Häufig schwerer, nicht unterdrückbarer Dauerjuckreiz bei chronischer Niereninsuffizienz (Stadium der kompensierten Retention) durch Retention harnpflichtiger Substanzen. Dialysepatienten leiden ebenfalls sehr häufig an ausgeprägtem Juckreiz. Der Juckreiz bei Dialyse-pflichtigen Patienten tritt als Dauerjuckreiz (infolge Retention harnpflichtiger Substanzen, wahrscheinlich Zeichen der urämischen Neuropathie) oder als intermittierender Dialysejuckreiz (wahrscheinlich Sensibilisierung gegen Stoffe des extrakorporalen Kreislaufes) auf. Ein Zusammenhang mit dem sekundären Hyperparathyreoidismus bei Urämie wird diskutiert (S.a. Niereninsuffizienz, Hautveränderungen).
Pruritus renalerL29.8
Definition
Ätiopathogenese
S.u. Pruritus nephrogener
Therapie
Therapie der ersten Wahl sind UV-Bestrahlungen (UVB oder hoch dosiert UVA1).
Capsaicin (0,01-0,5% in einer Creme-Grundlage oder als Schüttelmixtur) ist in einigen Fällen zumindestens zeitweise hilfreich. Cave! Therapiekosten! S.a. Niereninsuffizienz, Hautveränderungen.
Thalidomid 100 mg/Tag zeigten in kontrollierten Studien einen lindernden Effekt ( Off-label-Use).
Weitere Optionen, die sich in Studien als erfolgreich erwiesen haben: Aktivkohle 6 g/Tag, Gabapentin 3mal/Woche 300 mg nach der Dialyse.
Das Integument des niereninsuffizienten Patienten ist trocken und stark schuppend. Indiziert sind konsequente pflegende externe Maßnahmen wie fettende Lotionen 2mal/Tag (z.B. Excipial Lipolotio, Lipoderm Lotion). Externa mit Harnstoff-Zusatz werden i.d.R. gut vertragen (z.B. 2-5% Harnstoff-Creme, Nubral Creme oder Excipial Hydro- oder Lipolotio, R102 , R104 ). Äußerst sparsames Verwenden von Reinigungsmitteln wie Syndets oder Seifen. Stattdessen Anwendung von hydrophilen Körperölen als Waschersatz (z.B. hydrophiles Körperöl oder Fertigpräparate, die i.A. als Ölbäder Verwendung finden wie z.B. Ölbad Cordes, Linola Fett N Ölbad, Balneum Hermal Ölbad).
Neuerdings werden Erfolge mit Ondansetron (z.B. Zofran 4-8 mg/Tag) beschrieben. Erfolge mit niedrig dosiertem Erythropoetin sind beschrieben (18 U/kg KG/Tag, 3mal/Woche i.v.).
Merke! Orale Antihistaminika sind wirkungslos.
Versuch mit nichtsteroidalen Antiphlogistika wie Metamizol 1000-2000 mg/Tag (z.B. Novalgin 2-4 Tbl.) oder Opioid-Antagonisten z.B Naltrexon (50 mg/Tag). Die Studienergebnisse zu Naltrexon sind widersprüchlich. Zu beachten sind erhebliche Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Schlafstörungen, Schwindel.