Refsum-Syndrom G60.1

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Synonym(e)

Heredopathia atactica polyneuritiformis; HMSN4; Infantile refsum disease; OMIM-266500; Phytansäurethesaurismose

Erstbeschreiber

Refsum, 1949

Definition

Sehr seltene. autosomal-rezessiv vererbte Erkrankung, bei der zwei Formen unterschieden werden: Infantile Form (ohne Hauterscheinungen – hier nicht näher erörtert: Ein Enzymmangel stört den Abbau von Phytansäure Säure in den Peroxisomen. Die Folge ist, dass sich Phytansäure und verwandte Verbindungen in den Geweben des Körpers anreichern. Die Anhäufung Phytansäure ist für die Zellen toxisch) und die adulte Form. Der Defekt der Phytansäureoxidase führt zu erhöhten Phytansäurespiegel im Serum, zu  Phytansäureablagerungen in Leber, Nieren, Gehirn und Haut.

Ätiopathogenese

Krankheitsbild das klinisch zu den vulgären Ichthyosen mit weiteren Merkmalen gehört (s.u. Ichthyosen).

Für adulte Formen beschrieben sind:

  • Mutationen des PHYH-Gens (PAHX-Gen), das auf dem Chromosom 10pter-p11.2 kartiert ist und einen Defekt der Phytanoyl-CoA Hydroxylase bedingt
  • sowie
  • Mutationen des PEX7 Gens (Genlokus: 6q22-q24) mit konsekutivem Defekt des Peroxisomal biogenesis factor-7 (Peroxin-7).

Durch eine den Enyzmdefekt  kommt es zu einer Akkumulation von Phytansäure, einer gesättigten, verzweigtkettigen Fettsäure, die ausschließlich mit der Nahrung (v.a. in Fleisch von Wiederkäuern) aufgenommen wird. Die Phytansäure wird im gesunden Organismus nicht direkt durch eine mitochondriale oder peroxisomale β-Oxidation metabolisiert sondern sie wird abgebaut über die sog. peroxisomalen alpha-Oxidation durch das Enzym Phytanoyl–CoA-Hydroxylase. 

Das defekte Enzym ist entweder die Phytanoyl–CoA-Hydroxylase selbst oder aber Peroxin-7, das für den Transport der Phytanol–CoA-Hydroxylase in die Peroxisomen verantwortliche Transportprotein.

Die Folge ist eine Akkumulation der Phytansäure im Serum und in versch. Geweben, so auch in den Keratinozyten (Nachweis von Lipidvakuolen  in den Keratinoyzten).  

Manifestation

Erstmanifestation Kinder >10 Jahre); auch im höheren Erwachsenenalter möglich.

Klinisches Bild

Bei einigen Patienten klinisches Bild einer (leichten) klassischen vulgären Ichthyose (s.u. Ichthyosen; s.a. Ichthyosis vulgaris, autosomal-dominante) mit palmoplantaren Keratosen unterschiedlicher Ausprägung, auch ichthyotische Erythrodermie.

Extrakutane Manifestationen: Polyneuritis, Paresen vor allem im distalen Bereich der Beine und der Arme, Retinitis pigmentosa, Nachtblindheit, Papillenabblassung, zerebellare Ataxie, Anosmie.

Labor

Liquor-Eiweißvermehrung bei normaler Zellzahl.

Histologie

Zeichen der Orthhyperkeratose mit reduziertem oder fehlendem Str. granulosum (Merkmale der Ichthyosis vulgaris). Lipidhaltige Vakuolen in den Keratinozyten. 

Therapie

Unter Phytansäure-armer Diät (z.B. kein grünes Gemüse, Milchprodukte) Verbesserung der Symptomatik.

Verlauf/Prognose

Gute Beeinflussbarkeit durch Diät. Plötzliche Todesfälle wurden beobachtet.

Literatur
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  1. Budden SS et al. (1986) Dysmorphic syndrome with phytanic acid oxidase deficiency, abnormal very long chain fatty acids, and pipecolic acidemia: studies in four children. J Pediatr 108: 33–39
  2. Choksi V et al. (2003) Infantile refsum disease: case report. AJNR Am J Neuroradiol 24: 2082-2084
  3. Refsum S, Salomonsen L, Skatvedt M (1949) Heredopathia atactica polyneuritiformis in children. J Pediat 35: 335-343
  4. Sá MJ et al. (2015) Infantile Refsum Disease: Influence of Dietary Treatment on Plasma Phytanic Acid Levels. JIMD Rep PubMed PMID: 26303611.
     

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