C1q Defizienz, familiäre

Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024

This article in english

Synonym(e)

C1q-Mangel, familiärer; Familial C1q deficiency; Familiärer C1q-Mangel; OMIM: 613652

Definition

Der autosomal-rezessive vererbte C1q-Mangel ist eine seltene autosomal-rezessiv vererbte Störung und wird durch eine homozygote Mutation im C1QA- (120550), C1QB- (120570) oder im C1QC-Gen (120575) verursacht, Gene die sich auf Chromosom 1p36 befinden.

Klinisch ist der Defekt in C1QA durch rekurriende, häufig photosensible Hautläsionen gekennzeichnet, durch chronische Infektionen und ein erhöhtes Risiko für Autoimmunerkrankungen, insbesondere systemischen Lupus erythematodes (SLE) oder SLE-ähnliche Erkrankungen gekennzeichent. Auch wurde der C1q-Mangel mit chronischer Glomerulonephritis und Nierenversagen in Verbindung gebracht. Funktionell tritt der C1q-Mangel in zwei verschiedenen Formen auf:

  • Fehlen des C1q-Proteins

oder

  • Vorhandensein eines dysfunktionalen Moleküls (Topaloglu et al. 1996 und Vassallo et al. 2007).

Fallbericht(e)

Thompson et al. (1980) berichteten über einen C1q-Mangel bei einem 4-jährigen Sohn pakistanischer Eltern, der sich mit einer lupusähnlichen Erkrankung vorstellte und später eine Glomerulonephritis entwickelte. Eine jüngere Schwester, die klinisch noch nicht betroffen war, wies das gleiche Komplementprofil auf, und ein jüngerer Bruder hatte halbnormale funktionelle C1-Werte.

Mampaso et al. (1981) beschrieben zwei Brüder und eine Schwester von den Kanarischen Inseln, die an einer chronischen Lichtdermatose litten (Erytheme, Bläschen, Hyperpigmentierung und Atrophien). Alle 3 Geschwister hatten einen posterioren kapsulären Katarakt. Ein Patient litt an Alopecia areata. Weiterhin nachweisbar waren Hämaturie bei normaler Nierenfunktion. Nierenbiopsien zeigten bei allen Patienten eine mesangiale proliferative Glomerulonephritis mit Ablagerungen von Immunkomplexen. Die Serumanalyse zeigte ein vollständiges Fehlen von C1q im Serum und das Vorhandensein verschiedener Autoantikörper.

Hannema et al. (1984) diagnostierten bei 2 Schwestern und einem Bruder mit einem Mangel an C1q  (dysfunktionales C1q-Molekül) im Alter von 20 bzw. 23 Jahren eine dem systemischen Lupus erythematodes ähnliche Erkrankung. Eine der beiden Schwestern verstarb. Alle 3 Geschwister litten in der Kindheit an Glomerulonephritis. Der Bruder war scheinbar gesund, wies aber bei der Nierenbiopsie eine membranöse Glomerulopathie im Stadium 1 auf.

Topaloglu et al. (1996) beschrieben 2 Geschwister mit C1q-Mangel und chronischer Lichtdermatose. und während der Nachuntersuchung entwickelte eines von ihnen einen SLE mit nephrotischem Syndrom. Das andere Geschwisterkind hatte eine mikroskopische Hämaturie. Nierenbiopsien ergaben bei einem Kind eine mesangioproliferative Glomerulonephritis und bei dem anderen eine IgA-Nephropathie.

Topaloglu et al. (1996) stellten fest, dass von 34 Patienten mit C1q-Mangel alle bis auf einen an SLE oder einer SLE-ähnlichen Erkrankung litten.

Marquart et al. (2007) beschrieben 3 betroffene Schwestern aus einer Inuit-Familie mit C1Q-Mangel. Alle 3 litten an einer SLE-ähnliche Hauterkrankung. 2 hatten Episoden von Lungenentzündung und Septikämie; keine hatte eine Nierenbeteiligung.

Schejbel et al. (2011) berichteten über einen 10-jährigen Jungen mit C1q-Mangel und einem systemischem Lupus erythematodes. Seine anfänglichen Symptome waren Malaria, diskoider Lupus erythematodes, orale Ulzerationen. Weiterhin beschrieben die Autoren zwei sudanesische Geschwister im Alter von 4 und 10 Jahren mit C1q-Mangel und SLE, deren frürhere Diagnosen kutaner Lupus, bakterielle Meningitis und bakterielle Keratitis waren. Keine Nierenbeteiligung.

Higuchi et al. (2013) berichteten über ein vierjähriges japanisches Mädchen mit C1q-Mangel, das seit drei Monaten Fieber, faziale Erytheme, Gelenkschmerzen und orale Ulzerationen aufwies. Bei ihr wurde ein diskoider Lupus erythematodes diagnostiziert. Die Gesamtkomplementaktivität (CH50) war nicht nachweisbar, die C3- und C4-Werte waren normal.

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Botto M et al. (1998) Homozygous C1q deficiency causes glomerulonephritis associated with multiple apoptotic bodies. Nature Genet 19: 56-59.
  2. Garlanda C et al. (2002) Non-redundant role of the long pentraxin PTX3 in anti-fungal innate immune response. Nature 420: 182-186.
  3. Hannema AJ et al. (1984) SLE like syndrome and functional deficiency of C1q in members of a large family. Clin Exp Immun 55: 106-114.
  4. Higuchi Yet al. (2013) The identification of a novel splicing mutation in C1qB in a Japanese family with C1q deficiency: a case report. Pediat Rheum Online J 11: 41.
  5. Ling GS et al. (2018) C1q restrains autoimmunity and viral infection by regulating CD8+ T cell metabolism. Science 360: 558-563.
  6. Lopez-Lera A et al. (2014) casa, M. Rothmund-Thomson syndrome and glomerulonephritis in a homozygous C1q-deficient patient due to a gly164ser C1qC mutation. (Letter) J Invest Derm 134: 1152-1154.
  7. Mampaso F et al. (1981) Familial C1q deficiency in 3 siblings with glomerulonephritis and Rothmund-Thomson syndrome. Nephron 28: 179-185.
  8. Marquart HV et al. (2007) C1q deficiency in an Inuit family: identification of a new class of C1q disease-causing mutations. Clin. Immun. 124: 33-40.
  9. McAdam RA et al. (1988) A homozygous point mutation results in a stop codon in the C1q B-chain of a C1q-deficient individual. Immunogenetics 27: 259-264.
  10. Petry F et al. (1997) Multiple identification of a particular type of hereditary C1q deficiency in the Turkish population: review of the cases and additional genetic and functional analysis. Hum Genet 100: 51-56.
  11. Petry F et al.(1995) Non-sense and missense mutations in the structural genes of complement component C1qA and C chains are linked with two different types of complete selective C1q deficiencies. J Immun 155: 4734-4738.
  12. Rother K (2011) Hereditary deficiencies in man: summary of reported deficiencies. Prog Allergy 39: 202-211.
  13. Schejbel L et al. (2011) Molecular basis of hereditary C1q deficiency--revisited: identification of several novel disease-causing mutations. Genes Immun. 12: 626-634.
  14. Slingsby JH et al. (1996) Homozygous hereditary C1q deficiency and systemic lupus erythematosus: a new family and the molecular basis of C1q deficiency in three families. Arthritis Rheum 39: 663-670.
  15. Thompson RA et al.(1980) A genetic defect of the C1q subcomponent of complement associated with childhood (immune complex) nephritis. New Eng. J Med 303: 22-24.
  16. Topaloglu R et al. (1996) Molecular basis of hereditary C1q deficiency associated with SLE and IgA nephropathy in a Turkish family. Kidney Int 50: 635-642.
  17. Vassallo G et al. (2007) Clinical variability and characteristic autoantibody profile in primary C1q complement deficiency. Rheumatology 46: 1612-1614.

Weiterführende Artikel (1)

C1QA-Gen;

Disclaimer

Bitte fragen Sie Ihren betreuenden Arzt, um eine endgültige und belastbare Diagnose zu erhalten. Diese Webseite kann Ihnen nur einen Anhaltspunkt liefern.

Abschnitt hinzufügen

Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024