Synonym(e)
Definition
Flutamid (Summenformel: C11H11F3N2O3) ist ein oraler, nichtsteroidaler Anti-Androgen-Wirkstoff (Androgenrezeptor-Antagonist) der zur Gruppe der zielgrichteten Tumortherapeutika aus der Familie der Androgenrezeptor-Blocker gehört. 10 Metabolite konnten identifiziert werden. Hauptmetabolit ist das aktive 2-Hydroxyflutamid, das vorwiegend über CYP 1A2 gebildet wird. Flutamid besitzt eine nitroaromatische Struktur und wird zur Behandlung des Prostatakarzinoms eingesetzt.
Pharmakodynamik (Wirkung)
Flutamid verhindert die Antagonisierung des Androgenrezeptors im Hypothalmamus und im Hypophysenvorderlappen, unterbricht damit den Regelkreis der Testosteron/DHT-vermittelten negativen Rückkopplung. Infolgedessen steigen die LH-Freisetzung aus dem Hypophysenvorderlappen und die Testosteronsynthese im Hoden an. Durch die Blockierung des Androgenrezeptors wird jedoch die Wirkung der männlichen Sexualhormone aufgehoben. Flutamid greift mehrfach in die Signaltransduktion durch den Androgenrezeptor ein: so verhindert die Substanz seine Translokation in den Zellkern, hemmt die Bindung an die DNA und damit die Androgen-vermittelte Transkription. Auf diese Weise wird die Proliferation der Tumorzellen reduziert, die Apoptose gesteigert.
Auch interessant
Indikation
Anfangsbehandlung in Kombination mit anderen Arzneimitteln: Fortgeschrittenes, hormonabhängiges Prostatakarzinom sowie bei Patienten, die bereits mit Arzneimitteln zur Steuerung der Sexualhormonproduktion behandelt werden
Als alleinige Behandlung: Fortgeschrittenes, hormonabhängiges Prostatakarzinom nach Hodenentfernung
Fortgeschrittenes, hormonabhängiges Prostatakarzinom wenn andere Behandlungen nicht ansprachen oder vertragen wurden;
Adjuvante Therapie des lokal begrenzten Prostatakarzinoms (Stadium B2-C) in Kombination mit einem LHRH-Agonisten und geeigneter Radiotherapie
Unerwünschte Wirkungen
Häufig bei Monotherapie mit Flutamid:
- Gynäkomastie, Mastodynie manchmal mit Galaktorrhoe einhergehend (seltener bei Kombination mit einem die Hormonbildung hemmenden Arzneimittel); Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Hitzewallung, Libidoverlust, Erektionsstörungen, eingeschränkte Leberfunktion, Appetitsteigerung, Müdigkeit, Schlaflosigkeit
Häufig bei der Kombination mit einem LH-RH-Agonisten:
- Hitzewallungen, verminderte Libido, Störung der Fertilität, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen.
- Durchfall (häufiger bei Kombination mit einem die Hormonbildung hemmenden Arzneimittel), Übelkeit, Erbrechen, gesteigerter Appetit, Schlaflosigkeit, Müdigkeit, vorübergehende gestörte Leberfunktion und Hepatitis.
Gelegentlich:
- Kleinknotige Veränderungen des Brustdrüsenkörpers (reversibel nach Absetzen der Behandlung).
Selten:
- Herz-Kreislaufstörungen, Ödeme, Lymphstauung, Hämatombildungen, Zoster, Pruritus, Lupus-ähnliches Syndrom.
Weiterhin:
- Kopfschmerzen, Hitzewallungen, Schwindel, Schwäche, Unwohlsein, verschwommenes Sehen, Durst, Brustschmerzen, Angst, Depression, Kopfhaarverlust und Muskelkrämpfe, Anstieg des Kreatininwertes im Blut.
In Kombination mit einem die Hormonbildung hemmenden Mittel wurden zusätzlich beobachtet:
Selten:
- Anämie (hämolytische Anämie, megalozytäre Anämie, Methämoglobinämie, Sulfhämoglobinämie), Leukopenie, Thrombopenie, Hypertonie, Ikterus;
- Zentralnervensystem: Schläfrigkeit, Verwirrung, Nervosität
- Photosesibilität: Auftreten von Hauterscheinungen nach Lichteinwirkung mit Lupus–erythematodes-artiger Symptomatik (Kaur C et al. 2003)
- Toxische Leberschädigungen (selten auch mit tödlichem Ausgang) (Giorgetti R et al. 2017).