Interleukin-6
Synonym(e)
Definition
Interleukin-6 ist ein proinflammatorisches Glykoprotein bestehend aus 184 Aminosäuren. Das für Interleukin-6 kodierende Gen ist beim Menschen auf dem 7. Chromosom lokalisiert.
Interleukin-6 bindet an spezifische Interleukin-6-Rezeptoren (IL-6R = CD126) und bildet mit diesen Komplexe, die an das ubiquitäre membrangebundene gp-130 binden. Die Rezeptoren für Interleukin-6 befinden sich auf T- Lymphozyten, auf aktivierten B-Lymphozyten, auf Monozyten, Hepatozyten sowie auf B-Zell-Lymphomzellen. 200–1500 Rezeptoren werden pro Zelle exprimiert.Das für Interleukin-6 kodierende Gen ist auf dem 7. Chromosom lokalisiert.
Sezerniert wird Interleukin-6 v.a. von Monozyten/Makrophagen, aber auch von Epithel- und Endothelzellen. Interleukin-6 hat breite biologischen Wirkungen.
Das Zytokin ist wesentlich an der Regulation der humoralen und zellvermittelten Immunabwehr beteiligt. Es begünstigt die Differenzierung von CD4+ Lymphozyten zu Th17-Zellen. Das Zytokin bewirkt weiterhin die Differenzierung von B-Lymphozyten und Makrophagen sowie die Reifung von Megakaryozyten und Osteoklasten. Das Zytokin stimuliert die Synthese der Immunglobuline G und M, den „oxidative burst“ in Monozyten und neutrophilen Granulozyten. Interleukin-6 induziert die Sekretion von Akutphase-Proteinen in der Leber (C-reaktives Protein, Ferritin, Serum-Amyloid A) sowie die Produktion anderer Zytokine und wirkt zusammen mit Interleukin-1 und TNFalpha als endogenes Pyrogen.
Interleukin-6 stimuliert die Freisetzung von ACTH aus der Hypophyse; die daraufhin gebildeten Glukokortikoide hemmen ihrerseits wiederum die Produktion von Interleukin-6 (negativer Feedback zwischen Immunsystem und neuroendokrinem System).
Allgemeine Information
Normwert: Der Normwert liegt bei bis zu 10 µg/ml
Therapie allgemein
Noch experimentell sind Therapiensäzte mit monoklonalen Antikörpern die den IL-6-Rezeptor blockieren (Tocilizumab) bei der systemischen Amyloidose.
Eine kleinere Studie mit Tocilizumab existiert zum systemischen Lupus erythematodes. Bei der Krankheitsaktivität des SLE wurde bei 8 von 15 Pat. eine signifikante Verbesserung festgestellt. Die Arthritis verbesserte sich bei 7 Pat. Die Konzentration der DNA-AK reduzierte sich, ebenso wie die IgG-Spiegel.
Einzefallberichte liegen über positive Effekte bei der systemischen Sklerodermie vor.
Hinweis(e)
Bei einer Überexpression von Interleukin-6 kommt es zu einer starken Erhöhung der IgG1-Konzentration im Serum mit möglicher Entwicklung einer Glomerulonephritis. Außerdem scheint eine erhöhte Serumkonzentration von Interleukin-6 an der Entstehung einer Vielzahl von Erkrankungen, z.B. der chronischen Polyarthritis, des Myeloms, von Lymphomen, der rheumatoiden Arthritis und der Leberzirrhose, beteiligt zu sein.
Polymorphismen im Interleukin-6-Gen (IL-6-174G/C und IL-6-572G/C) scheinen das Ekrankungsrisiko für einen systemischen Lupus Erythematodes zu erhöhen.
Literatur
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