Thyroxin

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Dr. med. S. Leah Schröder-Bergmann

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Zuletzt aktualisiert am: 23.08.2024

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Synonym(e)

3,3',5,5'-Tetraiod-L-thyronin, 2-Amino-3-[4-(4-hydroxy-3,5-diiodphenoxy)-3,5-diiodphenyl]propansäure; 55-03-8; CAS-Nr: 51-48-9; DL-Thyroxin; Levothyroxin; L-(−)-Thyroxin; (S)-Thyroxin; T4; Tetraiodthyronin; Thyroxinum

Definition

Thyroxin (von griech. „thyreoeides“ schildartig) auch T4 genannt, ist ein Hormon, das in der Schilddrüse des Menschens (Bildung auch bei Säugetieren) gebildet wird; es dient als Prohormon für Triiodthyronin, das auch als T3 bezeichnet wird. T4 wird peripher durch Monoiodination (Außenringdeiodination) in das eigentlich biologisch wirksame Trijodthyronin (T3) konvertiert.

Durch eine Deiodination des Innenrings entsteht das inaktive reverse T3 (s.u. Hemmungen der T4-T3-Konversion). Das natürlich vorliegende T4-Homon ist L-Thyroxin (wird in der wissenschaftlichen Literatur „Thyroxin“ ohne Präfix aufgeführt, so ist i.A. L-Thyroxin gemeint).

Thyroxin wird pulsativ von der Schilddrüse sezerniert. Pro Tag werden zwischen 100-150ug T4 produziert. Im Blut wird das lipophile T4 an Bindeproteine (Transprotproteine) gebunden, zu 75% an TGB (Thyroxinbindendes Globulin, ein in der Leber synthetisiertes Protein) gebunden, zu 15% an Präalbumin, zu 10% an Albumin. 0,03% des T4 (fT4) und 0,4% des T3(fT3) liegen in freier Form vor.

Allgemeine Information

Biochemisch betrachtet ist Thyroxin eine nicht-proteinogene alpha-Aminosäure mit der Summenformel C15H11I4NO4. Thyroxin ist wie Trijodthyronin essentiell für den Energiestoffwechsel sowie wichtiger Partner für viele andere Hormone wie z. B. Insulin, Glukagon, Somatotropes Hormon und Adrenalin. Das übergeordnete hypophysäre Regulativhormon ist das Thyreoidea-stimulierende Hormon, TSH auch  Thyreotropin genannt. Das Thyroxin-Molekül enthält vier 4-Iodatome (Tetraiodthyronin; daraus resultiert die Bezeichnung T4). Die Halbwertszeit von Thyroxin beträgt etwa 8 Tage.

Zum Nachweis von Thyroxin im Serum und zur Therapiekontrolle stehen enzymimmunologische und radioimmunologische Verfahren zur Verfügung.

Vorkommen

Referenzbereiche: 

Gesunde Erwachsene: 77-142 nmol/l

Kinder haben höhere, ältere Erwachsene niedrigere Referenzbereiche (sog. schiefe Normalverteilung). Pathologisch erhöht ist Thyroxin bei der Hyperthyreose; auch im Frühstadium einer Hashimoto-Thyreoiditis möglich. Erniedrigte Werte bei Hypothyreose (z.B.nach Strumektomie, Radioiodtherapie, thyreostatischer Therapie).

Falsch erhöhte Thyroxinwerte durch TGB-Erhöhung (Östrogene z.B. bei Gravidität, Kontrazeptiva, medikamentöse –z.B. Amiodaron, Fluorouracil, Heroin) – Hinweis: fT4 ist hierbei nicht erhöht!

Falsch erniedrigte Thyroxinwerte durch TGB-Erniedrigung (Proteinsynthesestörungen z.B. bei Leberzirrhose, Proteinverluste bei nephrotischem Syndrom, genet. determinierten Synthesestörungen - selten).

Interne Therapie

Thyroxin wird zur Behandlung der Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) eingesetzt. Das Hormon gehört zu den 5 weltweit am häufigsten verordneten Medikamenten. Patienten mit Hypothyreose sind in der Regel auf einen lebenslangen Hormonersatz angewiesen. Die Dosis liegt beim Menschen meist zwischen 12,5 µg und 200 µg pro Tag. Neben seiner Anwendung bei der Hypothyreose wird Thyroxin in Ergänzung einer ausreichenden Jodversorgung zur Behandlung einer Struma eingesetzt. Ferner dient das Schilddrüsenhormon bei resezierten Schilddrüsenkarzinomen zur Verhinderung von Rezidiven. Bei der Hyperthyreose ist die Gabe von Thyroxin i.A. kontraindiziert. Schilddrüsenhormone induzieren bei Überdosierung eine Insulinresistenz, bei Frauen nach der Menopause steigt das Osteoporoserisiko.

Hinweis(e)

Störung der T4-T3-Konversion:

  • Verschiedene, schwere nicht Schilddrüsen-bezogene Erkrankungen (Euthyroid-Sick-Syndrom, non-thyroid illness, NTI) führen zu einer Störung der T4-T3 Konversion und lenken die Monodeiodination vom biologisch aktiven T3 zum biologisch  inaktiven rT3. T3 ist vermindert; es kommt zum typischen Low-T3-Syndrom.
  • Medikamente: Versch. Medikamente können diesen Konversionsmechanismus beeinflussen:  Glukokortikosteroide, Betablocker, Thyreostatika, Amiodaron (ist iodsubstituiert).

Präparate:

  • Euthyrox® (A, CH, D), L-Thyrox® (D), L-Thyroxin® (D)
  • Kombinationspräparate mit Triiodthyronin: Novothyral® (A, CH, D), Prothyrid ®(D), Thyreocomb® (D)
  • Kombinationspräparate mit Kaliumiodid: Jodthyrox® (D, A), L-Thyrox Jod® (D)

 

 

Literatur
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  1. Böhm BO (2018) Schilddrüsenhormone. In: Neumeister B et al. (Eds) Klinikleitfaden Labordiagnostik. Elsevier GmbH S. 296-297

Tabellen

Allg. Patienteninformation

  • L-Thyroxin ist ein Schilddrüsenhormon und dient unter anderem der Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion
  • Es kann Wochen (bis Monate) dauern, bis die für den Patienten passende Wirkstärke gefunden ist
  • L-Thyroxin ist bei richtiger Dosierung gut verträglich. Es kann jedoch leicht unter- oder überdosiert werden. Letzteres äußert sich in den typischen Beschwerden einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
  • Menschen mit Herz-Kreislauf-Krankheiten sollten den Wirkstoff vor allem zu Beginn sehr vorsichtig einnehmen – in enger Absprache mit dem Arzt
  • L-Thyroxin kann mit zahlreichen Wirkstoffen, aber auch mit Lebensmitteln, wechselwirken. So behindert zum Beispiel Milch die Aufnahme von L-Thyroxin im Darm, ebenso wie bestimmte Kalziumtabletten, Eisenpräparate und Antazida. Letztere binden Magensäure und werden unter anderem bei Sodbrennen eingesetzt. Auch sojahaltige Produkte und fettige Mahlzeiten können die Resorption des Schilddrüsenhormons im Darm vermindern.
  • Arzneimittel wie Glukokortikosteroide ("Kortison"), Betablocker (Blutdrucksenker), Mittel zur Empfängnisverhütung ("Pille") oder Hormone zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden können die Wirkung von L-Thyroxin vermindern.
  • Levothyroxin verändert seinerseits die Wirkung von Arzneien: Es kann zum Beispiel den blutzuckersenkenden Effekt von Metformin, Insulin oder Glibenclamid abschwächen. Vor allem zu Beginn einer Therapie mit dem Schilddrüsenhormon sollten Menschen mit Diabetes daher regelmäßig den Blutzucker überprüfen. L-Thyroxin kann außerdem die blutgerinnungshemmende Wirkung von Arzneien wie Phenprocoumon erhöhen. Daher empfehlen sich auch hier regelmäßige Kontrollen.
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