Candidose der Mundschleimhaut B37.0

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

Co-Autor: Christoph Rose

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Zuletzt aktualisiert am: 16.01.2025

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Synonym(e)

Chronic localized candidiasis; (e) Oral candidiasis; (e) oropharnyngeal Candidiasis; Mundsoor; Orale Candidiasis; Orale Kandidose, Orale Candidose; oropharnyngeale Candidiasis; Oropharyngeale Candidose; Stomatitis candidamycetica

Definition

Befall v. a. von Zunge, auch Wangenschleimhaut, weichem und hartem Gaumen, mit einzeln stehenden oder auch konfluierenden weißen bis grauweißen, meist gut abstreifbaren Plaques; teilweise Zungenbrennen.

Einteilung

Nach Mayser (2018) lassen sich mehrere klinische Manifestationsformen unterscheiden:

  • Akute pseudomembranöse Candidose (Mundsoor)
  • Akute erythematöse Candidose
  • Akute atrophische Candidose (Gebissträger-Stomatitis)
  • Chronische hyperplastische Candidose (Candida-Leukoplakie)
  • Perlèche (Angulus infectiosus)

Vorkommen/Epidemiologie

Gehäuftes Auftreten v. a. bei Säuglingen, bei Patienten mit chronischem Asthma bronchiale, die mit inhalativen Glukokortikoiden dauerbehandelt werden, bei Immunsuppression, Diabetes mellitus oder bei alten Menschen mit schlecht sitzender bzw. ungepflegter Zahnprothese. Die orale Candidose stellt die häufigste opportunistische Erkrankung bei HIV-Infizierten dar. Prädisponierend sind auch erosive Erkrankungen der Mundschleimhaut wie Lichen planus erosivus, Pemphigus vulgaris u. a. 

Klinisches Bild

Akute pseudomembranöse Candidose (Mundsoor)

Die akute pseudomembranöse Candidose ist die klinische Erscheinungsform der oralen Candidose, die i. A. als klassischer Mundsoor bezeichnet wird. Sie tritt v. a. bei Neugeborenen sowie bei Immundefizienz auf.

Hierbei finden sich auf flächigen Enanthemen symptomarme, weißliche Auflagerungen, zunächst stippchenartig, später kleinflächig oder konfluierend großflächig. Die Beläge lassen sich mit einem Holzspatel leicht abstreifen. Nach dem Abstreifen findet sich eine unterliegende, tiefrote, leicht blutende Schleimhaut. Subjektiv werden Missempfindungen wie Geschmacksstörungen und / oder ein pelziges Gefühl geäußert. Diese Form der oralen Candidose ist häufig mit einer Candidose des Pharynx, des Ösophagus oder der Zunge vergesellschaftet.

Akute erythematöse Candidose

Klinisch findet sich eine geschwollene, glänzende, hochrote Mundschleimhaut mit verstrichenen Papillen. Betroffen ist meist die Zungenoberfläche. Die akute erythematöse Candidose entwickelt sich meist aus einer präexistenten akuten pseudomembranösen Candidose. Sie tritt v. a. bei Immundefizienzen oder nach lang andauernder Antibiotikatherapie.

Chronische atrophische Candidose

Meist tritt diese Form der oralen Candidose bei Prothesenträgern (Gebissträger-Stomatitis) an den Auflagestellen der Gebissprothese auf. Die läsionale Schleimhaut ist hochrot und atrophisch-glänzend. Entsprechend den Prothesenauflagestellen lokalisiert finden sich die Veränderungen am harten Gaumen sowie an der gingivalen Schleimhaut des Unter- und Oberkiefers. Das subjektive Empfinden ist nur unwesentlich gestört.

Candida-Leukoplakie

Bis heute ist unklar, ob diese klinische Symptomatik als Candida-Leukoplakie oder als hyperplastische Candidiasis zu bezeichnen ist. Ebenso unklar ist, ob die Candida-Infektion die Ursache der Leukoplakie ist oder ob es sich um eine Superinfektion einer präexistenten Schleimhautveränderung handelt.

Klinisch ist dieses Krankheitsbild durch eine (pflastersteinartige) Leukoplakie (im Gegensatz zum klassischen Mundsoor keine leicht abstreifbaren Auflagerungen) gekennzeichnet. Die leukoplakischen Veränderungen sind von einem Erythemsaum umgeben. Wichtig ist die Abgrenzung (oder der Ausschluss) einer prämalignen Leukoplakie.

Diagnose

Mykologische Kultur. Beachte: Stuhl auf Hefen untersuchen!

Therapie allgemein

Sorgfältige Mundhygiene, ggf. Behandlung einer Grunderkrankung. Ggf. Sanierung der Zähne bzw. der Prothese.

Externe Therapie

Nichtresorbierbare Antimykotika wie Amphotericin B oder Nystatin in flüssiger Form (z. B. Ampho-Moronal Suspension oder Lutschtabletten, Candio-Hermal Suspension, Nystatin Lederle Trp.) über mind. 10 Tage. Bewährt hat sich das Gurgeln mit einer 1:50 verdünnten Amphotericin B-Lösung zweimal täglich.

Interne Therapie

Bei schwerem Befall oder Beteiligung der Speiseröhre (Soorösophagitis) systemische Therapie mit Fluconazol (z. B. Diflucan) 200 mg/Tag über 10-14 Tage. Resistenzen sind bekannt, nach Therapiekontrolle mit Rachenspülwasser ggf. Kombinationstherapie mit Amphotericin B oder liposomalem Amphotericin B (AmBisome) und Flucytosin (z. B. Ancotil). S.u. Candida-Sepsis.

Alternativ: Posaconazol - Tag 1: 1x 200 mg p.o.; anschließend für 13 Tage 100 mg p.o.

Alternativ: in therapieresistenten Fällen Amphotericin B 0,3 mg/kg KG/Tag i. v. über 5-10 Tage.

Sekundärprophylaxe bei rezidivierendem Mundsoor (evtl. mit Soorösophagitis): Fluconazol 50 mg/Tag p.o. oder 3x/Woche 100 mg/Tag p.o. Alternativ: Posaconazol - 3x 200 mg/Tag.   

Bei Immunsupprimierten: Fluconazol, initial 200 mg p.o., dann 100 mg/Tag über 5-10 Tage. Bei Nichtansprechen Verdoppelung der Dosis.

Nachsorge

Regelmäßige klinische Kontrolle und Abstriche.

Literatur
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  1. Fukushima C et al. (2003) Oral candidiasis associated with inhaled corticosteroid use: comparison of flucasone and beclomathasone. Ann Allergy Asthma Immunol 90: 646-651
  2. Mayer P (2018) Mykosen. In: Braun-Falco`s Dermatologie, Venerologie Allergologie G. Plewig et al. (Hrsg) Springer Verlag S 280-281

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