Komplementfaktor-I-Defizienz D81.4

Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024

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Synonym(e)

Complement Component 3 Inactivator Deficiency; Faktor-I-Defizienz; Faktor-I-Mangel; OMIM: 610984

Definition

Die Immunodefizienz mit Faktor-I-Anomalie (OMIM: 610984) ist eine seltene, genetisch bedingte, autosomal rezessiv vererbte, primäre Immunmangelkrankheit, die durch eine erhöhte Anfälligkeit für wiederkehrende, meist schwere Infektionen (insbesondere durch Neisseria meningitidis, Haemophilus influenzae und Streptococcus pneumoniae) gekennzeichnet ist. Die Immundefizienz äußert sich typischerweise als bakterielle Otitis, Sinusitis, Bronchitis, Pneumonie und/oder Meningitis. Zugrund liegen Mutation im CFI-Gen

Autoimmunerkrankungen (z. B. systemischer Lupus erythematodes, C3-Glomerulonephritis) und das atypische hämolytisch-urämische Syndrom können ebenfalls mit diesem Komplementdefekt assoziiert sein. Die Laboranalyse des Serums zeigt neben einem verminderten oder nicht nachweisbaren Komplementfaktor I auch eine unterschiedlich starke Verminderung von Komplement C3, Komplementfaktor B und Komplementfaktor H.

Fallbericht(e)

Grumach et al. (2006) berichteten über eine große konsanguine brasilianische Familie, in der 3 Personen einen vollständigen Faktor-I-Mangel und weitere 16 Personen einen partiellen Faktor-I-Mangel aufwiesen. Bei den Personen mit vollständigem Mangel traten immer wieder Atemwegsinfektionen, Hautinfektionen und Meningitis auf; eine Person starb an einer Sepsis. Alle Patienten hatten einen niedrigen Serum-C3-Wert, einen erniedrigten Faktor H und eine nicht nachweisbare Faktor-I-Aktivität. Von den Patienten mit partiellem Faktor-I-Mangel litten 10 an wiederkehrenden Infektionen wie Tonsillitiden, Pneumonien, Harnwegsinfektionen, Otits media, und Meningitiden. Jeweils eine Person wies eine chronische Arthritis und rheumatisches Fieber. 2 Personen mit partiellem Mangel waren klinisch gesund. Es ist anzunehmen, dass der Faktor-I-Mangel die Clearance von Immunkomplexen durch Phagozyten teilweise beeinträchtigt, was das Risiko für die Entwicklung von Immunkomplex-vermittelten Krankheiten erhöht. Eine prophylaktische Impf-Therapie wird empfohlen.

Sadallah et al. (1999) berichteten über einen mit Patienten mit Komplementfaktor-I-Mangel, der seit seiner Kindheit an rezidivierender Otitis, Sinusitis und Bronchopneumonie litt. Im Alter von 24 Jahren wurde eine Immunkomplex-Vaskulitis der Haut (Purpura) diagnostiziert. Andere Komplementkomponenten im Serum, insbesondere C3 waren erniedrigt (dies erklärt die Prädisposition für bakterielle Infektionen). Im 40 Lebensjahr Zeichen einer fortschreitenden Nierenindsuffizienz (begleitet von Proteinurie und Hämaturie). Bioptisch zeigt sich eine fokale segmentale Glomerulonephritis mit glomerulären Ablagerungen von Immunglobulinen und C3- und C4.

Servais et al. (2007) beschrieben Patienten mit Faktor-I-Mangel sowie einer "C3-Glomerulonephritis " (mesangiale C3-Ablagerungen). Heterozygote Mutationen in komplementregulatorischen Genen wurden bei 4 von 6 nicht verwandten Patienten mit Glomerulonephritis C3 identifiziert, darunter jeweils 2 Patienten mit Mutationen in den Genen CFH und CFI. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine Dysregulation des alternativen Komplementwegs mit einem breiten Spektrum von Krankheiten verbunden ist, das vom atypischen hämolytisch-urämischen Syndrom (aHUS; 235400) bis zur Glomerulonephritis mit C3-Ablagerungen reicht.

Literatur
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  1. Abramson N et al. (1971) Deficiency of C3 inactivator in man. J Immun 107: 19-27.
  2. Baracho GV et al. (2003) Molecular characterization of homozygous hereditary factor I deficiency. Clin Exp Immun 131: 280-286.
  3. Donegan R et al. (2020) Complement factor I deficiency in a 3-year-old boy with glomerulonephritis. Ann Allergy Asthma Immunol 125: 613-614.
  4. Grumach AS et al. (2006) Recurrent infections in partial complement factor I deficiency: evaluation of three generations of a Brazilian family. Clin Exp Immun 143: 297-304.
  5. Sadallah S et al. (1999) Glomerulonephritis in a patient with complement factor I deficiency. Am J Kidney Dis 33: 1153-1157.
  6. Servais A et al. (2007) Primary glomerulonephritis with isolated C3 deposits: a new entity which shares common genetic risk factors with haemolytic uremic syndrome. J Med Genet 44: 193-199.

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Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024