HAART

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Dr. med. S. Leah Schröder-Bergmann

Co-Autor: Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Synonym(e)

Antiretrovirale Kombinationstherapie; cART; Combined Anti-Retroviral Therapy; Highly Active Anti-Retroviral Therapy; Hochaktive antiretrovirale Therapie

Definition

1996 eingeführtes Konzept von Kombinationstherapien aus verschiedenen antiretroviralen Medikamenten zur Behandlung der HIV-Infektion.

Allgemeine Definition

  • HAART ist das Akronym für: Highly Active Anti-Retroviral Therapy.

  • Merke! Aufgrund der Komplexizität der Therapie sollte diese nur in enger Absprache mit einem spezialisierten Zentrum eingeleitet, abgesetzt oder umgestellt werden.

  • Durch zielführend richtige Kombination der Wirkstoffe zur richtigen Zeit kann die gemessene Viruslast (Nachweis mittels PCR) von teilweise 1,5 Mio. Kopien/ml Blut unter die Nachweisgrenze gedrückt werden (dies ist nicht mit einer Heilung zu verwechseln). Die Lebenserwartung von HAART-behandelten Patienten gleicht sich nach und nach der normalen Lebenserwartung an. Ein normales Leben wird so (fast) möglich, wobei einzelne aggressivere Verlaufsformen und ein zunehmendes Resistenzproblem nicht negiert werden sollten. Es muss daher betont werden, dass bislang keine Alternative zum Infektionsschutz (Safer Sex) besteht.
  • HAART besteht aus einer Kombination von mindestens drei antiretroviralen Medikamenten aus mindestens zwei Wirkstoffklassen. Derzeit stehen mehrere Wirkstoffklassen zur Verfügung:

Indikation

Unerwünschte Wirkungen

  • Häufig werden unter HAART dermatologische Nebenwirkungen gesehen, insbes. Arzneimittelexantheme, Lipodystrophiesyndrome. Klinisch bedeutsam ist das Immunrekonstruktionssyndrom mit der Demaskierung latenter Infektionskrankheiten oder dem Neuauftreten oder der Reaktivierung präexistenter Erkrankungen.
  • Die antiretrovirale Therapie muss bei bis zu 25% aller Patienten innerhalb des ersten Jahres aufgrund von Nebenwirkungen umgestellt werden.
  • Arzneimittelxantheme: Arzneimittelexantheme werden vor allem durch NNRTIs ausgelöst. Bei leichten, nicht bullösen Reaktionen ohne Allgemeinsymptome oder Schleimhautbeteiligung kann die HAART fortgesetzt werden. Die differentialdiagnostische Abgrenzung z.B. zu Virusexanthemen und Syphilis kann schwierig sein.
  • Hypersensitivitätssyndrom: Für das Vorliegen einer u.U. lebensbedrohlichen Hypersensitivitätsreaktion (HSR), die gelegentlich auch als DRESS-Syndrom (= Drug rush with eosinophilia and systemic symptoms) bezeichnet wird, spricht das kombinierte Auftreten von meist 3-4 Symptomen gleichzeitig (morbilliforme bis makulopapulöse Exantheme, Fieber, Übelkeit oder Erbrechen) im Mittel etwa 11 Tage nach Behandlungsbeginn. Bei einem Drittel der Patienten verläuft die Hypersensitivitätsreaktion ohne Exantheme. Im Epikutantest lässt sich häufig eine Sensibilisierung auf Abacavir nachweisen. Das bei den Kaukasiern vorkommende Allel HLA-B5701 ist bei der HSR in bis zu 90% positiv und kann vor Beginn einer Therapie mit Abacavir bestimmt werden. Eine Reexposition sollte nach einem HRS vermieden werden.
  • Immunrekonstitutionssyndrom (IRIS): Vor allem Patienten mit einem weit fortgeschrittenen zellulären Immundefekt, die eine antiretrovirale Kombinationstherapie beginnen, unterliegen einem Risiko, eine aberrante, oft pathogenspezifische Immunreaktion zu entwickeln. Auch die Haut als Spiegel des Immunsystems ist häufig betroffen. Neben Infektionen (z.B. Herpes zoster, Herpes simplex, Molluscen, HPV-assoziierte Veränderungen) treten multifaktorielle (Psoriasis, Akne, eosinophile Follikulitis) und autoimmun-vermittelte Hautveränderungen auf. Die antiretrovirale Therapie sollte möglichst fortgesetzt und eine spezifische Therapie eingeleitet werden.
  • Lipodystrophiesyndrom: Als Lipodystrophiesyndrom werden Fettverteilungsstörungen und metabolische Veränderungen bei Patienten unter HAART zusammengefaßt. Ein Verlust des subkutanen Fettgewebes zeigt sich vor allem im Gesicht, an den Extremitäten und gluteal. Eine Lipohypertrophie zeigt sich vor allem viszeral, seltener auch nuchal. Zu den assoziierten metabolischen Veränderungen gehören Insulinresistenz, Glukosetoleranzstörungen, Diabetes mellitus, Hypertriglyzeridämie, Hypercholesterinämie und Hyperlaktatämie. Eine Umstellung der antiretroviralen Therapie ist zu erwägen, bei der medikamentösen Behandlung der Stoffwechselstörungen sind Wechselwirkungen mit den Wirkstoffen der antiretroviralen Therapie zu beachten.
  • Mitochondriale Toxizität: Vor allem die NRTIs können kompetitiv die RNA-abhängige DNA-Polymerase in den Mitochondrien und damit deren DNA-Replikation hemmen. Daraus resultiert eine Beeinträchtigung der mitochondrialen Enzyme. Vor allem die Thymidinanaloga Stavudin, und Didanosin, sowie weniger ausgeprägt Zidovudin werden dafür verantwortlich gemacht.
  • Hyperpigmentierungen: Selten tritt unter Zidovudin und Emtricitabin eine Melanonychia striata medicamentosa auf.

Komplikation(en)

Nach eigenen klinischen Erfahrungen erkranken Patienten, die mit einer antiretroviralen Kombinationstherapie behandelt werden, häufiger an einem Bronchialkarzinom. Welche pathogenetische Rolle dem zugrunde liegt, ist noch unklar. Ob die überproportional hohe Anzahl an Rauchern in diesem Kollektiv der ausschlaggebende Faktor ist, wird derzeit diskutiert.

Hinweis(e)

  • Wechselwirkungen in der HIV-Therapie sind vielfältig und bisher nur ansatzweise untersucht. Die NNRTIs und PIs werden größtenteils über das Cytochrom P450-System abgebaut. Medikamentenspiegelmessungen sollten bei unklarer Interaktion durchgeführt werden. Hinweise über Wechselwirkungen mit häufig eingesetzten Medikamenten sind unter www.ifi-interaktions-hotline.de zu finden.
  • Resistenzanalysen: Zur Interpretation von genotypischen- bzw. und phänotypischen Resistenzanalysn stehen regelbasierte und datenbasierte Interpretationssysteme zur Verfügung.
    • Regelbasierte Interpretationssysteme:
      • HIV-GRADE: http://www.hiv-grade.de/cms/grade/homepage.ht ml
      • Stanford-Database: http://hiv.net/link.php?id=24
      • HIV Genotypic Drug Resistance Interpretation - ANRS AC11: http://hiv.net/link.php?id=138
      • Los Alamos-Database: http://hiv.net/link.php?id=25
    • Datenbasierte Interpretationssysteme: geno2pheno: http://hiv.net/link.php?id=26.

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Esser S, Helbig D, Hillen U, Dissemond J, Grabbe S (2007) HIV-Therapie-assoziierte Nebenwirkungen. JDDG 5: 745-754
  2. May MT et al. (2006) HIV treatment response and prognosis in Europe and North America in the first decade of highly active antiretroviral therapy: a collaborative analysis. Lancet 368: 451-458
  3. Salzberger B, Marcus U, Vielhaber B, Arasteh K, Golz J, Brockmeyer NH, Rockstroh J (2004) German-Austrian recommendations for the antiretroviral therapy of HIV-infection (Status May 2004). Eur J Med Res 9: 491-504

Tabellen

 

Substanz bzw. Substanzgruppe

Handelsname

Wichtigste Nebenwirkungen

Diät- Vorschrift

Darreichungsform

Dosis*

Nukleosidale Reverse Transkriptase Inhibitoren (Nukleosidanaloga, NRTI)

 

Hepatische Steatose, selten Laktatazidose, Lipodystrophiesyndrom§

 

 

 

Abacavir

Ziagen

Hypersensitivitäts- Syndrom

 

Tabletten à 300 mg, Saft

2mal/Tag 300 mg p.o.

Didanosin

Videx

Pankreatitis, Neuropathie

Nüchtern einnehmen

Kapseln à 400 mg, Kapseln à 250 mg, Kapseln à 125 mg, Pulver

> 60 kg KG: 1mal/Tag 400 mg p.o.

< 60 kg KG: 1mal/Tag 250 mg oder 2mal/Tag 125 mg p.o.

Emtricitabin

Emtriva

Kopfschmerzen, gastrointestinale Beschwerden (Durchfall, Übelkeit)

 

Kapseln à 125 mg,

Lösung mit 10 mg/ml

> 4 Monate u. > 33 kg KG: 1mal/Tag 200 mg p.o.

Lamivudin

Epivir

Kopfschmerzen

 

Tabletten à 300 mg, Tabletten à 150 mg, Lösung

1mal/Tag 300 mg oder 2mal/Tag 150 mg p.o.

Stavudin

Zerit

Neuropathie, Pankreatitis

 

Kapseln à 40 mg, Kapseln à 30 mg

> 60 kg KG: 2mal/Tag 40 mg p.o.

< 60 kg KG: 2mal/Tag 30 mg p.o.

Zidovudin

Retrovir

Neutropenie, Anämie, Myopathie

 

Kapseln à 250 mg, Saft

2mal/Tag 250 mg p.o.

Kombinationspräparat: Lamivudin + Zidovudin

Combivir

Kopfschmerz, Neutropenie, Anämie, Myopathie

 

Tabletten à (150 mg/300 mg)

2mal/Tag 150 mg/300 mg p.o.

Kombinationspräparat: Lamivudin + Abacavir

Kivexa

Übelkeit, Kopfschmerz, gastrointestinale Nebenwirkungen wie Erbrechen u. Diarrhoe

 

Tabletten à (300 mg/600 mg)

1mal/Tag 300 mg/600 mg p.o.

Kombinationspräparat: Lamivudin + Zidovudin + Abacavir

Trizivir

Kopfschmerz, Neutropenie, Anämie, Myopathie, Hypersensitivitäts-Syndrom

 

Tabletten à (150 mg/ 300 mg/300 mg)

2mal/Tag 150 mg/300 mg/300 mg p.o.

Nukleotidale Reverse Transkriptase Inhibitoren (Nukleotidanaloga, NtRTI)

 

 

 

 

 

Tenofovir

Viread

Gastrointestinale Beschwerden (Durchfall, Übelkeit)

 

Tabletten à 300 mg

1mal/Tag 300 mg p.o.

Kombinationspräparat: Emtricitabin + Tenofovir

Truvada

Kopfschmerzen, gastrointestinale Beschwerden (Durchfall, Übelkeit)

Mit Mahlzeit einnehmen

Tabletten à (200 mg/300 mg)

1mal/Tag 200 mg/300 mg p.o.

Nicht-Nukleosidale Reverse Transkriptase Inhibitoren (NNRTI)

 

Arzneireaktionen

 

 

 

Efavirenz*****

Sustiva, Stocrin

Psychotrope NW; Arzneiexanthem

 

Kapseln à 200 mg, Kapseln à 600 mg

1mal/Tag 600 mg p.o.

Nevirapin****

Viramune

Arzneiexanthem, Hepatotoxizität

 

Tabletten à 100 mg

Initial: 1mal/Tag 100 mg für 14 Tage, dann Dosisanpassung auf 2mal/Tag 200 mg p.o. oder 1mal/Tag 400 mg p.o.

Etravirin

Intelence

Diarrhoe, Kopfschmerzen, Arzneixantheme, Juckreiz

 

Tabletten à 100 mg

2mal/Tag 200 mg p.o.

Protease-Inhibitoren (PI)**

 

Glukoseintoleranz, Fettstoffwechselstörungen, Lipodystrophiesyndrom§

 

 

 

Atazanavir

Reyataz

Diarrhoe, Kopfschmerzen, Hyperbilirubinämie (Ikterus)

Mit Mahlzeit einnehmen

Kapseln à 100, 150, 200 mg

1mal/Tag 400 mg p.o.

Empfehlung in Kombination mit Ritonavir: 1mal/Tag 300 mg p.o. + Ritonavir 1mal/Tag 100 mg p.o.

Darunavir

Prezista

Übelkeit, Diarrhoe, Hyperlipidämie

 

Tabletten à 400 mg

2mal/Tag 600 mg + Ritonavir 2mal/Tag 100 mg p.o.

Fosamprenavir

Telzir

Diarrhoe

 

Filmtbl. à 700 mg bzw. Suspension 50 mg/ml

2mal/Tag 1400 mg p.o.

Empfehlung in Kombination mit Ritonavir: 2mal/Tag 700 mg p.o. + Ritonavir: 2mal/Tag 100 mg p.o. Alternativ: 1mal/Tag 1400 mg p.o. + Ritonavir: 1mal/Tag 200 mg p.o.

Indinavir

Crixivan

Nephrolithiasis, Hyperbilirubinämie

Nüchtern bzw. mit fettreduzierter Kost einnehmen

Kapseln à 400 mg

Als Mono PI: 3mal/Tag 800 mg p.o.

Empfehlung in Kombination mit Ritonavir: 2mal/Tag 400 mg Indinavir + 2mal/Tag 100 mg Ritonavir p.o.

Lopinavir + Ritonavir

Kaletra

Fettstoffwechselstörungen, Übelkeit, Diarrhoe

Mit Mahlzeit einnehmen

Kapseln à (133 mg/33 mg), Lösung

2mal/Tag 400 mg p.o. Lopinavir + 2mal/Tag 100 mg p.o. Ritonavir

Nelfinavir

Viracept

Diarrhoe, Übelkeit

Nicht nüchtern einnehmen

Tabletten à 250 mg, Pulver

2mal/Tag 1250 mg p.o.

Ritonavir

Norvir

Diarrhoe, Übelkeit, Hypertriglyzeridämie

 

Kapseln à 100 mg, Saft

2mal/Tag 600 mg p.o.; Saft: 2mal/Tag 7,5 ml p.o.

Saquinavir

Invirase***

Diarrhoe, Übelkeit (meist mild)

Mit protein- oder fettreicher Kost einnehmen

Filmtbl. 500 mg

Empfehlung in Kombination mit Ritonavir: 2mal/Tag jeweils 1000 mg Saquinavir + 100 mg Ritonavir p.o.

Fusionsinhibitoren/Entryinhibitoren

 

Lokale Reaktionen an der Einstichstelle, grippeähnliche Symptome

 

 

 

Enfuvirtide (T-20)

Fuzeon

Reaktionen an der Einstichstelle (Erythem, Urtica)

 

subkutane Injektion

2mal/Tag 90 mg (1 ml) s.c.

* normale Nierenfunktion, Körpergewicht > 60 kg;

** alle Proteaseinhibitoren sind Inhibitoren des Cytochrom P450; Ritonavir ist der potenteste Inhibitor, einige Isoenzyme werden durch Ritonavir auch induziert;

*** nur in Kombination mit Ritonavir einsetzen;

**** Eventuell Erhöhung der Lopinavir/Ritonavir-Dosis bei PI-vorbehandelten Patienten auf 533/133 mg 2mal/Tag bei Kombination mit Efavirenz oder Nevirapin. Generell müssen aufgrund der gegenseitigen Wechselwirkungen bei Kombination von NNRTIs und PIs Dosisanpassungen und ggf. ein Drug-Monitoring erwogen werden;

***** unterschiedliche Handelsnamen in Deutschland und Österreich;

§ die Pathogenese des Lipodystrophiesyndroms ist noch ungeklärt. Sowohl Protease-Inhibitoren als auch Reverse Transkriptase-Inhibitoren scheinen an der Entstehung des Syndroms beteiligt zu sein.

 

 

 

 

 

 

I

II

III

 

Graduierung von Therapie-Empfehlungen *

Auf der Basis mindestens einer randomisierten Studie mit klinischen Endpunkten

Auf der Basis von Surrogatmarker-Studien

Nach Expertenmeinung

A

Eindeutige Empfehlung

A I

A II

A III

B

Im Allgemeinen ratsam

B I

B II

B III

C

Vertretbar

C I

C II

C III

D

Im Allgemeinen abzulehnen

D I

D II

D III

E

Eindeutige Ablehnung

E I

E II

E III

* Klinische Endpunktstudien werden aufgrund der geänderten Zulassungsbedingungen der FDA und EMEA für neue Substanzen nicht mehr durchgeführt

 

 

 

 

Substanz bzw. Substanzgruppe und Präparate

Wichtigste Nebenwirkungen

Dosis*

Nukleosidale Reverse Transkriptase Inhibitoren (Nukleosidanaloga, NRTI)

Hepatische Steatose, selten Laktatazidose, Lipodystrophiesyndrom§

 

Abacavir (Ziagen)

Hypersensitivitäts- Syndrom

2mal/Tag 300 mg p.o.

Didanosin (Videx)

Pankreatitis, Neuropathie

> 60 kg KG: 1mal/Tag 400 mg p.o.

< 60 kg KG: 1mal/Tag 250 mg oder 2mal/Tag 125 mg p.o.

Emtricitabin (Emtriva)

Kopfschmerzen, gastrointestinale Beschwerden (Durchfall, Übelkeit)

> 4 Monate u. > 33 kg KG: 1mal/Tag 200 mg p.o.

Lamivudin (Epivir)

Kopfschmerzen

1mal/Tag 300 mg oder 2mal/Tag 150 mg p.o.

Stavudin (Zerit)

Neuropathie, Pankreatitis

> 60 kg KG: 2mal/Tag 40 mg p.o.

< 60 kg KG: 2mal/Tag 30 mg p.o.

Zalcitabin (Hivid)

Neuropathie, orale Ulzera

3mal/Tag 0.75 mg p.o.

Zidovudin (Retrovir)

Neutropenie, Anämie, Myopathie

2mal/Tag 250 mg p.o.

Kombinationspräparat: Lamivudin + Zidovudin (Combivir)

Kopfschmerz, Neutropenie, Anämie, Myopathie

2mal/Tag (150 mg + 300 mg) p.o.

Kombinationspräparat: Lamivudin + Zidovudin + Abacavir (Trizivir)

Kopfschmerz, Neutropenie, Anämie, Myopathie, Hypersensitivitäts-Syndrom

2mal/Tag 150 mg + 2mal 300 mg + 2mal 300 mg p.o.

Nukleotidale Reverse Transkriptase Inhibitoren (Nukleotidanaloga, NtRTI)

 

 

Tenofovir (Viread)

Gastrointestinale Beschwerden (Durchfall, Übelkeit)

1mal/Tag 300 mg p.o.

Nicht-Nukleosidale Reverse Transkriptase Inhibitoren (NNRTI)

Arzneireaktionen

 

Delavirdin (Rescriptor)

Arzneiexanthem

3mal/Tag 400 mg p.o.

Efavirenz (Sustiva, Stocrin) *****

Psychotrope NW; Arzneiexanthem

1mal/Tag 600 mg p.o.

Nevirapin (Viramune) ****

Arzneiexanthem, Hepatotoxizität

Initial: 1mal/Tag 100 mg für 14 Tage, dann Dosisanpassung auf 2mal/Tag 200 mg p.o. oder 1mal/Tag 400 mg p.o.

Protease-Inhibitoren (PI)**

Glukoseintoleranz, Fettstoffwechselstörungen, Lipodystrophiesyndrom§

 

Amprenavir (Agenerase)

Diarrhoe, Kopfschmerz, Arzneiexanthem

2mal/Tag 1200 mg p.o.

Empfehlung: Kombination mit Ritonavir 2mal/Tag 600 mg Amprenavir + 2mal/Tag 100 mg Ritonavir p.o.

Atazanavir (Reyataz)

Diarrhoe, Kopfschmerzen, Hyperbilirubinämie (Ikterus)

1mal/Tag 400 mg p.o.

Empfehlung in Kombination mit Ritonavir: 1mal/Tag 300 mg p.o. + Ritonavir 1mal/Tag 100 mg p.o.

Fosamprenavir (Lexiva)

Diarrhoe

2mal/Tag 1400 mg p.o.

Empfehlung Kombination mit Ritonavir: Fosamprenavir: 1mal/Tag 1400 mg p.o. + Ritonavir: 1mal/Tag 200 mg p.o.

Alternativ: Fosamprenavir: 2mal/Tag 700 mg p.o. + Ritonavir: 2mal/Tag 100 mg p.o.

Indinavir (Crixivan)

Nephrolithiasis, Hyperbilirubinämie

Als Mono PI: 3mal/Tag 800 mg p.o.

Empfehlung in Kombination mit Ritonavir: 2mal/Tag 400 mg Indinavir + 2mal/Tag 100 mg Ritonavir p.o.

Lopinavir + Ritonavir (Kaletra)

Fettstoffwechselstörungen, Übelkeit, Diarrhoe

2mal/Tag 400 mg p.o. Lopinavir + 2mal/Tag 100 mg p.o. Ritonavir

Nelfinavir (Viracept)

Diarrhoe, Übelkeit

2mal/Tag 1250 mg p.o.

Ritonavir (Norvir)

Diarrhoe, Übelkeit, Hypertriglyzeridämie

2mal/Tag 600 mg p.o.; Saft: 2mal/Tag 7,5 ml p.o.

Saquinavir (Invirase***, Fortovase)

Diarrhoe, Übelkeit (meist mild)

3mal/Tag 1200 mg p.o.

Empfehlung in Kombination mit Ritonavir: 2mal/Tag 1000 mg Saquinavir + 2mal/Tag 100 mg Ritonavir p.o.

Fusionsinhibitoren/Entryinhibitoren

Lokale Reaktionen an der Einstichstelle, grippeähnliche Symptome

 

Enfuvirtide (Fuzeon)

Reaktionen an der Einstichstelle (Erythem, Urtica)

2mal/Tag 90 mg (1 ml) s.c.

* normale Nierenfunktion, Körpergewicht > 60 kg;

** alle Proteaseinhibitoren sind Inhibitoren des Cytochrom P450, Ritonavir ist der potenteste Inhibitor, einige Isoenzyme werden durch Ritonavir auch induziert;

*** nur in Kombination mit Ritonavir einsetzen;

**** Eventuell Erhöhung der Lopinavir/Ritonavir-Dosis bei PI-vorbehandelten Patienten auf 533/133 mg 2mal/Tag bei Kombination mit Efavirenz oder Nevirapin. Generell müssen aufgrund der gegenseitigen Wechselwirkungen bei Kombination von NNRTIs und PIs Dosisanpassungen und ggf. ein Drug Monitoring erwogen werden;

***** unterschiedliche Handelsnamen in Deutschland und Österreich;

§ die Pathogenese des Lipodystrophiesyndroms ist noch ungeklärt. Sowohl Protease-Inhibitoren als auch Reverse Transkriptase-Inhibitoren scheinen an der Entstehung des Syndroms beteiligt zu sein.

 

 

 

 

Kombinationspartner 1

Grad der Empfehlung

 

Kombinationspartner 2

Grad der Empfehlung

Nukleosid/Nukleotidkombinationen

 

Empfohlen ist die Kombinationstherapie von mindestens 2 NRTI/NtRTI (Kombinationspartner 1) mit mindestens einem NNRTI und/oder PI (Kombinationspartner 2)

NNRTI

 

Tenofovir/EmtricitabinI

AII

Efavirenz AII

AII

Zidovudin/Lamivudin

AI

Nevirapin AII

AII

 

 

 

PI

 

Lopinavir/Ritonavir

AII

Fosamprenavir

AII

 

 

 

 

Kombinationspartner 1

Grad der Empfehlung

 

Kombinationspartner 2

Grad der Empfehlung

NRTI-Kombinationen aus 2 NRTI

 

Empfohlen ist die Kombinationstherapie von mindestens 2 NRTI (Kombinationspartner 1) mit mindestens einem NNRTI und/oder PI (Kombinationspartner 2)

NNRTI

 

Abacavir/Lamivudin

BII

Nevirapin

BII

Didanosin/Lamivudin

BII

 

 

Emtricitabin

BII

PI

 

 

 

Atazanir/Ritonavir

BII

NRTI-Kombinationen aus 3 NRTI

 

Atazanavir

BII

Abacavir/Zidovudin/Lamivudin *

BII

Saquinavir/Ritonavir

BII

 

 

Nelfinavir/Ritonavir

CII

 

 

Indinavir/Ritonavir

CII

 

 

 

 

Organnebenwirkungen

verursachende NRTIs

Neuromuskuläre NW

 

periphere Polyneuropathie

DDI, d4T

Myopathie

AZT

Kardiomyopathie

DDI, AZT

Hepatische und gastrointestinale NW

 

Steatose

alle NRTI (d4T >> andere NRTI)

Pankreatitis

DDI, d4T

Hämatologische NW

 

Anämie, Neutropenie

AZT

Nephrologische NW

 

proximale Tubulusdysfunktion, Hypophosphatämie

TDF

Metabolische und adipozytäre NW

 

Lipoatrophie

d4T > DDI > AZT > ABC > TDF > 3TC > FTC

Hyperlaktatämie, Laktatazidose

d4T > DDI > AZT > ABC > TDF > 3TC > FTC

Hyperlipidämie

d4T

 

 

 

 

Klinisch

CD4+Lymphozyten/µl

HIV-RNA (Kopien/ml) (RT-PCR)

Therapieempfehlung

HIV-assoziierte Symptome und Erkrankungen (CDC: C, B)

Alle Werte

 

A I

Asymptomatische Patienten (CDC: A)

< 200

Alle Werte

A I

 

200-350

Alle Werte

B II

 

350-500

> 50.000-100.000 Kopien

B II

 

350-500

< 50.000 Kopien

C III

 

> 500

Alle Werte

C III

Akutes retrovirales Syndrom

Alle Werte

Alle Werte

C II

 

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024