Synonym(e)
Definition
Gramnegative, irreguläre, spiralförmige Bakterien aus der Familie der Spirochaetaceae. Sie tragen nach dem franzöischen Bakteriologen Amédée Borrel ihren Namen.
Erreger
Medizinisch von Bedeutung sind u.a. die Arten:
- Borrelia burgdorferi sensu lato:
- Borrelia sensu stricto: Erreger der Lyme-Borreliose (Nachweis bei etwa 60% der Pat.)
- Borrelia garinii: Erreger von Lyme-Borreliose u. Polymeningoradikulitis (Nachweis bei etwa 7% der Pat.)
- Borrelia afzelii: Erreger von Lyme-Borreliose u. Acrodermatitis chronica atrophicans (Nachweis bei etwa 90% der Patienten)
- Borrelia bavariensis: Erreger von Lyme-Borreliose (Nachweis bei etw 2% der Patienten)
- Borrelia spielmanii; (sehr selten)
- Borrelia recurrentis: Erreger des epidemischen Rückfallfiebers.
- Borrelia duttonii: Erreger des endemischen Rückfallfiebers.
Auch interessant
Vorkommen/Epidemiologie
Borrelia burgdorferi sensu lato wird durch den Stich infizierter Zecken übertragen und ist in Deutschland gebietsabhängig bei etwa 5-35% der Zecken nachweisbar (z.B. in Südniedersachsen im Frühjahr 2007 bei 25% der untersuchten Zecken). Als Erregerreservoir dienen Nagetiere und un Vögel.
Geographische Verteilung häufiger Borrelien spp. | ||
Erreger | Geographische Verbreitung | Vektor |
B. sensu strictu | Europa, USA | Zecken |
B. garinii | Europa, Asien | Zecken |
B. afzelii | Europa, Asien | Zecken |
B. lusitaniae | Europa, Asien | Zecken |
B. valaisiana | Europa, Asien | Zecken |
B. andersonii | USA | Zecken |
B. japonica | Japan | Zecken |
B. recurrentis | Nordafrika, seltener in Asien u. Südamerika | Läuse, Zecken, selten Übertragung durch Bluttransfusion |
B. duttonii | Afrika, Saudi-Arabien, Iran, Indien, Zentralasien, vereinzelt Amerika und Südeuropa | Läuse |
Diagnose
Bestimmung von IgM/IgG-Antikörpern gegen Borrelien mittels ELISA, IFT (Indirekter Immunofluoreszenz-Test), bei Nachweis von Anti-Borrelien-Antikörpern zusätzlich Westernblot.
Antigen-Nachweis mittels PCR (Blut, Gelenkpunktat, Liquor, Hautbiopsie, Urin).
Erregernachweis aus Kulturanzucht.
Hinweis(e)
Dass die Übertragung von Lyme-Borreliose-Spirochäten durch einzelne infizierte Zecken-Nymphen zu einer Wirtsinfektion führt, wenn die Zecken nur 24 Stunden festsitzen (trotz der Exposition von fast 90 experimentellen Nagetierwirten in mehreren Studien) ist äußerst gering.
Die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung, die zu einer Wirtsinfektion führt, scheint nach 48 Stunden auf etwa 10 % zu steigen
Sie erreicht nach 72 Stunden 70 % für Borrelia burgdorferi.
Hinweis(e)
Ixodes ricinus kann neben Borrelien noch weitere Erreger auf den Menschen übertragen:
- FSME-Virus-ein Flavivirus, Erreger der Frühsommer-Meningoenzephaltitis
- Babesien, in Erythrozyten parasitiernden Protozoen, Erreger der Babesiose, einer Malaria-ähnlichen Ekrankung
- Anaplasma phagocytophilum, ein intrazelluläres Gram-negatives Bakterium der Gaattung Rickettsiales, Erreger der humanen granulozytären Anaplasmose (Ehrlichiose)
- B. miyamotoi, Erreger des Rückfallfiebers.
Die Muster der Anti-Borrelia-Antikörper, die bei infizierten Menschen beobachtet werden, zeigen einen hohen Grad an Variabilität. Eine Anzahl wichtiger immundominanter Borrelia-Proteine konnten den klinischen Stadien der Erkrankung zugeordnet worden (s.a. Borrelien-Antigenstruktur).
- Frühphase: die Antwort der IgM-Antikörper ist gegen das äußere Membranprotein C (Osp C = 0uter surface protein C) und/oder Flagellinprotein (FlaB: Kreuzreaktion u.a. mit Spirochäten und begeißelten Bakterien) gerichtet.
- Bei Fortschreiten der Borrelieninfektion werden in der Immunantwort andere Proteine mit einbezogen. Ein chromosomal kodiertes Borrelia-Protein p100 (synonym: p94 / p83) ist als Marker für das Spätstadium der Lyme Ekrankung gefunden, ebenso wie OspA. Es ist allg. akzeptiert, dass in der klinischen Routine eine Antigenmischung an Stelle von gereinigten einzelnen Borrelia-Antigenen sinnvoll ist. Die Antigenmischung sollte Proteine wie Osp C, BmpA = Borrelia membrane antigen = p39-Antigen), p41-Antigen and p100-Antigen enthalten.
- Eine Anzahl von konservierten Borrelia-Proteine, wie Hitze-Schockproteine und Teile des Flagellins haben Epitope, die auch auf anderen Bakterien gefunden werden (dies führt zu falsch-positiven Resultaten).
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
- Baumgarten JM et al. (2002) Lyme disease--part I: epidemiology and etiology. Cutis 69: 349-352
- Brandt FC (2015) Genotypisierung von Borrelien an paraffi n-eingebetteten Hautbiopsien der kutanen Borreliose mittels IGS-, ospA- und OspC-PCR. JDDG 13 (Suppl 1) :156
- Burgdorfer W et al. (1982) Lyme disease - a tick borne spirochetosis? Science 216: 1317-1319
- Montiel NJ et al. (2002) Lyme disease--part II: clinical features and treatment.Cutis 69: 443-448
- Donovan BJ (2002) Treatment of tick-borne diseases. Ann Pharmacother 36: 1590-1597
- Gissler S, Heininger U (2002) Borrelia lymphocytoma ("lymphadenosis benigna cutis"). Arch Dis Child 87: 12
- Grange F (2002) Borrelia burgdorferi-associated lymphocytoma cutis simulating a primary cutaneous large B-cell lymphoma. J Am Acad Dermatol 47: 530-534
- Hengge UR et al. (2003) Lyme borreliosis. Lancet Infect Dis 3: 489-500
- Nadelman RB (1998) Lyme borreliosis. Lancet 352: 558-565
- Steere AC (2001) Lyme disease. N Engl J Med 345: 115-125
Verweisende Artikel (20)
Atrophodermia idiopathica et progressiva; Bakterien; Bakterien, genetische Struktur; Borrelia burgdorferi; Borreliosen; CRASP-Proteine; Erythema migrans; Flagelline; Lyme-Borreliose und Inflammation ; Meldepflicht, Krankheitserreger mit möglicher Lebensmittel-Übertragung ; ... Alle anzeigenWeiterführende Artikel (13)
Acrodermatitis chronica atrophicans; Babesiose; Borrel Amédée; Borrelien-Antigene; Ehrlichiosen; Lyme-Borreliose; Rückfallfieber; Rückfallfieber, endemisches; Rückfallfieber, epidemisches; Sensu lato; ... Alle anzeigenDisclaimer
Bitte fragen Sie Ihren betreuenden Arzt, um eine endgültige und belastbare Diagnose zu erhalten. Diese Webseite kann Ihnen nur einen Anhaltspunkt liefern.