Synonym(e)
Definition
Ifosfamid, ein intravenös zu verabreichendes Stickstoff-Lost-Derivat (Summenformel C7H15Cl2N2O2P) gehört zu den zytostatischen Alkylanzien. Das Pharmakon ist zusammen mit Trofosfamid ein Cyclophosphamid-Analogon und wird in ähnlicher Weise bioaktiviert und eliminiert. Ifosfamid undTrofosamid haben das gleiche Wirkungs- und Nebenwirkungsspektrum wie Cyclophosphamid. Ifosfamid wird bei einer Reihe von bösartigen Geschwülsten als Zytostatikum eingesetzt. Sein Einsatz erfolgt meist in Kombination mit anderen Zytostatika.
Indikation
Erwachsene
- Weichteilsarkome
- Osteosarkom - IP (Ifosfamid, Cisplatin)
- Non-Hodgkin-Lymphome: Kombinationschemotherapie bei Patienten mit hochmalignen Non-Hodgkin-Lymphomen, welche nicht oder nur unzureichend auf die Initialtherapie ansprechen; Kombinationstherapie von Patienten mit rezidiven Tumoren
- Ewing-Sarkom - VAI (Vincristin, Adriamycin, Ifosfamid)
- Mammakarzinom: Palliativtherapie bei fortgeschrittenen, therapierefraktären bzw. rezidivierenden Mammakarzinomen
- nicht-kleinzellige Bronchialkarzinome: Einzel- oder Kombinationschemotherapie von Patienten mit inoperablen oder metastasierten Tumoren
- kleinzelliges Bronchialkarzinom: Kombinationschemotherapie
- Hodentumore: Kombinationschemotherapie bei Patienten mit fortgeschrittenen Tumoren in den Stadien II - IV nach TNM-Klassifikation (Seminome und Nicht-Seminome), welche nicht oder nicht genügend auf eine Initialchemotherapie ansprechen
Kinder und Jugendliche
- Weichteilsarkome wie Rhabdomyosarkom, Leiomyosarkom - VAI (Vincristin, Adriamycin, Ifosfamid), VAIA (Vincristin, Adriamycin, Ifosfamid, Actinomycin D)
- Non-Hodgkin-Lymphom
- Ewing-Sarkom - VAI (Vincristin, Adriamycin, Ifosfamid), VAIA (Vincristin, Adriamycin, Ifosfamid, Actinomycin D)
- Keimzelltumor - PEI (Cisplatin, Etoposid, Ifosfamid)
- Osteosarkom - PAIM (Cisplatin, Adriamycin, Ifosfamid, MTX)
Auch interessant
Dosierung und Art der Anwendung
Gebräuchlichste Dosierung in der Monotherapie bei Erwachsenen: fraktionierte Applikation 1,2 - 2,4 g Ifosfamid / m2 Körperoberfläche (KOF) (= 60 mg / kg Körpergewicht (KG)) i. v. / Tag an 5 aufeinanderfolgenden Tagen.
Alternativ: Gabe einer hohen Einzeldosis, meist als 24-Stunden-Dauer-Infusion 5 g Ifosfamid / m2 KOF (125 mg / kg KG) i. v.
Bemerkung: bei hoher Einzeldosis muss mit stärkeren Hämato-, Uro-, Nephro- und ZNS-Toxizitäten gerechnet werden!
Unerwünschte Wirkungen
- Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems: Es kommt häufig zu einer Leukopenie (dosislimitierende Knochenmarkdepression),
- Erkrankungen des Nervensystems: Typisch ist bei Ifosfamid Gabe außerdem eine Enzephalopathie, die in bis zu 50 % der Patienten auftritt (Ajithkumar T et al. 2007).
- Herzerkrankungen: Arrhythmien
- Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts: Übelkeit, Erbrechen
- Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes: Haarausfall, Hyperpigmentierungen der Nägel (Melanonychie) und Handflächen (Teresi ME et al. 1993)
- Erkrankungen der Nieren und Harnwege: Hämorrhagischen Zystitis (Klastersky J 2003): zwingend ist die Gabe von MESNA (Mercapto-ethansulfonat-Natrium);
- In einer größeren Studie (Mashhadi MA et al. 2011) wurden folgende, dosisabhängige pathologische Nierenparameter nachgewiesen: Proteinurie (15.5%), Glykosurie (7.8%), Anstieg des Kreatininspiegels im Serum (2.2%), Hämaturie (14.4%).
- Prospektive Pharmakon-induzierte Erkrankungen: mögliche Entwicklung von Zweitneoplasien, speziell Leukämien und Blasentumore
- Impfungen mit Totimpfstoffen sind unter Ifosfamid-Behandlung aufgrund dessen immunsuppressiver und zytostatischer Wirkung nicht wirksam.
- Impfungen mit Lebendimpfstoffen sind infolge der zytostatischen und immunsuppressiven Wirkung von Ifosfamid potentiell gefährlich und sollten daher unterlassen werden.
Kontraindikation
Schwangerschaft. Eine Schwangerschaft sollte vor der Ifosfamid-Therapie ausgeschlossen werden, eine bestehende Schwangerschaft ist eine Gegenanzeige (Kontraindikation) gegen den Einsatz von Ifosfamid. Während der Therapie sollten ausreichende Verhütungsmaßnahmen angewendet werden, um eine Schwangerschaft zu verhindern.
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
- Ajithkumar T et al. (2007) Ifosfamide encephalopathy. Clin Oncol (R Coll Radiol) 19:108-114. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/17355105/
- Europäische Arzneibuch-Kommission (Hrsg.): EUROPÄISCHE PHARMAKOPÖE 6. AUSGABE. Band 6.0–6.3
- Klastersky J (2003) Side effects of ifosfamide. Oncology 65 Suppl 2:7-10. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/14586140/
- Mashhadi MA et al. (2011) Ifosfamide nephropathy in patients with sarcoma. Iran J Kidney Dis 5:238-241. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21725180/
- Sarosy G (1989) Ifosfamide--pharmacologic overview. Semin Oncol 16(1 Suppl 3):2-8.
- Maryadele J. ONeil: The Merck Index: An Encyclopedia of Chemicals, Drugs, and Biologicals. Hrsg.: Merck & Co., Inc. 14. Auflage. Elsevier, Whitehouse Station
- Teresi ME et al. (1993) Ifosfamide-induced hyperpigmentation. Cancer 71:2873-2875. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/8385568/