Synonym(e)
Definition
Seltene, zu den "sexuell transmitted diseases (STD)" zugehörige, v.a. in tropischen Ländern vorkommende und dort endemische meldepflichtige Infektionskrankheit durch Chlamydia trachomatis (L1-L3).
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Erreger
Chlamydia trachomatis Serotyp L1-L3, ein obligat intrazelluiläres Bakterium. Für die Anheftung von Chlamydia trachomatis an die Wirtszelle sind das Hitzeschockprotein 70, sowie heparinähnliche Glykosaminoglykane verantwortlich.
Vorkommen/Epidemiologie
In der westlichen Welt selten, in den Tropen und Subtropen häufigere venerische Erkrankung. Endemisch in Ost- u. Westafrika, Indien, Südostasien, Karibik und Südamerika. In einem großen spanischen Kollektiv wurden LGV-Infektionen in >90% der Fälle in MSM (men who had sex with men)-Populationen nachgewiesen. In dieser Population lag die Inzidenzrate bei 282/100.000. Fast stets lag eine Koinfektion mit HIV vor.
Lokalisation
Klinisches Bild
Inkubationszeit 5-10 Tage (z.T. auch mehrere Wochen).
- Stadium I: Primärläsion (Penis/Vulva oder genitorektal): Schmerzlose hirsekorn- bis reiskorngroße Papel, Übergang in Papulovesikel oder Papulopustel, die flach ulzeriert und seröses Sekret entleert. Flaches, schmierig belegtes Ulkus. Die Primärinfektion kann sich auch als erosive Proktitis oder Colitis darstellen.
- Stadium II: Bubonen 2-4 Wochen nach der Primärläsion einseitige oder doppelseitige bis hühnereigroße, schmerzhafte Schwellung der Leistenlymphknoten; auf der Unterlage gut, gegen die Haut nicht verschiebbar. Die Oberfläche der Knoten imponiert erst rot, dann blaurot, schließlich braunrötlich. Abszessbildung, Perforation nach außen. Fistelbildung mit Entleerung eines rahmigen weißlichgrauen, bröckligen Eiters. Eingezogene Narbenbildung. Bei Sitz der Primärläsion in Vagina oder Rektum: Befall der perirektalen und para-aortalen Lymphknoten. "Intraabdomineller Bubo": Festsitzende geschwollene Drüsen auf der Innenseite der Beckenschaufel.
- Stadium III: Elephantiasis genitoanorectalis ulcerosa, Esthiomène, anorektaler Symptomenkomplex. Über Jahre schwelendes Endstadium mit Geschwüren, Strikturen und Fibrosen in Urethra, Genitaltrakt und Rektum. Elephantiasis genitalium: Vergrößerte Labien von gummiartiger Konsistenz, glatte Wulstbildungen, tiefe Furchen, verruköse papillomatöse Wucherungen. Auch Elephantiasis von Skrotum und/oder Penis.
- Anorektaler Symptomenkomplex mit Hämorrhoiden u. Condylomata acuminata. Beteiligung der Gerota-Lymphknoten mit konsekutiver schwerer Stauung oberhalb des Afters. Verdickter, verhärteter, infiltrierter, eingezogener Enddarm mit zahlreichen Geschwüren. Perianale und perirektale Fistelbildungen. Dünner, blutig-eitrig belegter Stuhl.
Therapie
S. Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für STI
Therapie
In den Stadien I u. II antibiotische Therapie mit Sulfonamiden, Doxycyclin (z.B. Supracyclin) 2mal/Tag 100 mg für 3 Wochen, Cotrimoxazol (z.B. Cotrimox Wolff 2mal/Tag 2 Tbl.) für 14 Tage.
Alternativ Ofloxacin (z.B. Tarivid) 2mal/Tag 300 mg für 7-14 Tage, Tetracycline (z.B. Tetracyclin Wolff Kps.) 4mal/Tag 500 mg für 14 Tage oder Erythromycin (z.B. Erythrocin Filmtbl.) 4mal/Tag 500 mg für 14 Tage.
Ggf. Tetracyclin in Kombination mit Cotrimoxazol. Im Stadium III bei Vorliegen einer Elephantiasis operative Maßnahmen.
Cave! Mitbehandlung des Partners.
Schwangere und stillende Frauen sollten mit Azithromycin 1,5g p.o. einmalig oder alternativ mit Erythromycin 500mg 4x tgl. p.o über 7d (oder 2x tgl. p.o. über 14d) behandelt werden.
Verlauf/Prognose
Hinweis(e)
Klassische Verläufe mit Ulzera am Penis und regionaler Lymphknotenschwellung werden zunehmend seltener beobachtet; so treten auch Infektionen unter dem Bild einer chronischen Proktitis auf.
Cave! Bei Frauen besteht Gefahr der Sterilität!
Fallbericht(e)
26-jähriger Mann mit deutlich vergrößerten und druckschmerzhaften inguinalen Lymphknotenschwellung (s.Abb.). Vorausgegangen war vor 3 Monaten ein ungeschützter Kontakt mit unbekanntem Partner.
Befund: Kein genitales Ulcus (habe früher bestanden).
Urethra- und Rektalabstriche auf Chlamydien: negativ.
Labor: Chlamydien: LPS-IgM-ELISA: positiv; Syphilis: TPHA-Test: neg., VDRL: neg.
Bei persistierender Lymphadenopathie erfolgte eine Punktion des inguinalen Lymphknotens mit Sicherung einer Chlamydieninfektion durch Serovar L 2 mittels DNA-Nachweis.
Therapie: Doxycyclin 200mg/Tag p.o. über 3 Wochen
Verlauf: Abheilung des Befundes.
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
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