Synonym(e)
Definition
Aggressives, oft mit einer glutensensitiven Enteropathie (Zöliakie) assoziiertes Non-Hodgkin Lymphom des Gastrointestinaltraktes. Der Tumor entsteht aus intestinalen, intraepithelialen zytotoxischen T-Zellen. Am häufigsten sind Dünndarm sowie Mesenterium betroffen; andere Lokalisationen im Gastrointestinaltrakt sind seltener.
Einteilung
In älteren Klassifikationen wurde nach:
- EATL Typ 1: in 80–90 % mit glutensensitiver Enteropathie assoziiert, CD56-negativ (EATZL entwickelt sich häufig aus EATL Typ 2, kann aber auch "de novo" bei Personen mit Zöliakie auftreten (Chander U et al. 2018).
- EATL Typ 2: in 10-20% keine Assoziation mit der Glutensensitiven Enteropathie, CD56-positiv (neue Nomenklatur: Monomorphes epitheliotropes intestinales T-Zell Lymphom).
eingeteilt.
Nach der aktuellen WHO-Klassifikation von 2017 wird die Bezeichnung "EATL" nur noch für den vorherigen Typ 1 verwendet.
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Vorkommen/Epidemiologie
Seltene Erkrankung; <5 % aller gastrointestinalen Lymphome und < 1 % aller Non-Hodgkin Lymphome sind Enteropathie-assoziierte T-Zell-Lymphome
Klinisches Bild
Abdominalschmerzen (häufigstes Symptom); weiterhin sind Symptome der Glutensensitiven Enteropathie nachweisbar wie Steatorrhö, Blähungen, Gewichtsabnahme, Malabsorption, gastrointestinale Blutung, Anämie, B-Symptomatik, intestinale Obstruktion oder Darmperforation (Chander U et al. 2018).
Ein Großteil der Patienten stellt sich im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung vor. Bei vielen Patienten wird die Diagnose Glutensensitive Enteropathie erst gestellt, wenn auch das Enteropathie-assoziierte T-Zell-Lymphom diagnostiziert wird.
Kutane Manifestationen sind im Rahmen einer Systematisierung des Lymphoms möglich. Das klinische Bild lässt zwar einen kutanen Lymphomverdacht aufkommen, ist ansonsten jedoch nur über das histologische und molekularbiologische Muster zu verifizieren (Bisig B et al. 2022) .
Histologie
Nachweis einer T-Zell-Klonalität, Tumorzellen variabler Größe und je nach Typ Expression verschiedener Rezeptoren wie CD56 oder CD8. Genetisch zeigen ETL häufig chromosomale Zugewinne von 9q33-q34. Der Nachweis von rekurrierenden aktivierende Mutationen in Mitgliedern des JAK/STAT-Signalwegs, könnte darauf hindeuten, dass die Deregulierung der Zytokin-Signalübertragung ein frühes Ereignis in der Lymphomagenese ist.
Therapie
Konsequente Glutenfreie Diät, gfl. Steroide bei Patienten mit EATL Typ 1 und refraktären Symptomen der Glutensensitiven Enteropathie.
Chemotherapie noch nicht standardisiert, Teilnahme im Rahmen von Studien empfohlen; üblicherweise CHOP-Schema, ggf. mit einer zusätzlichen Applikation Gabe von Etoposid (bei Patienten < 60 Jahre)
Auch die autologe Stammzelltransplantation ist eine therapeutische Option.
Verlauf/Prognose
Der Tumor verhält sich aggressiv. Häufige Metastasierung in Leber, Milz, Haut und andere Organe. Typische Komplikation ist die Darmperforation. Die mittlere Überlebensrate ab Diagnose beträgt 10 Monate.
Hinweis(e)
Gastrointestinale Lymphome sind fast ausschließlich Non-Hodgkin-Lymphome (NHL). Sie entstehen etwas häufiger im Magen als im Darm und gehen zumeist von B-Zellen aus. Aggressive NHL, v.a. allem das diffuse, großzellige B-Zell-Lymphom oder das Enteropathie-assoziierte T-Zell-Lymphom, sind im Gastrointestinaltrakt öfter anzutreffen als indolente Lymphome (De Leval L et al. 2015).
Fallbericht(e)
Berichtet wird über den Fall eines 51-jährigen Mannes mit langjähriger Zöliakie und einem sich rasch vergrößernden knotigen Tumor am Capillitium, der auf eine DUSP22-veränderte CD30+ T-Zell-Lymphoproliferation zurückzuführen war. Die anschließende Anamnese ergab ein intestinales Enteropathie-assoziiertes T-Zell-Lymphom (EATL). In den kutanen und intestinalen Läsionen fanden sich identische monoklonale TR-Gen-Rearrangements und für EATL typische Mutationen in STAT3 und JAK1. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass DUSP22-Rearrangements nicht vollständig spezifisch für Anaplastische großzellige Lymphome (ALCLs) sind, selten jedoch als sekundäre Aberration bei EATL auftreten können. DUSP22-Rearrangements erweitern die Differentialdiagnose von bei kutanen CD30+ lymphoproliferativen Erkrankungen.
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
- Bisig B et al. (2022) Cutaneous presentation of enteropathy-associated T-cell lymphoma masquerading as a DUSP22-rearranged CD30+ lymphoproliferation. Virchows Arch 481:653-657
- Chander U et al. (2018) Pathogenesis of Enteropathy-Associated T Cell Lymphoma. Curr Hematol Malig Rep13:308-317.
- De Leval L et al. (2015) Recent advances in intestinal lymphomas. Histopathology 66: 112-135.
- Ganapathi KA et al. (2014) Early lymphoid lesions: Conceptual, diagnostic and clinical challenges. Haematologica 99: 1421-1432.
- Luchtel RA et al. (2018) Molecular profiling reveals immunogenic cues in anaplastic large cell lymphomas with DUSP22 rearrangements. Blood 132:1386-1398
- Malamut G et al.(2014) Small intestinal CD4+ T-cell lymphoma is a heterogeneous entity with common pathology features. Clin Gastroenterol Hepatol 12: 599-608.
- Margolskee E et al. (2013) Indolent small intestinal CD4+ T-cell lymphoma is a distinct entity with unique biologic and clinic features. PLoS One 8: e68343.
- Perry AM et al. (2013) Indolent T-cell lymphoproliferative disease of the gastrointestinal tract. Blood 122: 3599-3606
- Takeuchi K et al.(2010) Lymphomatoid gastropathy: A distinct clinicopathologic entity of self-limited pseudomalignant NK-cell proliferation. Blood 116: 5631-5637.
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