Hypothyreose erworbene E03.1

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

Co-Autor: Dr. med. Lydia König

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Synonym(e)

Erworbene Hypothyreose; Hypothyreoidismus erworbener

Definition

Erworbene, Unterversorgung des Organismus mit den Schilddrüsenhormonen Triiodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) und einem daraus resultierenden Zustand eines Hypometabolismus. Bei dieser speziellen Hormonangelsituation verlangsamen sich zahlreiche Stoffwechselfunktionen des Körpers. Die Folgen sind geringere körperliche und geistige Leistungsfähigkeit. Bei florider Hypothyreose ist die Diagnose naheliegend. Bei weniger ausgeprägter Hypothyreose steht eine uncharakteristisches Beschwerdebild im Vordergrund; teils können auch Symptome völlig fehlen. 

Bei Kindern kann eine sehr früh erworbene (meist Jodmangel in Jodmangelgebieten) oder eine angeborene Hypothyreose (1:3.270 Geburten) zu körperlichen und geistigen Entwicklungsverzögerungen führen, deren Vollbild bei fehlender Behandlung als (endemischer) Kretinismus bezeichnet wird (s. u. angeborene Hypothyreose).

Einteilung

Primäre (thyreogene) Hypothyreose (das Organ Schilddrüse selbst ist ursächlich für die Hypothyreose; Sekretionsleistung der Schilddrüse ist für die Anforderungen des Organismus ist unzureichend; häufigste Ursache)

  • Hypothyreose als Folge einer autoimmunologischen Erkrankung (z.B. durch eine chronische lymphozytäre Thyreoiditis Hashimoto – (E06.3), sehr selten im Gefolge eines polyglandulären Autoimmunsyndroms (E31.0)).
  • Iatrogene Hypothyreose (nach Strumektomie, nach Radiojodtherapie, medikamentös induziert: Thyreostatika, Lithium, Sunitinib, Amiodaron)

Sekundäre hypophysäre Hypothyreose (sehr seltene Hypophysenvorderlappeninsuffizienz -Hypopituitarismus- TSH ist reduziert.

Tertiäre hypothalamische Hypothyreose (sehr selten): ausgelöst entweder durch Mangel an Thyrotropin Releasing Hormone (TRH), oder durch eine Unterbrechung des Portalgefäßsystems zwischen Hypothalamus und Hypophyse (sog. Pickardt-Syndrom).

 

Vorkommen/Epidemiologie

Inzidenz: 0,25–1(2) %; mit zunehmendem Lebensalter ansteigend. w:m=4:1

Manifestation

Auftreten bereits im Kindesalter möglich. In der heutigen Zeit weitaus häufiger im Erwachsenenalter auftretend.

Klinisches Bild

Hautveränderungen bei erworbener Hypothyreose:

  • Eruptive Xanthome
  • Haare: rau und struppig, brechen leicht ab
  • Langsames Haarwachstum
  • Haut, trocken, kalt, rau
  • Kapillarfragilität
  • Makroglossie
  • Myxödem
  • Nägel dünn, streifig
  • Nagelwachstum, verzögert
  • Onycholyse (selten)
  • Pachydermoperiostose, symptomatische
  • Rarefizierung der lateralen Augenbrauen
  • Trommelschlegelfinger.

Klinisches Bild

Symptome entwickeln sich langsam. Müdigkeit, Antriebsminderunng, Konzentrationsunfähigkeit, gesteigertes Schlafbedürfnis, Kälteempfindlichkeit, Obstipation, Gewichtszunahme, psychomotorische Verlangsamung, langsame verwaschene raue Sprache, Zyklusstörungen, Libidoverlust, verlängerter Achillessehnenreflex. Durch Einlagerungen hydrophiler Glykosaminoglykane kommt es zu Schwellungen im Gesicht (v.a. periorbital), an Hand- und Fußrücken sowie an Unterarmen und prätibial. Seltener sind Parästhesien, Karpaltunnelsyndrom. 

Altershpothyreose: Insbes. bei älteren Menschen entwickelt sich meist nicht das Vollbild der klinischen hypothyreotischen Symptomatik, sondern eine uncharakteristische Oligosymptomatik mit Adynamie, Obstipation, Kälteempfindlichkeit, depressiver Verstimmung, kardiale Symptome mit Stenokardie. Symptome werden häufig als „Altersbeschwerden“ gedeutet.

Labor

TSH erhöht, meist normochrome Anämie, Serumcholesterin und die CK erhöht. TSH bei primärer Hypothyreose erhöht; bei sekundärer/tertiärer Hypothyreose erniedrigt (oder normal). fT4 bei allen klinisch relevanten Formen erniedrigt. Bei den subklinischen Formen aber noch normal.

Interne Therapie

Bei unkomplizierter Hypothyreose 100-200ug L-Thyroxin oral (einschleichend dosieren bei älteren und kardial vorgeschädigten Patienten). Dosis langsam steigern (monatlich um 5ug/Tag) bis sich Symptome und Labor normalisieren. Bei Patienten über 70 Jahre wird ein leicht erhöhtes TSH (4-6 mU/l) empfohlen.

Literatur
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  1. Herold G (2019). Innere Medizin. Köln S 759

Verweisende Artikel (1)

Morbus Morbihan;

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