Posttransplantations-Lymphoproliferative Erkrankung B27.0

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

Co-Autor: Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 31.03.2025

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Synonym(e)

Lymphoproliferative Erkrankung nach Transplantation; Posttransplantation Lymphoproliferative Disorders (e); Post-Transplantat-Lymphoproliferativ-Disorder; Posttransplant Lymphoproliferative Disorders; PTLD

Definition

Gruppe von histologisch und molekularbiologisch heterogenen, lymphoproliferativen Krankheiten, die nach allogener hämatopoetischer Stammzelltransplantation oder nach Transplantation solider Organe auftreten können. Hierbei reicht das Spektrum von gutartigen T- und B-Zell Proliferationen bis zu malignen Lymphomen.

Die PTLD ist nach dem Kaposi-Sarkom und anderen Melanozytären und Nicht-melanozytären malignen Hautgeschwülsten die zweithäufigste tumorartige Erkrankung nach einer Organtransplantation und stellt damit auch für den Dermatologen eine relevante klinisch-diagnostische Herausforderung dar.

Einteilung

Nach dem zeitlichen Auftreten unterscheidet man:

  • Frühe PTDL innerhalb der ersten 12 Monate nach Transplantation (EBV-positiv)
  • Späte PTDL 5-10 Jahre nach Transplantation (EBV-negativ)

Vorkommen/Epidemiologie

In Europa und den USA sind etwa 85% aller PTLD-Fälle auf die Proliferation von B-Lymphozyten, etwa 15% auf T-Zell Proliferationen zurückzuführen. In Abhängigkeit vom transplantierten Organ und vom Alter des Patienten beträgt das Risiko, an einer PTLD zu erkranken zwischen 0,5 und 20 % der Transplantierten. Kinder sowie Patienten, die vor der Transplantation EBV-negativ waren, haben ein deutlich höheres Risiko, nach der Transplantation eine PTLD zu entwickeln.

Ätiopathogenese

Als Ursache einer PTLD wird das Zusammentreffen einer EBV-Infektion und der zugrundeliegenden immunsuppressiven Behandlung angenommen, wobei bei immunsupprimierten Patienten eine gesteigerte Virusreplikation und eine höhere Zahl an latent EBV-infizierten B-Lymphozyten im peripheren Blut gefunden wird. In diesen Zellen wirkt EBV als kontinuierlicher Proliferationsreiz.

Klinisches Bild

Kutane Erscheinungen bei Lymphoproliferative Erkrankungen (PTLD) nach Transplantation sind selten. Das mittlere Intervall zwischen der ersten Transplantation und der Diagnose betrug in einer größeren Übersicht 85 Monate (Seçkin D et al. 2013).

Die kutanen Manifestationen wurden wie folgt klassifiziert:

  • primäre kutanes T-Zell-Lymphome (CTCL) (70% der Fälle)
  • primäre kutane B-Zell-Lymphome (30% der Fälle).

Die Mycosis fungoides (MF) war der häufigste (50 %) CTCL-Subtyp. Rund 90 )der kutane B-Zell-PTLD-Fälle wurden als EBV-assoziierte B-Zell-Lymphoproliferationen (darunter ein plasmablastisches Lymphom und eine lymphomatoide Granulomatose) und einer als diffuses großzelliges B-Zell-Lymphom.

Prognose: Rund 50% der Patienten verstarben nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 19,5 Monaten Die mittlere Überlebenszeit für alle Patienten mit CTCL (93 Monate)und kutane B-Zell-PTLD-(112 Monate). Die Überlebensraten für MF waren höher als die für CD30(+)-LPD.

Die Prognose einer primären kutanen CD30(+)-LPD nach Transplantation ist somit schlechter als die der Mycosis fungoides nach Transplantation und die vergleichbarer Lymphomentitäten bei Immunkompetenz (Seçkin D et al. 2013).

Diagnose

Histologische Untersuchung; Nachweis von EBV-spezifischer DNA mittels PCR.

Therapie

Nach einer Abschwächung oder dem Absetzen der immunsuppressiven Therapie tritt in vielen Fällen eine Rückbildung einer PTLD ein. Die Behandlung erfolgt durch Anpassung der Dosierung der Immunsuppressiva; weiterhin analoges Vorgehen wie bei anderen Lymphomerkrankungen.

Verlauf/Prognose

Der Krankheitsverlauf ist abhängig von der individuellen Ausprägung der PTLD, insbesondere vom Grad der Malignität. Die Mortalität liegt teilweise bei > 50%.

Hinweis(e)

Die Stadieneinteilung der PTLD erfolgt analog der Ann-Arbor-Klassifikation für Non-Hodgkin-Lymphome.

Lymphoproliferative Erkrankungen wurden auch anch langjähriger Behandlung rheumatoider Erkrankungen unter Methotrexat beschrieben (Fujita Y et al. 2025)     

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Aida N et al. (2019) A Case of Epstein-Barr Virus-Associated Leiomyosarcoma Concurrently With
    Posttransplant Lymphoproliferative Disorders After Renal Transplantation.
    Clin Med Insights Case Rep 12:1179547619867330.
  2. Fujita Y et al. (2025)  Cutaneous methotrexate-related lymphoproliferative disorder mimicking nodular lymphangitis. J Dtsch Dermatol Ges.  23:218-220. 

  3. Seçkin D et al. (2013) Primary cutaneous posttransplant lymphoproliferative disorders in solid organ transplant recipients: a multicenter European case series. Am J Transplant 13:2146-2153.

  4. Trappe, R et al. (2006) Pathogenic, Clinical, Diagnostic and Therapeutic Aspects of Posttransplantation Lymphoproliferative Disorders. Dtsch Arztebl 103: A-3259 / B-2836 / C-2718

Verweisende Artikel (3)

Leiomyosarkom; Methotrexat; PTLD;

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Zuletzt aktualisiert am: 31.03.2025