Radiodermatitis chronischeL58.1

Autoren:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

Alle Autoren dieses Artikels

Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

This article in english

Synonym(e)

chronische Radiodermatitis; chronische Röntgendermatitis; chronischer Strahlenschaden; Radioderm; Radiodermie; Röntgenatrophie; Röntgendermatitis chronische; Röntgenhaut; Röntgenoderm; Röntgenspätfolgen

Kostenlose Fachkreis-Registrierung erforderlich

Bitte melden Sie sich an, um auf alle Artikel, Bilder und Funktionen zuzugreifen.

Unsere Inhalte sind ausschließlich Angehörigen medizinischer Fachkreise zugänglich. Falls Sie bereits registriert sind, melden Sie sich bitte an. Andernfalls können Sie sich jetzt kostenlos registrieren.


Kostenlose Fachkreis-Registrierung erforderlich

Bitte vervollständigen Sie Ihre Pflichtangaben:

E-Mail Adresse bestätigen
oder
Fachkreisangehörigkeit nachweisen.

Jetzt abschließen

Definition

Chronischer Röntgenschaden der Haut, der sich nach einer Latenzzeit von Monaten bis Jahren nach der Einwirkung  ionisierender Strahlen auf die Haut im Bestrahlungsfeld einstellt. Die chronische  Radiodermatitis wird seit längerem unter der Bezeichnung: Kutanes Strahlensyndrom subsumiert. 

Ätiopathogenese

Strahlendosen 12–15 Gy (1200–1500 Rd), nach Radiodermatitis acuta 2. und 3. Grades oder bei wiederholten kleinen Strahlendosen. Ionisierende Strahlung erzeugt durch Bruch von chemischen Bindungen reaktive freie Radikale, die die zellulären Strukturen, wie Lipide, Peptide oder die DNA beeinflussen und verändern. Der Effekt am Gewebe wird durch eine Zytokinexpression, u. a. TGF-beta, Interleukin-6, TNF-alpha, gesteuert, die wahrscheinlich unmittelbar nach der Bestrahlung beginnt und über Monate anhält. Für den irreversiblen Umbau in der Spätphase - mehrere Monate nach Bestrahlung - kommt die entscheidende Rolle aktivierten Fibroblasten zu.

Klinisches Bild

Poikilodermatische, trockene, atrophische Haut, Verlust der Hautanhangsgebilde, fleckige Hyper- und/oder Depigmentierungen, Teleangiektasien. Später können trophische Störungen mit hartnäckigen Ulzerationen (chronisches Röntgenulkus) entstehen. In seltenen Fällen entwicklen sich auf das Strahlungsfeld begrenzte Morphea-artige Hautsklerosen (s.u. Strahleninduzierte Morphea)  

Komplikation(en)

Nach jahrelangem Bestand der chronischen Radiodermatitis entwicklen sich Röntgenkeratosen mit Tendez zur Karzinomentwicklung.

Therapie allgemein

Engmaschige Kontrolle der Haut zum Ausschluss von epithelialen Neoplasien. Vermeidung von Traumata und mechanischen Reizen, da Verletzungen schlechte Abheilungstendenz zeigen und zum Röntgenulkus führen können.

Externe Therapie

Blande pflegende und rückfettende Externa (z.B. Asche Basis Salbe, Linola Fett, Excipial Fettcreme). Bei stark entzündlicher Reaktion kurzfristig Glukokortikoide wie 0,25% Prednicarbat (z.B. Dermatop Creme), 0,1% Mometason (z.B. Ecural Fettcreme). Bei Ulzeration konservative Behandlung mittels stadiengerechter Ulkustherapie mit Wundreinigung und granulationsfördernden Externa bzw. Hydrokolloidfolie (z.B. Varihesive Extra dünn), s.u. Wundbehandlung.

Interne Therapie

Schmerzstillende Medikamente wie Acetylsalicylsäure (z.B. ASS) 3mal/Tag 500 mg p.o., Tramadol (z.B. Tramal Trp.) 20-40 Trp./Tag oder Ibuprofen (z.B. Ibuprofen Stada) 200-400 mg/Tag können hilfreich sein.

Operative Therapie

Wegen schlechter Heilungstendenz ist die Totalexzision häufig nicht zu umgehen (Berücksichtigung der anatomischen Verhältnisse). Bei Entwicklung von Keratosen ist operatives Vorgehen obligat! Weiteres Vorgehen entsprechend dem histologischen Resultat (s.a. Röntgenkarzinom).

Verlauf/Prognose

Abhängig von den Komplikationen. Bei rechzeitiger Karzinomerkennung und -beherrschung günstig.

Literatur

  1. Aerts A et al. (2003) Chronic radiodermatitis following percutaneous coronary interventions: a report of two cases. J Eur Acad Dermatol Venereol 17: 340-343
  2. Barnea Y et al. (2002) Chronic radiodermatitis injury after cardiac catheterization. Ann Plast Surg 49: 668-672
  3. Escudero A et al. (2002) Chronic X-ray dermatitis treated by topical 5-aminolaevulinic acid-photodynamic therapy. Br J Dermatol 147: 394-396
  4. Gottlober P et al. (2000) Cutaneous radiation syndrome: clinical features, diagnosis and therapy. Hautarzt 51: 567-574
  5. Panizzion R (1993) Dermato-Röntgentherapie. Heutiger Stand. Hautarzt 44: 749–760

Autoren

Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024