Synonym(e)
Definition
Aromatase-Hemmstoffe werden als zielgerichtete Tumortherapeutika mit antiöstrogenen und antitumoralen Eigenschaften zur Behandlung des Brustkrebses bei postmenopausalen Frauen eingesetzt.
Pharmakodynamik (Wirkung)
Die selektiven Aromatase-Hemmstoffe supprimieren die Estradiolsynthese aus Adrostendion und Testosteron und reduzieren den Estradiospiegel drastisch, indem sie die Umwandlung von Androgenen in Östrogene durch das Enzym Aromatase im Muskel- und Fettgewebe verhindern („Aromatisierung“). Dort findet die Biosynthese des Östrogens nach der Menopause statt. Unterschieden werden steroidale und nicht-steroidale Aromatase-Hemmstoffe.
- Die nichtsteroidalen Aromatase-Hemmstoffe– Anastrozol und Letrozol – binden kompetitiv an den Hämanteil der Aromatase.
- Der steroidale Aromatase-Hemmstoff Exemestan inaktiviert das Enzym hingegen irreversibel.
Die Verminderung des Estradiospiegels übertrifft den physiologischerweise beobachteten Abfall nach der Menopause, da auch Androgene adrenalen Ursprungs nicht mehr zu Estradiol aromatisiert werden. Durch das Absinken der Estradiospiegel wird das Wachstum östrogenabhängiger (ER-positiver, s.u. Östrogenrezeptoren) Tumoren verlangsamt. Die Aromatase-Hemmstoffe werden metabolisch eliminiert. Beim Abbau von Exemestan und Letrozol ist CYP3A4 (s.u. Cytochrom-P450-Enzyme) beteiligt.
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Wirkungsspektrum
Aromatase-Hemmstoffe bewirken jedoch keine ausreichende Verminderung der ovariellen Östradiolproduktion. Durch die Blockade der peripheren Östrogenbildung kann es in der Prämenopause sogar zur Aktivierung der Gonadotropin-Achse und folgend zu einer ovariellen Überstimulation kommen. Insofern wurden Aromatase-Hemmstoffe primär bei postmenopausalen Patientinnen mit fortgeschrittenem oder metastasiertem Mammakarzinom eingesetzt. Seit der Veröffentlichung der Daten aus zwei Phase-III-Studien (TEXT und SOFT) können Aromatasehemmer jedoch auch in der Prämenopause eingesetzt werden, allerdings nur in Kombination mit ovarieller Suppression.
Indikation
Die Präparate sind beim metastasierten Mammakarzinom zugelassen. Bei postmenopausalen Frauen stehen Aromataseinhibitoren und Tamoxifen als adjuvante Behandlungsoptionen zur Verfügung. Neben einer „Upfront“-Therapie (fünf Jahre Aromataseinhibitoren) ist auch eine sogenannte Switch-Therapie mit Wechsel des Medikaments (Tamoxifen Aromataseinhibitoren oder Aromataseinhibitoren → Tamoxifen) möglich.
Unerwünschte Wirkungen
Die Arzneimittel müssen aufgrund der langen Halbwertszeit nur einmal täglich eingenommen werden. Die Nebenwirkungen sind mit Wechseljahrbeschwerden vergleichbar. Sie sind Folge des Mangels an Estradiol und beinhalten unter anderem Hitzewallungen, trockene Vagina, Osteoporose mit Spontanfrakturen, Arthralgien, Myalgien, Müdigkeit, Schwitzen und Kopfschmerzen.
Arthralgien: Da das Auftreten von Gelenkschmerzen den häufigsten Grund für einen Therapieabbruch darstellt, nehmen sowohl die Aufklärung als auch das wirksame Management der Beschwerden eine bedeutende Rolle ein.
Osteoporose: Die aktuelle S3-Leitlinie Osteoporose (www.dv-osteologie.org) empfiehlt daher eine Erfassung von zusätzlichen Risikofaktoren (zum Beispiel Co-Medikation mit Kortikosteroiden, Immobilität) vor Beginn einer -Behandlung mit Aromatase-Hemmstoffe und gegebenenfalls eine Basisdiagnostik mit Überprüfung der Knochendichte (insbesondere bnei Frauen > 60 Jahre).
Hautveränderungen sind eher selten: Kutane Vaskulitiden, leukozytoklastische Vaskulitiden, Erythema nodosum, unspezifische Erytheme, Subakut-kutaner Lupus erythematodes (Shoda H et al. 2005; Woodford RG et al. 2019). Vereinzelt wurden auch Radiation-Recall-Dermatitis beschrieben (Kim YJ et al. 2020). Als Therapie werden je nach Hautzustand topische Kortikosteroide empfohlen. Gfls. wird ein alternativer Aromatase-Inhibitor empfohlen.
Im Vergleich zu den Östrogenrezeptor-Antagonisten treten weniger thromboembolische Ereignisse und Endometriumkarzinome auf.
Kontraindikation
Kontraindiziert sind diese Mittel grundsätzlich bei Frauen vor der Menopause (Schwangerschaft, Stillzeit).
Anastrozol darf nicht bei Frauen mit schweren Leber- oder Nierenfunktionsstörungen angewendet werden.
Präparate
Hinweis(e)
Das Risiko für thromboembolische Ereignisse und Endometriumkarzinome ist während der Therapie mit Aromatasehemmer geringer als unter einer Therapie mit selektiven Östrogenrezeptor-Modulatoren wie z.B. Tamoxifen.
Die Aromatasehemmer werden im Bodybuilding und als Dopingmittel missbraucht. Sie hemmen die Umwandlung der anabolen Steroide in Östrogene und sollen der Entstehung einer Gynäkomastie vorbeugen.
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
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