Hyperthermie

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 30.08.2024

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Definition

Erhöhung der Körpertemperatur auf > 42 °C im Rahmen der multimodalen Tumortherapie, auch in Kombination mit Chemo- und Bestrahlungstherapie im Sinne einer Radio-Chemo-Thermo-Therapie.

Allgemeine Definition

Die Reduktion der Tumormasse korreliert in Studien mit der Erhöhung der Temperatur, der Hypoxie und der Reduktion des pH-Wertes im Gewebe. Folgende Verfahren sind derzeit üblich:

  • Lokale Hyperthermie: Der betroffene Bereich wird von außen über einen Applikator mit Ultraschall, Radio- oder Mikrowellen bestrahlt. Die lokale Hyperthermie kann bei oberflächlichen Läsionen zum Einsatz kommen, also bei Tumoren oder Metastasen, die dicht unter der Haut liegen (z.B. Halslymphknotenmetastasen).
  • Regionale Hyperthermie: Es werden größere Körperregionen, wie zum Beispiel der Beckenbereich oder die unteren Extremitäten, durch elektromagnetische Wellen (Radiowellen oder Mikrowellen) erwärmt. Der Patient liegt hierbei auf einer Liege in einem Ringapplikator. In diesem Applikator sind Antennen, die die elektromagnetischen Wellen abstrahlen, ringförmig angeordnet und erzeugen durch geeignete Phasen- und Amplitudensteuerung eine in Grenzen kontrollierbare Leistungsverteilung. Durch diese Kontrollmöglichkeit können Überhitzungen im Normalgewebe vermieden und ausreichend hohe Temperaturen im Tumor erzielt werden.
  • Ganzkörperhyperthermie: Hierbei wird der ganze Körper erwärmt, wobei ursprünglich so genannte Kontakt-Methoden (z.B. Heißwasser, Heißluft oder beheizte Wasserdecken) zur Verfügung standen. Diese Methoden sind jedoch wegen Unverträglichkeit kaum noch gebräuchlich. Heutzutage erfolgt die Erwärmung des Körpers von außen mittels Infrarotstrahlen unterschiedlicher Wellenlängen (so genannte radiative Verfahren). Der Patient befindet sich bei der Behandlung in einer weitgehend thermisch isolierten Kammer.
  • Interstitielle Hyperthermie: In den Tumor werden "Antennen" oder Sonden eingebracht, die eine Erwärmung direkt im Inneren der Geschwulst ermöglichen. Eine dieser Technik ähnliche Behandlung ist die Seedsapplikation oder "Spickung". Seeds (englisch für "Samen") sind Kapseln mit radioaktiver Substanz (meist radioaktives Jod), die direkt in den Tumor eingepflanzt werden und dort durch ihre Strahlung die Tumorzellen zerstören. Da die Strahlendosis in der unmittelbaren Umgebung der Seeds sehr hoch ist, jedoch mit zunehmender Entfernung stark abfällt, wird nur der Tumor geschädigt. Auch die Verwendung von feinen magnetisierbaren Teilchen, die dem Patienten in einer Flüssigkeit injiziert werden, leitet sich von diesem Prinzip ab, eine solche magnetische Flüssigkeit kann durch ein starkes magnetisches Wechselfeld aufgeheizt werden.
  • Hypertherme Perfusion (s. Extremitätenperfusion, hypertherme): Es wird eine erwärmte Flüssigkeit (z.B. eine Zytostatika-Lösung) durch die zuführenden Adern des mit Krebs betroffenen Körperteils geleitet. Damit nur der erkrankte Teil durchspült wird, muss der Körperteil allerdings über eine eigene Blutversorgung verfügen (z.B. untere/obere Extremität, Leber). Die Spülung von Körperhöhlen, zum Beispiel des Bauchraumes oder auch der Blase, mit erwärmten Flüssigkeiten wird ebenfalls angewendet. Über die Erwärmung des Blutes kann auch eine Ganzkörperhyperthermie erfolgen.
  • Elektrohyperthermie

Wirkungen

Inaktivierung der Tumorzellen, in der Regel bei einer Temperatur > 42 °C über mind. 30 Minuten. Zu der zytotoxischen Wirkung der Wärme kommen immunologische Faktoren, wie z.B. eine lokale Zytokinausschüttung und weitere Schädigung der Tumorzellen.

Indikation

Reduktion der Tumormasse bei inoperablen Tumoren. Somit konnten in Pilotstudien 52% der zuvor inoperablen Tumore doch noch chirurgisch angegangen werden. Selten kommt es zur kompletten Tumorregression durch die alleinige Hyperthermie. Lokal auch zur Reduktion bzw. Sanierung von einzelnen Organmetastasen, z.B. Leber. Aktuell wird die Oberflächenhyperthermie auch bei resistenten Verrucae vulgares mit gutem Erfolg eingesetzt.

Weitere Einsatzgebiete sind chronische Entzündungen und Infektionen, schmerzhafte degenerative Erkrankungen, Durchblutungsstörungen und Tinnitus.

Durchführung

  • Ganzkörperhyperthermie: Mittels Infrarot wird die Körpertemperatur, unter zentraler Dämpfung oder auch in Vollnarkose, auf 42 °C erwärmt.
  • Lokal: Unmittelbar über der zu erhitzenden Region wird der Applikationskopf (Infrarotlampe) positioniert und überwärmt so einen umschriebenen Bereich.

Unerwünschte Wirkungen

Ggf. Leukopenie, Thrombozytopenie, Anämie, Übelkeit, Erbrechen. In seltenen Fällen superfizielle Verbrennungen und Nekrosen.

Präparate

z.B. Iratherm 2000

Hinweis(e)

Zurzeit stellt die Hyperthermie noch keine Regelleisung der gesetzlichen Krankenkassen dar, wird ggf. auf Antrag erstattet.

Literatur
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  1. Issels R (1999) Hyperthermia combined with chemotherapy-biological rationale, clinical application and treatment results. Oncology 22: 374-381
  2. Nickolaus B (1996) Hyperthermie: Neue Konzepte für ein altes Verfahren. Deutsches Ärzteblatt 93: A-1368, B-1068, C-968
  3. Richtig E et al. (2003) Efficacy of superficial and deep regional hyperthermia combined with systemic chemotherapy and radiotherapy in metastatic melanoma. JDDG 1: 635-642
  4. Wehner H et al. (2001) Whole body hyperthermia with water-filtered infrared radiation: Technical-physical aspects and clinical experiences. Int J Hyperthermia 17: 19-30
  5. Wiedemann GJ et al. (1996) Ifosfamide and carboplatin combined with 41.8 °C whole body hyperthermia in patients with refractory sarcoma and malignant teratoma. Cancer Res 55: 5346-5350
  6. Wust P et al. (2000) Feasibility and analysis of thermal parameters for the whole-body-hyperthermia IRATHERM-2000. Int J Hyperthermia 16: 325-339
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