Milben

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Synonym(e)

Acari

Definition

Alle Milben (Acari, ca. 10.000 Arten) gehören zu den Arthropoden (Gliedertiere) und hier zu den Spinnentieren (Arachnida). Sie werden in eine Vielzahl von Ordnungen eingeteilt, insbesondere unter dem Aspekt der Ausbildung ihrer Atemöffnungen (Astigmata: keine Atemöffnungen; Prostigmata: Atemöffnungen vorne, Cryptostigmata: Atemöffnungen verborgen, Mesostigmata: Atemöffnungen in der Mitte, Metastigmata: Atemöffnungen hinten).

Neben ihrer infektiologischen Bedeutung bei der Übertragung verschiedener Erreger (z.B. Rickettsiosen, Tsutsugamushifieber) können sie durch Bisse Hautläsionen hervorrufen.

Die für allergische Erkrankungen am häufigsten verantwortlichen Milben gehören zu den Superfamilien Pyroglyphphoidea mit Hausstaubmilben (Dermatophagoides pteronyssinus, Dermatophagoides farinae, Euroglyphus maynei) und Acarideae (Vorratsmilben). 

Allgemeine Definition

  • Humane Krätzmilbe: Die 400 x 300 μm große (Acarus siro var. hominis oder Sarcoptes scabiei hominis) sind mit vier Beinpaaren und ausgeprägt kräftigen Kiefern versehen. Einziger Wirt ist der Mensch. Die Überlebensfähigkeit der Milben außerhalb des Wirts (z.B. in Kleidungsstücken und Bettwäsche) beträgt 2-3 Tage. Im Durchschnitt beherbergt ein Patient nur 11,3 (!) erwachsene weibliche Milben. 3% der Patienten haben > als 50 Milben, wobei das Maximum bei etwa 500 liegt. Für die Infestation eines neuen Opfers genügt ein einziges begattetes Weibchen.
  • Generationszyklus der humanen Krätzemilben:
    • Mehrstufige Metamorphose. Die Gesamtentwicklungszeit für Männchen beträgt 9-14 Tage, für Weibchen 12-21 Tage.
    • Weibliche Milben können auf der meschlichen Haut ca. 2,5 cm/Min. zurücklegen u. bohren parallel zur Hautoberfläche verlaufende, blind endende Gänge in die Hornschicht. Da die Milben durch die Körperoberfläche atmen, können sie nur bis in das Stratum corneum eindringen und nicht tiefer. Je Gang lebt jeweils nur 1 Milbenweibchen. Sie ernähren sich von gebohrter Haut, verlängern den Gang täglich um ca. 0,5-5 mm und legen 2-3 Eier/Tag sowie Debritus und Faezes in dem Gang ab. 3-7 Tage später schlüpfen Larven aus den Eiern. Auf der Suche nach Nahrung verlassen Larven ihren Gang, häuten sich nach ca. 3 Tagen und erreichen das Protonymphenstadium. 3 Tage später häuten sich Protonymphen u. differenzieren entweder zu erwachsenen männlichen Milben oder treten in ein zweites Nymphenstadium ein (Tritonymphen). Aus Tritonymphen entwickeln sich entweder adulte geschlechtsreife Männchen oder Weibchen. Adulte Milben paaren sich an der Hautoberfläche oder in kurzen (< 1 mm) Gängen, die allein für die Paarung gebohrt wurden.

Erreger

  • Krätzemilbe (Sarcoptes scabiei var. hominis): Klinik: s.u. Scabies. Weltweites Vorkommen, meist direkt durch Körperkontakt, seltener auch indirekt, z.B. durch Bettwäsche in Hotels, übertragen.
  • Hundemilbe ( Sarcoptes scabiei var. canis): Weltweites Vorkommen, an Hunden lebend und dort Räude hervorrufend. Geht bei engem Kontakt auf den Mensch über.
  • Pferde -Rinder- Katzenmilbe: Der Mensch ist ebenso wie bei der Hunderäude auch bei der Katzenräude und der Pferdekrätze Fehlwirt, Milben können sich nicht einnisten und gehen zugrunde ( Pseudoskabies); s.a.u. Räude.
  • Vogelmilbe (Dermanyssus avium): Weltweites Vorkommen, insbes. an Hühnern, auch an Tauben und diversen Singvögeln schmarotzend, in Ställen und Nestern. Die Milben können unter Umständen durch Fenster der Ventilationssysteme in die Wohnung eindringen. Der Mensch ist Fehlwirt (s.u. Gamasidiose).
  • (Tropische Rattenmilbe (Ornithonyssus bacoti ): Vorkommen in tropischen Ländern, auch in Europa. Der Mensch ist Fehlwirt.
  • Grabmilbe (Trixacarus caviae): häufigste Dermatose (Sarccoptes-Räude)  bei Kleinsäugern (Kaninchen, Meerschweinchen). Selten Übergehen auf den Mensch bei engem Kontakt mit befallenen Tieren.  
  • Cheyletiella-Milbe (Cheyletiella yasguri): Weltweites Vorkommen bei Hunden, Kaninchen, Hasen, Katzen, selten Übergehen auf den Mensch bei engem Kontakt mit befallenen Tieren. S.u. Cheyletiellosis.
  • Erntemilbe (Trombicula autumnalis): In Europa überwiegend im Herbst. Menschen werden beim Wandern in entsprechenden Gegenden (Alpen) durch die Larven befallen (Klinik: Trombidiose).
  • Kornkäfermilbe (Pyemotes ventricosus): Vor allem in Mittelmeerländern und in Nordeuropa auftretend. Die Milbe nährt sich von Getreideschädlingen und kommt somit in Getreidelagern, Scheunen und auf Strohmatratzen vor. Auch Holzwürmer sind befallen.
  • Weitere Milbenarten:

Klinisches Bild

  • Krätzemilbe: S.u. Skabies.
  • Hundemilbe: S.u. Hunderäude.
  • Katzenmilben: S.u. Katzenräude.
  • Pferdemilbe: S.u. Pferdekrätze.
  • Vogelmilbe: Gamasidiosis oder Vogelmilben-Krätze. An unbedeckten Körperteilen stark juckende papulovesikulöse, z.T. urtikarielle Effloreszenzen. Kein Milbennachweis auf der Haut.
  • Tropische Rattenmilbe: Kleinpapulöse, z.T. urtikarielle Herde. Bevorzugt an Stellen mit eng sitzender Kleidung auftretend.
  • Cheyletielle: Prädilektionsstellen der Cheyletiellosis sind Arme und Stamm. Makulopapulöse Herde, teils mit Vesikeln und Pusteln.
  • Erntemilbe: Trombidiose; bevorzugt an Stellen mit eng anliegender Kleidung auftretend.
  • Kornkäfermilbe: ( Getreidekrätze) kleinfleckiges, meist papulöses, gelegentlich urtikarielles Exanthem. S.a.  Pyemotes-ventricosus-Dermatitis.)
  • Haarbalgmilbe ( Demodex folliculorum): Erreger der Demodikose (Demodex-Follikulitis).
  • Käsemilben: S.u. Krämerkrätze.

Literatur
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  1. Arbes SJ Jr (2003) House dust mite allergen in US beds: results from the First National Survey of Lead and Allergens in Housing. J Allergy Clin Immunol 111: 408-414
  2. Custovic A et al. (2003) Current mite, cat, and dog allergen exposure, pet ownership, and sensitization to inhalant allergens in adults. J Allergy Clin Immunol 111: 402-407
  3. Mumcuoglu Y et al.(1979) Infestation des Menschen durch Sarcoptes scabiei var. bovis (Rinderräudemilbe). Hautarzt 30: 423-426
  4. Stüttgen G, Haas H, Mittelbach F, Rudolph P (1982) Umweltdermatosen. Springer, Wien New York, S. 282-286
  5. Thomas WR, Smith W (1998) House-dust-mite-allergens. Allergy 53: 821-832

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