Synonym(e)
Definition
RAG1 (RAG1 ist das Akronym für Recombination Activating 1) ist ein Protein kodierendes Gen, das auf Chromosom 11p12 lokalisiert ist. Das kodierte Protein ist an der Antikörper- und T-Zell-Rezeptor-V(D)J-Rekombination beteiligt. RAG1 und RAG2 bilden zusammen den RAG1/2-Komplex, eine V(D)J-Rekombinase. Der RAG 1/2-Komplex kann jedoch auch als Transposase fungieren und die bei der V(D)J-Rekombination entstandenen DNA-Fragmente in ein nicht verwandtes DNA-Stück einfügen. Dieser Prozess wird als RAG-Transposition bezeichnet. Er kann potenziell Insertionsmutagenese, chromosomale Translokationen und genomische Instabilität verursachen (Matthews AG et al. 2009).
Zu den verwandten Signalwegen gehören der Interleukin-7-Signalweg und der RET-Signalweg.
Klinisches Bild
Mutationen von RAG können beim Menschen ein breites Spektrum klinischer und immunologischer Erkrankungen induzieren, die durch unterschiedliche Grade der Beeinträchtigung der Entwicklung von T- und B-Zellen und Veränderungen der Immunität gekennzeichnet sind. Die phänotypische Heterogenität dieser Erkrankungen, korreliert vielfach mit unterschiedlichen Graden der Rekombinationsaktivität der mutierten RAG-Proteine.
Beim Menschen wurde der RAG-Mangel erstmals als eine Form der Immundysregulation erkannt, die als Omenn-Syndrom bekannt ist. Der RAG-Mangel gilt als autosomal rezessive Krankheit. Die Störung wird in der Regel bei Säuglingen festgestellt.
PFOA (zu den Per- und Polyfluoralkylsubstanzen -PFAS- zugehörige Substanz) verringert die Expression von RAG1 und RAG2, Genen, die an der Rekombination von Immunglobulin und T-Zell-Rezeptor V(D)J beteiligt sind (Janssen AWF et al. 2022).
Ein vollständiger Funktionsverlust in RAG1/2 führt beim Menschen zu einer schweren Immundefizienz.
Hypomorphe RAG-Varianten können eine partielle Rekombinationsaktivität beibehalten und führen zu einem ausgeprägten Phänotyp der kombinierten Immundefekte mit Granulom und/oder Autoimmunität (CID-G/A) (s.u. Primäre Immundefekte).
Erste Versuche werden unternommen, den RAG-Mangel mit Gentherapie zu behandeln (Villa A et al. 2019).
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
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Janssen AWF et al. (2022) Perfluoroalkyl substances (PFASs) decrease the expression of recombination-activating genes (RAG1 and RAG2) in human B lymphoma Namalwa cells. Arch Toxicol 97:457–468.
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Matthews AG et al. (2009) Regulation of RAG transposition. Adv Exp Med Biol 650:16-31.
- Schatz DG et al. (2011) Recombination centres and the orchestration of V(D)J recombination. Nat Rev Immunol 11:251-263
- Villa A et al. (2019) RAG gene defects at the verge of immunodeficiency and immune dysregulation. Immunol Rev 287:73-90.