Synonym(e)
Definition
Summe der Funktionsstörungen durch intestinal oder kutan absorbierte Giftstoffe. Die Exposition und der zeitliche Verlauf der Symptome können akut (akzidentell und suizidal), subakut oder chronisch (Arzneimittelnebenwirkung, Berufserkrankung) sein. Die Zahl der Gifte ist unbegrenzt, z.B. Brandgase, Chlor, DDT, E 605, Phospor, Putzmittel im Haushalt, Digitalis, Antihistaminika, Psychopharmaka, Schlaf- und Schmerzmittel, Opiate, Mottenkugeln, Muskatnuss, Nikotin. Die Symptomatik ist je nach Gift z.T. unterschiedlich und kann zentralnervöse, intestinale, pulmonale und kardiale Störungen aufweisen.
Therapie
Tabellen
Entgiftung und Beschleunigung der Giftelimination
Maßnahmen |
Anwendung/Durchführung |
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Verhütung weiterer Resorption bei Aufnahme per os |
Kochsalz-Emesis |
Bei bewusstseinsklaren Pat. 1-2 Glas einer Kochsalzlösung (1-2 Eßlöffel/Glas). |
Alternativ: Apomorphin oder Magenspülung |
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Apomorphin-Emesis |
Bei bewusstseinsklaren Pat. 0,1-0,15 mg/kg KG s.c. Zusätzlich 10 mg Norfenefrin i.m. zur Kreislaufstabilisierung |
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Ipecacuanha-Emesis |
Bei bewusstseinsklaren Kindern unter 6 Jahren (kein Kochsalz- oder Apomorphin Erbrechen). |
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Kinder < 1 ½ Jahre: 10 ml Sirup |
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Kinder < 1 1/2-4 Jahre: 15 ml Sirup |
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Kinder > 4 Jahre: 20 ml Sirup, anschließend 200 ml Wasser |
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Magenspülung |
Bei bewusstseinsgetrübten Pat. in Halbseitenlage oder Kopftieflage mit 10-30 Litern, ggf. auch mit 30-60 Litern Wasser, und anschl. 30-40 g Aktivkohle spülen |
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Beschleunigung der Elimination |
12 Liter Elektrolytlösung infundieren und innerhalb von 24 Std. ausscheiden. Gefahr der Niereninsuffizienz, Nierenparameter kontrollieren! |
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Hyperventilation |
Insufflation von CO2 (bei Vergiftung mit Kohlenwasserstoffen) |
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Unterbrechung des enterohepatischen Kreislaufs |
Instillation von Aktivkohle oder Cholestyramin im Duodenum (3mal 4 g/24 Std.) |
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Hämoperfusion |
Extrakorporale Giftelimination |
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Hämodialyse |
Elimination nur nierengängiger Giftstoffe |
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Weitere Verfahren |
Plasmaseparation, Ultrafiltration, Peritonealdialyse, Blutaustauschtransfusion |
Spezifische Antidots oder spezifische Behandlung
Toxine/Ursache der Vergiftung |
Antidota |
Schwermetalle (Arsen, Quecksilber, Gold, z.T. organisches Quecksilber) |
Chelatbildner (Dimercaprol, D-Penicillamin) |
Blausäure |
Methämoglobinbildner (Amylnitrit, Natriumnitrit, Dimethylaminophenol) |
Kobaltverbindungen zur CN-Bindung (Co-EDTA, Hydroxocobalamin, Natriumthiosulfat) |
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Organophosphate |
Atropin |
Oxime als Reaktivatoren (Toxogonin, PAM) |
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Morphin und Derivate |
Morphinantagonisten (Levallorphan, Naloxon) |
Methämoglobinbildner |
Thionin, Methylenblau |
Dicumarol und Derivate |
Vitamin K |
Fluoride |
Calciumsalze |
Methanol |
Ethanol |
Schlangen- und Spinnenbisse |
Spezifische Antiseren |
Kohlenmonoxid |
Keine Analeptika!, reine Sauerstoff-Gabe oder Carbogen. |
Blei |
D-Penicillamin oder CaNa2-EDTA. Dimercaprol ist kontraindiziert! |
Thallium |
Kolloidales Eisen (III)-hexacyanoferrat (II), sonst frühzeitig symptomatisch. Dimercaprol kontraindiziert! |
Beryllium |
Salicylsäure und Aurintricarbonsäure als Chelatbildner |
Carbaminsäure (Carbamate) |
Atropin in hohen Dosen |
Lösemittel |
Nicht Erbrechen induzieren! Flüssiges Paraffin (5 ml/kg KG), Laxantiengabe. Kein Rizinusöl - Öle beschleunigen die Resorption! |
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
- Henderson A et al. (1993) Experience with 732 acute overdose patients admitted to an intensive care unit over six years. Med J Aust 158: 28–30
- von Mach MA et al. (2003) Current diagnosis of poisoning. Dtsch Med Wochenschr 128: 1121-1123
- Wegner R (2002) Poisoning due to heavy metals and arsenic. Internist (Berl) 43: 818, 821-827
Verweisende Artikel (7)
Antidot; Barbituratintoxikation; Fettembolie; Hirntod; HITS; Intoxikation; Koma-Blasen;Disclaimer
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