Paragonimiasis B66.4

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

Co-Autor: Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024

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Synonym(e)

Lungenegel-Infektion; lung fluke infection

Definition

Trematodeninfektion durch Paragonimus spp. (Lungenegel).

Erreger

  • Hauptarten: Ostasien: P. westermani; Japan: P. miyazakii; Tropisches Afrika: P. africanus, P. uterobilateralis; Mittel- und Südamerika: P. kelicotii, P. mexicanus.
  • Lebensdauer der adulten Würmer: bis zu 20 Jahre.
  • Die ovalen Eier sind goldbraun, gedeckelt und enthalten eine Eizelle und 5-10 Dotterzellen; die Eischale ist am hinterem Pol verdickt.
  • Vorkommen in Süßwasserschnecken in Fließgewässern (1. Zwischenwirt) und Krebsen, Krabben sowie Langusten (2. Zwischenwirt). Endwirte sind der Mensch und Karnivoren.

Vorkommen/Epidemiologie

Ca. 20 Millionen Infizierte weltweit. Prävalenz in Endemie-Gebieten: 0,1-24%.

Ätiopathogenese

  • in Fließgewässer entwickeln die Eier Mirazidien, die in Kiemenschnecken eindringen; in den Schnecken reifen Zerkarien heran, die die Schnecke verlassen und in den 2. Zwischenwirt (Krabben, Krebse, Langusten) eindringen.
  • Menschen und Karnivoren infizieren sich durch Verzehr von rohen Krustazeen (z.B. Krabbenfleisch).
  • Die Metazerkarien entzystieren im Duodenum, dringen in die Darmwand ein und reifen in der Leber oder Bauchwand zu reifen adulten Würmern, die dann das Zwerchfell durchdringen und in die Lunge gelangen. Durch die Würmer wird eine entzündliche, eosinophile Reaktion hervorgerufen. Um die Würmer bildet sich eine dünnwandige Zyste, die zu Beginn der Eiausscheidung rupturiert, dabei gelangen die Eier ins Bronchialystem und somit nach außen. Falls sie nicht abgehustet werden, bildet sich eine granulomatöse Entzündungsreaktion; die Eier können in die Lungenvenen einbrechen und hämatogen in verschiedene Organe verschleppt werden.

Klinisches Bild

  • Selten: Akuter fieberhafter Verlauf mit Pleuropneumonie.
  • Häufiger: Schleichender Verlauf mit chronischer Bronchitis mit zähschleimig-gelatinösem Sputum, häufig blutig tingiert (rostfarben), subfebrilen Temperaturen, Husten, Dyspnoe, Pleuraschmerzen, Nachtschweiß, Frösteln, Gewichtsverlust, Obstipation.
  • Befall ektoper Lokalisationen:
    • Integument: Vorübergehendes Auftreten von entzündlichen subkutanen Schwellungen oder Weichteilschwellungen. Des Weiteren zeigen sich verschiebliche, hautfarbene oder rote, subkutane Knoten (Calabar-ähnlich), die unreife Egel enthalten (per Biopsie nachweisbar). Bevorzugt befallen sind Abdominal- und Inguinalregion. Bei Befall mit P. szechuanensis zeigt sich eine Larva migrans (Parasiten reifen nicht zu adulten Würmern aus).
    • Genitalregion: Skrotalbefall kann sehr schmerzhaft sein und eine Epididymitis oder eine inkarzerierte Hernie vortäuschen.
    • Abdominalorgane: Diffuse oder lokalisierte abdominelle Schmerzen, tumoröse Raumforderungen, appendizitische Veränderungen bis hin zur Begleitperitonitis.
    • Gehirn: Kopfschmerzen, Erbrechen, Fieber, Schwindel, Verwirrtheit, Herdepilepsien vom Jackson-Typ, Hemiplegie, Sehstörungen.

Diagnose

  • Nachweis von Eiern im Sputum und in Pleurapunkaten.
  • Immundiagnostik (Kreuzreaktionen mit anderen Helminthen beachten), Nachweis von Antikörpern auch in Pleurapunktaten.
  • Bildgebung:
    • Röntgen-Thorax: im Verlauf Zysten als rundliche Schatten von bis zu 40 mm Durchmesser, oftmals mit ringförmiger zentraler Aufhellung, häufig in Unter- und Mittelfeldern der Lunge, begleitende Pleuraergüsse sind möglich.
    • CT oder MRT des Schädels: fulminante Mengioenzephalitits, chronische Abszesse und Granulome, meist okzipital oder parietal ("seifenblasenartig", ältere Herde verkalken).

Differentialdiagnose

  • Tuberkulose; Lungenabszesse; Echinokokkose und andere Helmintheninfektionen (Schistosomiasis, Strongyloidiasis u.a.; Mykose; Fremdkörper; Tumoren; Lungeninfarkt; Hämorrhagische Diathese; Lungenendometriose; Goodpasture-Syndrom; Kaposi-Sarkom; Hypersensitivitätsreaktion auf Medikamente; Hypereosinophiles Syndrom; Allergische Aspergillose; Churg-Strauss-Syndrom;
  • bei zerebraler Paragonimiasis: Angiostrongylus cantonensis-Infektion und Zystizerkose.
  • bei kutaner Paragonimiasis: Filariasis; Fascioliasis; Gnathostomiasis.

Komplikation(en)

  • Lungenabszesse
  • Epilepsie
  • Aktivierung tuberkulöser Prozesse.

Therapie

  • Mittel der 1. Wahl ist Triclabendazol: Eintagestherapie mit 10 mg/kg KG/Tag als ED p.o.
  • Alternativ: Praziquantel: 3mal/Tag 25 mg/kg KG p.o. für 3 Tage, längere Therapiedauer bei zerebraler Paragonimiasis.
  • Alternativ Biothionol (Lorothidol, Bitin [über die internationale Apotheke zu beziehen]): 30-50 mg/kg KG/Tag in 3 ED jeden zweiten Tag, jeweils abwechselnd mit einem behandlungsfreiem Tag. 5-15 Behandlungstage.
  • Bei zerebralem Befall: zusätzlich Kortikosteroide, ggf. Antikonvulsiva und bei Hydrozephalus intraventrikulärer Shunt.

Verlauf/Prognose

Die Mortalität der unbehandelten zerebralen Paragonimiasis liegt bei 5%.

Prophylaxe

Kein Verzehr von rohen Krabben, Krebsen und Langusten (traditionelle Gerichte!).

Literatur
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  • Harinasuta T et al. (1993) Trematode infections. Opisthorchiasis, clonorchiasis, fascioliasis, and paragonimiasis [published erratum appears in Infect Dis Clin North Am 1994 Mar; 8(1):following table of contents]. Infect Dis Clin North Am 7: 699
  • Kusner DJ et al. (1993) Cerebral paragonimiasis. Semin Neurol 13: 201
  • Keiser J et al. (2005) Triclabendazole for the treatment of fascioliasis and paragonimiasis. Expert Opin Investig Drugs 14: 1513
  • Ziegler K et al. (1996) Leber- und Lungenegelinfektionen. In: Knobloch J., Tropen- und Reisemedizin. Gustav Fischer

Verweisende Artikel (1)

Biothionol;

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