Urogenitalinfektion mit Chlamydia trachomatis A56.0

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles, Dr. Michael Hambardzumyan, Dr. med. Katja König

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Synonym(e)

Einschlusskörperchenurethritis; Urethritis durch Chlamydien; Urethritis Typ Waelsch

Definition

Meist beim Geschlechtsverkehr übertragene Infektion der Harnröhre mit Chlamydia trachomatis. S.a. Lymphogranuloma inguinale, s.a. postgonorrhoische Urethritis.

Vorkommen/Epidemiologie

Der Anteil an den unspezifischen Urethritiden beträgt 35-60% (weiter zunehmend).

In Deutschland geht man von ca. 300.000 Neuerkrankungen pro Jahr  aus. Bei etwa 7 von 10 infizierten Frauen und 5 von 10 infizierten Männern verläuft die Infektion asymptomatisch.

Klinisches Bild

Inkubationszeit: 4 Tage bis 1 Monat. Glasiger bis eitriger Fluor urethralis. Schmerzen in der Harnröhre. Bei Frauen häufig keine klinischen Symptome, ansonsten sind Blutungsstörungen ein typisches Leitsymptom durch Befall des Zylinderepithels der Zervix und nachfolgende aszendierende Infektion. In den Eileitern können die Bakterien über Jahre persistieren und zu Tubenverschlüssen mit nachfolgender Sterilität, Pyo- und Hydrosalpinx führen. Weitere Folgeschäden sind Extrauteringravidität, Arthritis, Infektion des Neugeborenen unter der Geburt und Perihepatitis.

Bei Männern ist die Urethra die Haupteintrittspforte mit der Folge von Epididymitis und Infertilität.

Diagnose

Ausstrichpräparat (fluoreszeinmarkierte Antikörper, Färbung mit Jod oder nach Papanicolaou), kultureller Erregernachweis, Antikörpernachweis, Nukleinsäureamplifikationstest (NAAT), letzterer ist die Methode der Wahl und wird vorwiegend an Erststrahlurin und Zervixabstrichen durchgeführt. Die Sensitivität des Zervixabstriches ist aufgrund der höheren Erregerdichte etwas größer.

In Deutschland besteht ein flächendeckendes Screening bei jungen Frauen bis zum 25. Geburtstag einmal jährlich und bei Schwangeren  (einzige Möglichkeit, asymptomatische Befallene zu identifizieren!). Hierzu wird Erststrahlurin, also die ersten 10 ml, aufgefangen (Tipp: vor Ort in der Praxis produzieren lassen!)

Therapie allgemein

Zusammenarbeit mit Urologen. Körperliche Schonung, Bettruhe. Beim Mann ggf. Hodenbänkchen (Hoden hochlagern). Viel Trinken, am besten mild desinfizierende Nierentees (z.B. Mischtees aus Bärentraube, Hauhechelwurzel, Birkenblättern u.a.).

Interne Therapie

  • Unkomplizierte Verlaufsform: Doxycyclin (z.B. Doxy Wolff) 2mal/Tag 100 mg p.o. oder Tetracyclin (z.B. Achromycin) 4mal/Tag 500 mg p.o. über 10-14 Tage. Bei Dysurie zusätzliche Gabe eines Analgetikums/Spasmolytikums wie Flavoxat (z.B. Spasuret) 3-4mal/Tag 200 mg p.o. Alternativ: Erythromycin (z.B. Erythrocin) 4mal/Tag 500 mg für 7?(14) Tage oder Azithromycin (z.B. Zitromax) 1mal/Tag 1,5 g p.o. oder besser 2 x 1,5g als Einmaldosis. Mittlerweile bestehen zunehmende Resistenzen gegen Azithromycin!
  • Merke! Mitbehandlung aller Sexualpartner der letzten 60 Tage!

  • Komplizierte Verlaufsform: Antibiotika wie oben über mind. 14 Tage. Ggf. Glukokortikoide in niedrigen Dosen wie Prednisolon 20-40 mg/Tag unter rascher Dosisreduktion. Gabe von Antiphlogistika und/oder Analgetika/Spasmolytika wie Flavoxat (z.B. Spasuret) 3-4mal/Tag 200 mg p.o. S. Leitfaden der Deutschen STI-Gesellschaft S. 14


Schwangerschaft

  • Erythromycin-Ethylsuccinat 4x880mg als Granulat oder Trockensaft über 7 Tage 
  • Alternativ (laut Leitlinien der DGGG und CDC): Amoxicilin 3x500mg / 1-10 Tagen
  • Azithromycin und Roxithromycin in der zweite Linie (2 x 150mg Roxithromycin über 10 Tage, besser verträglich als Erythromycin)
  • Kontraindiziert sind Tetrazykline, Gyrasehemer, Clarythromycin und Erythromycin-Estolat sowohl in der Embryonal- und Fetalperiode als auch in der Stillzeit.

Nach der Therapie:

  • Erfolgskontrolle mittels Urintests 4 Wochen nach Behandlungsende (Tipp: in derselben Urinprobe Gonokokken mitbestimmen lassen, Co-Infektionen sind nicht selten!)

Literatur
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  1. Gall H et al. (1999) Pathogen spectrum of urethritis in the man. Hautarzt 50: 186-193
  2. Gaydos CA et al. (2004) Comparison of three nucleic acid amplification tests for detection of Chlamydia trachomatis in urine specimens. J Clin Microbiol 42: 3041-3045
  3. Gschnait F (1986) Genitale Chlamydieninfektionen. Hautarzt 37: 312-319
  4. Jensen JS (2004) Mycoplasma genitalium: the aetiological agent of urethritis and other sexually transmitted diseases. J Eur Acad Dermatol Venereol 18: 1-11
  5. Lomas DA et al. (1993) Chemotactic activity of urethral secretions in men with urethritis and the effect of treatment. J Infect Dis 167: 233-236
  6. Petzolt D et al. (1980) Genitale Chlamydieninfektionen. Hautarzt 31: 263-267

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