Synonym(e)
Definition
Auftreten einer Phlebothrombose der unteren Extremität mit/ohne pulmonal-embolischen Komplikationen in zeitlichem Zusammenhang mit einer vielstündigen Reise in vorwiegend sitzender Position bei Personen, die vor Reiseantritt keinen Hinweis auf eine akute venöse Thromboembolie aufwiesen.
Einteilung
- Risikogruppe 1 (niedriges Risiko): Jede vielstündige Reise in vorwiegend sitzender Position.
- Risikogruppe 2 (mittleres Risiko): Zusätzlich zur vielstündigen Reisedauer in sitzender Position sind gegeben: Schwangerschaft oder postpartale Phase.
- Alternativ: Vorliegen von mindestens 2 der folgenden Faktoren:
- Alter > 60 Jahre
- Klinisch relevante Herzerkrankung
- Nachgewiesene Thrombophilie oder familiäre Thrombosebelastung
- Ovulationshemmer, postmenopausale Hormonersatztherapie
- Adipositas (BMI > 30)
- Exsikkose.
- Risikogruppe 3 (hohes Risiko):
- Anamnestisch bekannte Thrombophilie, auch länger zurückliegend
- Manifeste maligne oder sonstige schwere Erkrankung
- Gelenkübergreifende Ruhigstellung einer unteren Extremität
- Kurz zurückliegender operativer Eingriff mit hohem Thromboserisiko.
Auch interessant
Vorkommen/Epidemiologie
Verlässliche Zahlen über die Häufigkeit der Reisethrombose gibt es nicht. Man schätzt die Prävalenz bei Langstreckenflügen (> 4 Stunden) auf 1:4.500 -6.000 Fluggäste. Auch ist die Gefahr für eine postthrombotische Lungembolie gegenüber einem Kontrollkollektiv erhöht.
Mögliche Risiken sind eine bekannte Thrombophilie, eine relevante Varikose, frühere Thrombosen, Diabetes mellitus, Nierenkrankheiten, Schwangerschaft oder die Einnahme von Kontrazeptiva.
Prophylaxe
- Risikogruppe 1: Bewegungsübungen (Fußwippen, isometrische Übungen, wiederholtes Aufstehen, reichlich Flüssigkeitszufuhr (Reduzierung von diuretischen Genussmitteln: Kaffee, Alkohol, Tee), Vermeidung von Sedativa und Hypnotika während der Reise (!)
- Risikogruppe 2: Zusätzlich zu den Maßnahmen der Risikogruppe 1: Tragen von Unterschenkelstrümpfen der Kompressionsklasse 1 oder dem Grad der CVI angepasst. Im Einzelfall (z.B. Schwangerschaft oder Thrombophilie) Behandlung mit niedermolekularem Heparin s.c.
- Risikogruppe 3: Zu den Maßnahmen vorstehend unter Risikogruppe 1 oder 2: Medikamentöse Prophylaxe (s.c. Injektionen von niedermolekularem Heparin 2 Stunden vor Reiseantritt (bei Rundreisen 1mal/Tag).
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
- Ansell JE (2001) Air travel and venous thromboembolism--is the evidence in? N Engl J Med 345: 828-829
- Belcaro G et al. (2001) Venous thromboembolism from air travel: the LONFIT study. Angiology 52: 369-374
- Braun S, Jünger M (2003) Reisethrombose. Der Hautarzt 54: 518-523
- Lapostolle F et al. (2001) Severe pulmonary embolism associated with air travel. N Engl J Med 345: 779-783
- Mendis S et al. (2002) Air travel and venous thromboembolism. Bull World Health Organ 80: 403-406
- Partsch H et al. (2001) Reisethrombose 2001. Konsensuspapier. Phlebologie 30: 101-103
Verweisende Artikel (5)
Coach class syndrome; Economy-Class-Syndrome; Hippocastani semen; Pyknogenol; Traveller`s Thrombosis;Weiterführende Artikel (4)
Heparine systemische; Thrombophilie; Varikose (Übersicht); Venenthrombose tiefe der unteren Extremität;Disclaimer
Bitte fragen Sie Ihren betreuenden Arzt, um eine endgültige und belastbare Diagnose zu erhalten. Diese Webseite kann Ihnen nur einen Anhaltspunkt liefern.