Mikrosporie B35.0

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Synonym(e)

Grubysche Krankheit; Kleinsporenflechte; Microsporosis; Phytoalspecie; Porrigo decalvans

Erstbeschreiber

Gruby, 1841; Sabouraud, 1892

Definition

Hoch kontagiöse, nicht abszedierende Follikulitis durch Mikrosporumarten.

Unter den nachgewiesenen Fällen Dermatomykosen liegt der Anteil an Infektionen durch  Mikrosporum-Arten bei etwa 4% (Heidrich D et al.  2015)  

Bevorzugt wird das Capillitium (Tinea capitis) von Kindern oder Jugendlichen befallen.

Befall des gesamten Integuments (Tinea corporis) möglich (aber selten)

Bei Tinea capitis werden etwa 50% der Fälle durch Mikrosporum-Arten hervorgerufen. 

Erreger

M. canis (zoophil, Überträger sind v.a. Katzen; Nardoni S et al. 2015),  M. audouinii (anthropophil);  M. gypseum (geophil)

Vorkommen/Epidemiologie

Der zoophile M. canis breitet sich oft endemisch in Kindergärten und Schulen aus. Direkter Körperkontakt oder Übertragung durch infizierte Gegenstände.

Ätiopathogenese

Infektionsquelle: Infiziertes Tier (Katze, Hund).

Manifestation

Fast ausschließlich werden Kinder und Jugendliche betroffen (enger Kontakt mit infizierten "Kuscheltieren").  

Klinisches Bild

Capillitium: Zunächst multiple, kleine, pityriasiform schuppende, langsam wachsende, zu polyzyklisch begrenzten Arealen konfluierende Herde mit kurz über dem Haarboden abgebrochenen Haaren (Vergleich mit einer schlecht gemähten Wiese).  

Gesicht, Hals, Rumpf und Extremitäten: Anuläre, hellrote bis sattrote, randbetonte, Collerette-artig schuppende  Plaques. Meist besteht deutlicher Juckreiz.

Diagnose: Erregernachweis im Nativpräparat und in der Kultur, Grünfluoreszenz im Wood-Licht.

Externe Therapie

Breitbandantimykotika wie Bifonazol (z.B. Mycospor Creme) oder Ciclopirox (z.B. Ciclopoli®).

Infektionsquelle: Infiziertes Tier (Katze, Hund) suchen und durch Tierarzt behandeln lassen.

Interne Therapie

  • Fluconazol (1mg/kgKG p.o.) : Um Rezidiven vorzubeugen, sollte der Behandlungszeitraum über den Abheilungszeitpunkt hinausgehen und kann bei starker Ausprägung mehrere Monate in Anspruch nehmen.
  • Alternativ: Itraconazol (z.B. Sempera Kps.) 100 mg/Tag zeigen in Einzelfallberichten gute Erfolge, der Wirkstoff ist jedoch aufgrund mangelnder Erfahrung noch nicht für Kinder zugelassen.
  • Alternativ: Ketoconazol
  • Alternativ: Griseofulvin (z.B. Likuden), Erwachsene 500-1000 mg/Tag, Kinder 6-7 mg/kg KG/Tag.

Verlauf/Prognose

Nachwachsen der Haare nach der Abheilung.

Phytotherapie extern

Eine pflanzliche Mischungen aus verschiedenen Ölen: Litsea cubeba (1%), Illicium verum (0,5%), Foeniculum vulgare (0,5%), und Pelargonium graveolens (0.5%) zeigte eine antifungal Aktivität gegen M. canis Arthrosporen (Nardoni S et al. 2015).

 

Hinweis(e)

Der Begriff "Mikrosporie" als Bezeichnung für ein Erregerspezifikum hat sich (analog zu "Trichophytie") umgangssprachlich etabliert. Das jeweilige durch Mikrosporumarten hervorgerufene Krankheitsbild, z.B. bei  Befall des Capillitiums, wird jedoch als Tinea bezeichnet, z.B. Tinea capitis.  

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

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  2. Degreef HJ et al. (1994) Current therapy of dermatophytosis. J Am Acad Dermatol 31: S25–S30
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  4. Guidelines/Outcomes Committee (1996) Guidelines of care for superficial mycotic infections of the skin: Tinea capitis and tinea barbae. J Am Acad Dermatol 34: 290–294
  5. Gruby D (1841) Mémoire sur une végetátion qui constitue la vraie teigne. Comptes Rendus Acad Scien (Paris) 13: 72-75
  6. Gruby D (1842) Sur un nouveau crytogame qui se développe dans la racine des poils de la barbae et constitue une espèce de mentagre contagieuse. Comptes Rendus Acad Scien (Paris) 15: 512-513
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  8. Kriegesmann I et al. (1990) Exanthematische Mikrosporie. Akt Dermatol 16: 321–322
  9. Nardoni S et al. (2015) Susceptibility of Microsporum canis arthrospores to a mixture of chemically
    defined essential oils: a perspective for environmental decontamination. Z Naturforsch C J Biosci 70(1-2):15-24.
  10. Sabouraud RJA (1894) Les trychophyties humaines. Rueff et cie, Paris

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