchgeführt werden, bei dem das Allergen 1 Woche lang täglich an der Oberarminnenseite getestet wird. Eine weitere Möglichkeit zur Abklärung einer klinischen Relevanz ist die offene Testung in loco.
Bewertet werden:
- - (keine Reaktion = negativ)
- ? (fraglich; nur Erythem, kein Infiltrat)
- + (einfach positive Reaktion; nur Erythem ggf. mit geringem Infiltrat; evtl. diskrete Papeln)
- ++ (zweifach positive Reaktion; Erythem und Papeln, Infiltrat, Vesikel)
- +++ (dreifach positive Reaktion; Erythem, Infiltrat, konfluierende Vesikel)
- ++++ (vierfach positive Reaktion; erodierte Vesikel; von vielen Allergologen der dreifach positiven Reaktion zugerechnet)
- IR (irritativ-toxische Reaktion; Seifeneffekt, Vesikel, Blase, Nekrose)
- nt (nicht getestet; in einem Testblock enthaltenes, aber nicht getestetes Allergen)
- f (follikuläre Reaktion; sie sind in der Bewertung den fraglichen Reaktionen zuzuordnen).
In die Bewertung kann die Reaktionsdynamik der Epikutantestung einbezogen werden. Ein Crescendo- oder Plateau-Muster spricht eher für den allergischen Typ, ein Decrescendo-Muster eher für den irritativen Typ. Bei Spätreaktionen, die etwa 10-14 Tage nach Applikation des Epikutantests erstmalig auftreten, ist an eine ("iatrogene") Sensibilisierung durch den Test zu denken.
Bei positiven Reaktionen auf strukturell verwandte Substanzen kann es sich um Kreuzreaktionen handeln.
Treten positive Reaktionen (> 5) auf chemisch nicht verwandte Substanzen auf, kann dies Ausdruck einer individuell gesteigerten Empfindlichkeit für die Kontaktallergie sein. Alternativ ist aber bei zahlreichen positiven Reaktionen immer an ein Angry back/Excited Skin-Syndrom zu denken. In einem solchen Fall werden zahlreiche der morphologisch als positiv (+ bis +++) bewerteten Reaktionen als falsch positiv zu interpretieren sein.
Bleibt trotz deutlicher anamnestischer oder klinischer Hinweise auf das Vorliegen einer Sensibilisierung die allergische Reaktion im Epikutantest aus, dann begründet dies den Verdacht einer "falsch negativen" Reaktion. Dies kann an der Testmethode (zu niedrige Allergenkonzentration, ungeeignetes Vehikel, mangelhafte Okklusion, zu kurze Ablesesequenz) oder an der (z.B. durch topische oder systemische Medikamente oder UV-Licht) verminderten Immunreaktivität des Patienten liegen. Bei falsch positiven Reaktionen, etwa im Rahmen eines "Excited skin-Syndroms", oder bei Verdacht auf falsch negative Reaktionen, sollte die Testung der einzelnen Stoffe zu einem späteren Zeitpunkt, möglichst aber erst nach 2 Monaten, wiederholt werden. Weitere Verfahren wie Anwendungstests (z.B. ROAT) können in der Hand erfahrener Untersucher zur Aufklärung der Sensibilisierung beitragen.
Hinweis(e)
Falsch positive Epikutantestreaktionen (u.U. mehr als 5) im Sinne eines sog. Angry back durch massive Testreaktion auf ein starkes Kontaktallergen mit hämatogener Streureaktion in andere (negative) Testareale hinein können bei zu früher Epikutantestung auf noch ekzematisierter Haut oder bei akutem Ekzemschub entstehen. Andererseits sind falsch negative Testreaktionen bei iatrogener T-Zell-Suppression (interne Steroidtherapie, Antihistaminika, UVA-Therapie u.ä.) zu erwarten.
Stumme Sensibilisierung: Positives Epikutantestergebnis ohne Hinweis für ein aktuelles oder in der Vergangenheit auftretendes allergisches Kontaktekzem.
Nach dem Ablesen eines Epikutantestes muss stets eine Bewertung der klinischen Relevanz der vorliegenden Typ IV-Sensibilisierungen erfolgen. Alle Informationen sollten dann für den Patienten in einem Allergiepass dokumentiert werden. Dabei ist es sinnvoll, im Ausweis die klinische Relevanz mit Bezug auf das Allergen anzugeben. Die Angabe der klinischen Relevanz kann mittels des sog. COADEX-Index erfolgen. Dieser umfasst die wichtigsten, praxisrelevanten Kriterien.
Als Modifikation ist der Abriss-Epikutantest anzusehen. Dieser wird z.B. zum Nachweis eines fortbestehenden klinischen Verdachts einer Kontaktallergie bei negativem Epikutantest durchgeführt.
Schwangerschaft und Epikutantestung: Laut Leitlinie sollte während einer Schwangerschaft keine Epikutantestung durchgeführt werden (mögliche Permeation der Allergene).
Es besteht die behördliche Absicht, den Epikutantest zukünftig nach den Richtlinien der Arzneimittel-und Wirkstoffverordnung ( AMWHV), auch "Good Manufacturing Practice (GMP) genannt, zu beurteilen. Damit dürften Inhaltsstoffe z.B. von Pflegeprodukten wie einer Bodylotion nur unter GMP-Qualität getestet werden.
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
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