Synonym(e)
Definition
Die pulmonale Langerhanszell-Histiozytose (PLCH) - ältere Bezeichnung „eosinophiles Granulom der Lunge oder pulmonale Histiozytosis -X“ - ist eine seltene, meist monorganisch auftretende, Erkrankung des Erwachsenen, unbekannter Ätiologie (Radzikowska E 2017), die fast ausschließlich jüngere Zigarettenrauchern betrifft (s.u. eosinophiles Granulom). Es handelt sich um eine granulomatöse, destruktive Erkrankungen der Bronchiolen mit Proliferation von Langerhans-Zellen sowie Ansammlungen von anderen Entzündungszellen in den kleinen Atemwegen, unter Bildung nodulärer entzündlicher Herde und konsekutiver Ausbildung von Lungenzysten und einer Lungenfibrose. Die PLCH kann auch als Teilmanifestation einer multiorganischen Langerhans-Zell-Histiozytose auftreten.
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Ätiopathogenese
Die PLCH tritt fast immer sporadisch auf. Nur wenige familiäre Fälle wurden beschrieben. Die Mehrzahl der Patienten mit PLCH sind Raucher. Die Mechanismen, über die Rauchen die Krankheit induziert, sind nicht bekannt. Vermutlich führt eine Kombination verschiedener Mechanismen zu verstärkter Rekrutierung und Aktivierung der Langerhans-Zellen in den kleinen Atemwegen.
Manifestation
Beginn der Erkrankung zwischen 20 und 40 Jahren mit Dyspnoe und unproduktiven Husten. Vereinzet wurden auch Fälle bei Kleinkindern beschrieben ( Wang Q et al. 2012).
Klinisches Bild
Bei 15-20% der Patienten Dyspnoe, Fieber, Schwitzen und Gewichtsverlust. Thoraxschmerzen sind in der Regel ein Hinweis auf einen Pneumothorax, der bei 15% der Patienten auftritt. Bluthusten ist selten. Zum Zeitpunkt der Diagnose sind bei bis zu 20% der Patienten die Befunde der Lungenfunktionstests noch normal.
Histologie
Die herdförmigen rundlichen granuIomatösen Infiltrate bestehen aus Langerhans-Zellen (CD1a-, S-100- und Langerin-positiv), Lymphozyten und eosinophilen Granulozyten. Nachweislich sind in den Langerhans-Zellen Mutationen von BRAFV600E (bei etwa 50% der Langernhans-Zellen - Lorillon G et al. 2017) und/oder NRAS- sowie KRAS- und MAPK-Genen.
Diagnose
Der diagnostische Verdacht ergibt sich aus den klinischen Symptomen und dem anamnestischen Hinweis auf Zigarettenrauchen. Die Diagnose wird in der frühen Krankheitsphase durch den Nachweis charakteristischer retikulär-nodulärer Infiltrate im Röntgenbild oder im hochauflösenden Thorax-CT und im fortgeschrittenen Stadium durch den Nachweis zystischer Veränderungen unterstützt.
Lungenfunktionsprüfung und TCO-Messung: Restriktive Ventilationsstörung (ggf. auch periphere Obstruktion) mit respiratorischer Partialinsuffizienz sowie häufig pathologischer Oxy-Ergometrie bzw. Diffusionstörung.
Bronchiallavage (> 5% CD1-positive Histiozyten).
In Zweifelsfällen ist eine Lungenbiopsie erforderlich. Die Entzündung der Bronchiolen kann von unterschiedlicher Beteiligung des Interstitiums und der Gefäße der Lunge begleitet sein. Im frühen Stadium der Krankheit steht eine zelluläre Entzündungsreaktion im Vordergrund. In fortgeschritteneren Stadien imponieren zystische Lungen-Destruktion, Narbenbildung der Luftwege und Remodellierung der Lungengefäße.
Differentialdiagnose
Abhängig vom Röntgenbefund zum Zeitpunkt der Diagnosestellung schließt die Differentialdiagnose alle Krankheiten mit nodulären oder zystischen Lungenveränderungen ein. Die häufigsten Differentialdiagnosen sind Emphysem und zystische Lungenkrankheiten wie Lymphangioleiomyomatose (LAM) und Birt-Hogg-Dubé-Syndrom.
Therapie
Striktes Rauchverbot: Abstinenz kann zu vollständiger oder teilweiser Rückbildung der Krankheit führen. Bei einigen Patienten Progredienz der Krankheit trotz Beenden des Rauchens. Über die Rolle einer immunsuppressiven Therapie bei Rauchern mit PLCH besteht noch kein allgemeiner Konsens.
Bei Patienten mit schwerer Erkrankung oder progredienter Erkrankung kann eine Pharmakotherapie (Prednison, Chlor-Desoxyadenosin, Cyclophosphamid; Methotrexat und Cladribin) zum Einsatz kommen.
Experimentell ist der Einsatz von BRAF- und MEK (MAPK-Kinase) -Inhibitoren.
Begleitend bei Hypoxämie: Sauerstoff-Therapie.
Ultima ratio ist eine Lungentransplantation.
Verlauf/Prognose
Die meisten Patienten haben eine relativ gute Prognose, besonders wenn die Ergebnisse der Lungenfunktionstests im Verlauf stabil bleiben. Über 85% der Patienten überleben 10 Jahre nach Diagnosestellung (Radzikowska E 2017). Komplikationen wie Pneumothorax und sekundäre pulomonale Hypertonie verschlechtern die Porgnose.
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
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- Harm S, Müller KM (2001) Histopathologische Aspekte der Langerhans-Zell-Histiozytose. Pathologe 22:175–183
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Wang Q et al. (2012) Isolated pulmonary Langerhans cell histiocytosis in a two-year-old child: case report and literature review. Zhonghua Er Ke Za Zhi 50:146-150.
Verweisende Artikel (1)
Eosinophiles Granulom;Weiterführende Artikel (11)
Birt-Hogg-Dubé-Syndrom; BRAF-Inhibitoren; CD1a; Eosinophiles Granulom; KRAS ; Langerhans-Zelle; Langerhans-Zell-Histiozytosen (Übersicht); Langerin; MAP-Kinasen; NRAS; ... Alle anzeigenDisclaimer
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