Adnexkarzinom mikrozystisches C44.L

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

Alle Autoren dieses Artikels

Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

This article in english

Synonym(e)

Eccrine epithelioma; Malignant syringoma; Malignes Syringom; Microcystic adnexal carcinoma; mikrocystisches Adnexkarzinom; mikrozystisches Adnexkarzinom; Schweißdrüsengangkarzinom sklerosierendes; Schweißdrüsenkarzinom mit syringoiden Merkmalen; Sclerosing sweat duct carcinoma (SSDC); Sklerosierendes Schweißdrüsengangkarzinom; Sweat gland carcinoma with syringomatous features; Syringoid eccrine carcinoma; syringomatöses Karzinom; Syringomatous carcinoma; Syringom malignes

Erstbeschreiber

Goldstein, 1982

Definition

Seltener, maligner, meist gut differenzierter, ekkriner Schweißdrüsentumor, der sich durch langsames, aber lokal aggressives Wachstum und eine hohe Rezidivneigung auszeichnet. Histologisch kann dieser maligne Tumor leicht mit benignen Andextumoren verwechselt werden.

Manifestation

Häufung in der 6. Lebensdekade. Auftreten ist jedoch in jedem Erwachsenenalter (ab dem 3. Lebensjahrzehnt) möglich. Keine Geschlechtsbevorzugung.

Lokalisation

Meist Gesicht (75%), insbes. Ober- oder Unterlippe, Nasolabialfalten, Stirn, selten extrafazial.

Klinisches Bild

Langsam wachsender (häufig klinisch unscheinbarer), schmerzloser, hautfarbener, glasiger bis gelblich-rötlicher, selten ulzerierter, meist flacher fester, glatter Knoten. Auch das Auftreten als derbe rote bis hautfarbene Papel oder Plaque mit schwer abgrenzbaren Rändern und oberflächlichen Teleangiektasien ist möglich. Die betroffene Haut scheint normal, nur gelegentlich atrophisch. Seltener sind Parästhesien oder Schmerzen. Lokale Infiltrationen von Fettgewebe, Muskulatur und Knochen können auftreten und komplizieren das Krankheitsbild.

Histologie

  • Tubuläre Strukturen, Hornzysten, bandförmige Tumorzellstränge. Tief infiltrierendes Wachstum der epithelialen Tumornester. Durchsetzung des gesamten Koriums mit Tumorzellsträngen und kleinen bis mittelgroßen Zysten, die mit konzentrisch geschichtetem eosinophilem Material gefüllt sind. Kein Stratum granulosum in der Zystenwand. Perineurale Infiltration in Form von epithelialen Bändern. Die Tumorzellverbände bestehen aus mittelgroßen, überwiegend kuboidalen Zellen mit blasig wirkenden, hellen Kernen und eosinophilem oder klarem Zytoplasma. Mäßige Pleomorphie. Deutliche fibrotische Stromareaktion.
  • Immunhistologie: Zytokeratin- und Vimentin-positiv, meist CEA-positiv (charakteristisch für Schweißdrüsen).

Differentialdiagnose

Klinisch:

  • Basalzellkarzinom, sklerodermiformes: Weitgehend im Hautniveau liegende, wachs- oder elfenbeinfarbige, nur unscharf gegen die Umgebung abgrenzbare, derbe, glänzende Infiltratplatte mit Teleangiektasien. Eine eindeutige klinische Differenzierung ist nicht möglich. Das histologische Bild ist diagnostisch.
  • Karzinom, spinozelluläres: Meist schmerzloser, exophytischer, hautfarbener, häufig krustig belegter, grobhöckeriger meist erodierter oder ulzerierter Knoten von derber Konsistenz. Das histologische Bild ist diagnostisch Narbe: Anamnese! Kein Größenwachstum; die holzartige Konsistenz des mikrozystischen Adnexkarzinoms ist für eine Narbe eher untypisch. Keloide sind in UV-exponierten Arealen eher selten.
  • Granuloma eosinophilicum faciei: Typischerweise rundliche bis ovale, 0,5-2,0 cm große, meist solitäre aber auch mehrere oder zahlreiche, leicht erhabene, feste, symptomlose, braunrote, schuppenfreie Plaques mit erweiterten Follikelmündungen. Hierdurch ergibt sich ein "Orangenschalen-ähnlicher" Oberflächenaspekt; dieser fehlt beim mikrozystischen Adnexkarzinom stests.

Histologisch:

Therapie

  • Exzision mit ausreichend großem Sicherheitsabstand (bis 3,0 cm, sofern im Gesicht möglich) und mikroskopisch kontrollierter Chirurgie (MKC) aufgrund der subklinischen Tumorausläufer und der möglichen Tiefeninfiltration. Lange Nachbeobachtungsdauer.
  • Alternativ: Bestrahlung mit schnellen Elektronen. Cave: Hohe Rezidivrate!

Verlauf/Prognose

Bisher keine Metastasierung beschrieben, kein multilokuläres Auftreten. Allerdings lokal destruierend und mit ausgedehnten Tumorzapfen wachsend.

Hinweis(e)

Merke! In der differenzialdiagnostischen Wertung sollte eine Übereinstimmung zwischen klinischem und histologischem Befund bestehen. Korreliert das histologische Substrat " Syringom" nicht mit dem klinischen Befund (derbes plattenartiges Infiltrat oder fester Knoten, statt multipler kleiner Knötchen), so muss die Diagnose "Syringom" sorgfältig überprüft werden.

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Abbate M et al. (2003) Clinical course, risk factors, and treatment of microcystic adnexal carcinoma: a short series report. Dermatol Surg 29: 1035-1038
  2. Baxi S et al. (2010) Microcystic adnexal carcinoma of the skin: the role of adjuvant radiotherapy. J Med Imaging Radiat Oncol 54:477-482
  3. Chaudhari SP et al.(2015) Treatments for microcystic adnexal carcinoma - A review. J Dermatolog Treat 11:1-7
  4. Chi J et al. (2002) Microcystic adnexal carcinoma of external auditory canal: report of a case. Otolaryngol Head Neck Surg 127: 241-242
  5. Culhaci N et al. (2003) Microcystic adnexal carcinoma: report of a case. J Oral Maxillofac Surg 61: 723-725
  6. Diamantis SA et al. (2011) Mohs micrographic surgery in the treatment of microcystic adnexal carcinoma. Dermatol Clin 29:185-190
  7. Gartmann H et al. (1991) Verruköses mikrozystisches Adnexkarzinom der Nase. Z Hautkr 67: 148-154
  8. Goldstein DJ (1982) Micorcystic adnexal carcinoma: a distinct clinopathological entity. Cancer 50: 566-572
  9. Hamsch C et al. (2010) Mikrozystisches Adnexkarzinom - mitunter unscheinbares Erscheinungsbild eines lokal infiltrierenden Tumors. JDDG 8: 275-278
  10. Hodgson TA et al. (2003) Microcystic adnexal carcinoma: an unusual cause of swelling and paraesthesia of the lower lip. Oral Oncol 39: 195-198
  11. McKinley LH et al. (2014) Microcystic adnexal carcinoma: review of a potential diagnostic pitfall and management. Cutis 93:162-165
  12. Stein JM et al. (2003) The effect of radiation therapy on microcystic adnexal carcinoma: a case report. Head Neck 25: 251-254 
  13. Zito PM et al. (2022) Microcystic Adnexal Carcinoma. 2021 Nov 15. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; PMID: 32491780.

Disclaimer

Bitte fragen Sie Ihren betreuenden Arzt, um eine endgültige und belastbare Diagnose zu erhalten. Diese Webseite kann Ihnen nur einen Anhaltspunkt liefern.

Abschnitt hinzufügen

Autoren

Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024