Parasympatholytika

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 23.08.2024

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Synonym(e)

Anticholinergika; Antimuskarinikum; (e) Parasympatholytic; Muskarin-Rezeptor-Antagonist; Muskarinrezeptor-Antagonisten; Vagolytikum

Definition

Parasympatholytika oder auch Muskarinrezeptor-Antagonisten werden Stoffe bezeichnet, die kompetitiv den Effekt von Acetylcholin an seinen Rezeptoren (s.u. Acetylcholin) hemmen.  

Einteilung

Man kann unterscheiden zwischen:

  • Naturstoffen und
  • Synthetischen Stoffen

Die Naturstoffe Scopolamin und Atropin kommen als Alkaloide in Nachtschattengewächsen vor, so in der Tollkirsche, im Bilsenkraut und Stechapfel.

Beispiele für synthetische Stoffe sind Pirenzepin, Tropicamid, Cyclopentat, Oxybutynin u.a.

Klinisch wichtig ist die Unterteilung in:

Stoffe mit quatärem Stickstoff wie z.B. N-Butylscopolamin, bleiben in ihrer Wirkung auf die Peripherie beschränkt.

Stoffe mit tertiärem Stickstoff wie Atropin oder Biperiden wirken sowohl in der Peripherie als auch im zentralen Nervensystem. Von den Muskarinrezeptor-Antagonisten ist Pirenzepin die einzige Substanz, die relativ selektiv M1-Rezeptoren (s.u. Acetylcholin-Rezeptoren) antagonisiert.

Pharmakodynamik (Wirkung)

Da M-Rezeptoren nahezu stets tonisch aktiviert sind (Ausnahme M3-Rezeptor des Gefäßendothels) können M-Rezeptor-Antagonisten Wirkungen beim gesunden Menschen zeigen. Alle M-Rezeptor-Antagonisten sind kompetitive Antagonisten. Ihre Wirkungen sind unterschiedlich und hängen von davon ab welchen Rezeptortyp sie jeweils antagonisieren.

  • Herz: Tachykardie, Atropin vermindert in niedrigen Dosen die Herzfrequenz (Wirkungen an den präsynaptischen M-Rezeptoren, deren Antagonisierung zur Freisetzung von Acetylcholin führen; die Antagonisierung der postsynaptischen Rezeptoren erscheint deutlich schwächer zu sein.
  • Gastrointestinaltrakt: Drosselung der Drüsentätigkeit (Trockenheit der Mundschleimhaut); Reduzierung der glattmuskulären Aktivität (Atropinvergiftung führt zu einem Sistieren der Darmperistaltik)
  • Haut: Hemmung der Schweißdrüsensekretion; dies führt bei Atropinvergiftungen zu einer trockenen und geröteten Haut. Die Körpertemperatur steigt an.
  • ZNS: Atropin wirkt in hohen Dosen zentral erregend (psychotische Erregung). Scopolamin ist leicht ZNS-gängig und wirkt bereits in niedrigen Dosen zentral dämpfend. In höheren Dosen wirkt es wie Atropin zentral erregend.

Einige Muskarinrezeptor-Antagonisten werden renal andere metabolisch über CYP3A4 andere über CYP2D6 abgebaut.

Indikation

Indikationen sind:

  • Pupillenerweiterungen (Mydriatikum): Tropicamid, Cyclopentolat
  • Bradykarde Herzrythmusstörungen (auch mit AV-Block) werden z.B. in der Frühphase eines Infarktgeschehens mit Atropin (0,5mg i.v.) behandelt.
  • Bei Vergiftungen mit Alkyphosphaten die lebensgefährlichen Aktivierungen der M-Rezeptoren verursachen wird Atropin i.v. appliziert (2-5mg alle 10-15 min).
  • Parkinson-Syndrom: hierbei kommt Biperiden und Trihexylphenidyl zum Einsatz.
  • Reizblase (Detrusorhyperaktivität): Diese Störung tritt v.a. bei älteren Menschen auf (Harndrang, erhöhte Miktionsfrequenz, Dranginkontinenz). Bei dieser Indikation werden: Trospiumchlorid, Oxybutynin, Tolterodin und Darefenacin eingesetzt.
  • Nieren- und Gallenkoliken: Hierbei liegt wegen seiner spasmolytischen Komponente eine Indikation für N-Butylscopolamin (20-40mg i.v.) meist kombiniert mit einem Analgetikum.
  • Asthma bronchiale und COPD: Zur Verminderung der Bronchokonstriktion kann Itratropiumbromid oder Tiotropiumbromid (längere Wirkdauer) per Inhalator appliziert werden. In der Therapie des Asthma bronchiale verlieren jedoch diese Medikamente ihre Bedeutung. 

Unerwünschte Wirkungen

Die Unerwünschten Wirkungen dieser Arzneigruppe gehen auf die Antagonisierung der Muskarin-Rezeptoren zurück Trockenheit von Haut- und Schleimhäuten, Verstopfung, Tachykardie, Mydriasis, Akkomodationsstörungen, Miktionsstörungen, Harnverhalt. Bei älteren Pat. auch Verwirrtheitsstände und Störungen der kognitiven Funktionen.

Wechselwirkungen

Substanzen die Substrate für CYP3A4 und CYP2D6 sind.

Kontraindikation

Engwinkelglaukom, obstruktive Harnwegserkrankungen, Tachyarrhythmie, Tachykardien bei Hyperthyreose, paralytischer Ileus, Megakolon, Myasthenia gravis.

Literatur
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  1. Estler CJ (1995) (Eds): Pharmakologie und Toxikologie. 4. Aufl. Schattauer, Stuttgart u. New York  S. 41–46.
  2. Graefe KH et al. (2016) Sympathisches Nervensystem. In: Graefe KH et al. (Eds) Pharmakologie und Toxikologie Georg Thieme Verlag Stuttgart S. 114 
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Zuletzt aktualisiert am: 23.08.2024