Radiodermatitis akuteL58.0
Synonym(e)
Akute Röntgendermatitis; Röntgendermatitis akute
Definition
Akute Dermatitis im bestrahlten Hautareal, die 6–12 Tage (aber auch später noch) nach der Bestrahlung auftritt.
Klinisches Bild
Die klinischen Symptome sind auf das Bestrahlungsfeld beschränkt und lassen sich in 3 Grade einteilen.
- Grad I: Erythematöses Stadium mit düsterrotem Erythem. Nachfolgend diffuse oder fleckige Hyperpigmentierung. Vorübergehende Blockierung der Talgdrüsensekretion. Haarausfall 3 Wochen nach der Bestrahlung, Wiederwachsen der Haare 4-12 Wochen nach der Bestrahlung.
- Grad II: Bullöses Stadium mit entzündlicher Rötung, Ödem, Blasenbildung, Nässen. Irreversibler Verlust der Haare, Talgdrüsen, Nägel und Schweißdrüsen.
- Grad III: Ulzeröses Stadium mit primärer tiefer Gewebsnekrose, schmerzhafter Ulzeration, akutem Röntgenulkus, schlechter Heilungstendenz.
Therapie allgemein
Langfristige Kontrolluntersuchungen (Gefahr der Karzinomentstehung).
Externe Therapie
Symptomatische Therapie i.d.R. erst nach Abschluss der Bestrahlung. Ggf. kurzzeitige Unterbrechung der Bestrahlungstherapie. Bei Grad I kurzfristig Glukokortikoide wie 0,1% Mometason (z.B. Ecural Fettcreme), 0,25% Prednicarbat (z.B. Dermatop Creme) oder 0,05% Betamethason Lotio R030 , adstringierende Puder z.B. Tannin-Puder (Tannolact). Bei nässenden Veränderungen und Blasenbildung feuchte Umschläge mit antiseptischen Zusätzen wie Chinolinol (z.B. Chinosol 1:1000 oder R042 ) oder Kaliumpermanganat (hellrosa). Bei Ausbildung von Ulzerationen stadiengerechte Wundbehandlung.
Interne Therapie
Schmerzstillende Medikamente wie Acetylsalicylsäure (z.B. ASS) 3mal/Tag 500 mg, Tramadol (z.B. Tramal Trp.) 20-40 Trp./Tag, Ibuprofen (z.B. Ibuprofen Stada) 200-400 mg/Tag können hilfreich sein.
Hinweis(e)
Zytostatika können die Toxizität einer wenige Tage zuvor applizierten Radiotherapie deutlich steigern. Mit dem Begriff Radiatio-Recall wird eine Dermatitis bezeichnet, die sich innerhalb weniger Tage bis Stunden nach Einleitung einer Zytostatika-Therapie in einem vormals bestrahlten Gebiet zeigt.
Literatur
- Prindaville B et al. (2016) Radiation Recall Dermatitis Secondary to Dactinomycin. Pediatr Dermatol 33:e278-279.