Pemphigoid vernarbendes Typ Brunsting-Perry L12.1

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 20.12.2024

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Synonym(e)

Brunsting-Perry cicatricial pemphigoid; Brunsting-Perry-type cicatricial pemphigoid; bullöses Pemphigoid Brunsting-Perry; cicatrial pemphigoid Brunsting-Perry; CP Brunsting-Perry; Lokalisiert vernarbendes Pemphigoid Typ Brunsting-Perry; vernarbendes Pemphigoid Brunsting-Perry; vernarbendes Pemphigoid Typ Brunsting-Perry

Erstbeschreiber

Brunsting u. Perry, 1957

Definition

Seltene Variante des vernarbenden Pemphigoids mit solitärem Befall von Kopf, Stirn und Nacken. Kein Schleimhautbefall.

Vorkommen/Epidemiologie

Prävalenz (Mitteleuropa): 1,0 pro 1 Million Einwohner.

Ätiopathogenese

Am häufigsten ist das BPP mit Antikörper gegen BP180-NC16A assoziiert. Andere Reaktivitäten umfassen in Einzelfällen BP230, andere Epitope von BP180 (einschließlich LAD1) sowie seltener auch gegen Laminin 332.

Die Ausbildung der Antigen-Antikörperkomplexe führt zur komplementvermittelten chemotaktischen Attraktion 1von Entzündungszellen bzw. zur Freisetzung von Proteasen, die hemidesmosomale Strukturen zerstören.1

Eine genetische Prädisposition für die Erkrankung ist bei Kaukasiern mit dem Haplotyp HLA-DQB1*0301 assoziiert.

Hinweis: bei Nachweis von Kollagen-VII-Autoantikörpern kann die Diagnose einer EBA vom Typ Brusnting-Perry gestellt werden.   

Manifestation

Bei Männern im höheren Lebensalter auftretend. Seltener bei Frauen.

Klinisches Bild

Das klinische Bild wird häufig als Pyodermie oder wie bei der abgebildeten Patientin als Zoster fehlinterpretiert; es imponiert vordergründig das Bild einer chronischen und therapieresistenten vernarbenden Alopezie, mit flächigen Erosionen und Krusten. Blasen werden nur selten und dann nur in einer akuten Schubphase registriert. Schleimhautbefall fehlt bei dieser Variante des vernarbenden Pemphigoids. S.a. vernarbendes Pemphigoid.

Diagnose

Klinik, Histologie, Immunofluoreszenz. Neuerdings wurden Antikörper gegen LAD-1 nachgewiesen.

Therapie

Entsprechend dem vernarbenden Pemphigoid (Glukokortikoide je nach Befund systemisch oder lokal). Ergänzend ist Diaminodiphenylsulfon (DADPS) empfehlenswert. 

Als weitere Therapieoption gilt der Off-Label-Einsatz mit Dupilumab (Raef HS et al. 2021).  

Fallbericht(e)

Ein 72-jähriger Mann stellte sich mit narbiger Alopezie auf dem Scheitel der Kopfhaut, multiplen verkrusteten Plaques am Haaransatz und einer Vorgeschichte von vesikulärem Ausschlag im Gesicht vor. Die Kopfhaut wies verkrustete Plaques mit Verlust der Follikelstrukturen auf. Eine erste orientierende Kopfhautbiopsie zeigte perifollikuläre Neutrophile, Lymphozyten und Plasmazellen zusammen mit dermaler Fibrose. Es zeigten sich fokale epidermale/dermale und follikuläre/adventitäre Hautspalten, die jedoch als Folge der Fibrose angesehen wurden, und das Biopsieergebnis wurde als neutrophil-vermittelte vernarbte Alopezie interpretiert.

Die direkte Immunfluoreszenzanalyse (DIF) ergab lineare Ablagerungen von IgG und C3.

Eine erneute gezielte Kopfhautbiopsie aus einem vorab unbehandelten Hautareal ergab ausgeprägtere epidermale/dermale Spalten, Fibrose, ein gemischtes Infiltrat mit Neutrophilen, Lymphozyten, Histiozyten und Plasmazellen sowie ausgeprägte follikuläre/adventitiale dermale Spalten mit perifollikulären Neutrophilen.

Zusammenfassend konnte gezeigt werden, dass eine neutrophilenreiche Form des narbigen Pemphigoids als neutrophilenvermittelte narbige Alopezie maskiert werden kann.

Literatur
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  1. Brunsting LA, Perry HO (1957) Benign Pemphigoid? A report of 7 cases with chronic scarring herpetiform plaques about the head and neck. Arch dermatol 75: 489-501
  2. Duong DJ et al. (2002) Thalidomide therapy for cicatricial pemphigoid. J Am Acad Dermatol 47(2 Suppl): S193-195
  3. Fleming TE et al. (2000) Cicatricial pemphigoid. J Am Acad Dermatol 43: 571-591
  4. García-Martín P et al. (2014)  Brunsting-Perry-type cicatricial pemphigoid with IgG autoantibodies to LAD-1. Br J Dermatol 170:743-745
  5. Kreyden OP et al. (2001) Successful therapy with tetracycline and nicotinamide in cicatricial Pemphigoid. Hautarzt 52: 247-250
  6. Lee JB, Liu Y et al. (2003) Cicatricial pemphigoid sera specifically react with the most C-terminal portion of BP180. J Dermatol Sci 32: 59-64
  7. Martín JM et al. (2009) Cicatricial pemphigoid of the Brunsting-Perry type. Int J Dermatol 48: 293-294
  8. Poon E et al. (1999) Non-specific scalp crusting as a presenting feature of Brunsting-Perry cicatricial pemphigoid. J Eur Acad Dermatol Venereol 12: 177-178
  9. Raef HS et al. (2021) Successful Treatment of Brunsting-Perry Cicatricial Pemphigoid With Dupilumab. J Drugs Dermatol 20:1113-1115.

  10. Rahbar Z et al. (2022) Cicatricial pemphigoid Brunsting-Perry variant masquerading as neutrophil-mediated cicatricial alopecia. J Cutan Pathol 49:408-411

  11. Reis Gavazzoni Dias MF et al. (2018) Brunsting-Perry Type Pemphigoid Causing Secondary Cicatricial Alopecia in 2 Patients. Skin Appendage Disord 4:308-311.

  12. Sugita Y et al. (2001) Autoimmune vesicles on the face and neck. A variant of Brunsting-Perry type localized bullous pemphigoid? Eur J Dermatol 11: 557-559
  13. Vodegel RM et al. (2003) Anti-epiligrin cicatricial pemphigoid and epidermolysis bullosa acquisita: differentiation by use of indirect immunofluorescence microscopy. J Am Acad Dermatol 48: 542-547

Verweisende Artikel (1)

Schleimhautpemphigoid;

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