Synonym(e)
Definition
Nach RAL-Norm gefertigter medizinischer Strumpf, der in verschiedenen Druckklassen (Kompressionsklassen I-IV s. Tabelle) und Ausführungen erhältlich ist. Die Kompressionsklassen sind definiert entsprechend dem Ruheanpressdruck im Fesselbereich.
Merkmale:
- höchster Druck im Knöchelbereich
- abnehmender Druck von distal nach proximal
- Fertigung als Rund- oder Flachstrickmaterial
- verschiedene Ausführungen als Maß- oder Serienanfertigung
S.u. Kompressionstherapie.
Allgemeine Definition
Gebräuchliche Ausführungen:
- Kniestrumpf AD
- Schenkelstrumpf AG
- Strumpfhose AT
Land | KKL I | KKL II | KKL III | KKL IV |
Deutschland | 18-21 | 23-32 | 34-46 | >49 |
UK | 14-17 | 18-24 | 25-35 | - |
Frankreich | 10-15 | 15-20 | 20-36 | >36 |
USA | 15-20 | 20-30 | 30-40 | - |
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Wirkungen
Folgende Wirkungen konnten in prospektiven, randomisierten und kontrollierten Studein gezeigt werden.
- Reduzierung des Venenquerschnitts
- Beschleunigung des venösen und lymphatischen Rückstroms
- Verbesserung der Venenklappenfunktion
- Reduktion und Prävention des Extremitätenödems.
Für den Kompressionstrumpf der Klasse I (KKL I) gilt: Im Vergleich zu einem Placebostrumpf mit 3-6mm HG zeigte ein 10-15mmHG-Strumpf Klasse I signifikante Verbesserung venöser Beschwerden v.a. auch der venösen Ödeme. Die Evidenz zum Nutzen der Kompressionsstrümpfe führte bereits 2005 zu einer Aufnahme der Kompressionsstrümpfe der Klasse I in das Hilfsmittelverzeichnis, sodass auch der KKL I zu Lasten der Krankenkassen rezeptiert werden kann.
Indikation
- Varikose:
- Varikose primär und sekundär
- Varizen in der Schwangerschaft
- Unterstützung der Sklerosierungstherapie
- nach venenchirurgischen Eingriffen.
- Thromboembolie:
- Thrombophlebitis (superfiziell) sowie Zustand nach abgeheilter Phlebitis
- tiefe Beinvenenthrombose
- Zustand nach Thrombose
- postthrombotisches Syndrom
- Thromboseprophylaxe bei mobilen Patienten.
- Chronische Veneninsuffizienz (CVI):
- CVI der Stadien I bis III nach Widmer bzw. C1S-C6 nach CEAP
- Ulkusprävention und Ulkustherapie
- Leitveneninsuffizienz
- Angiodysplasie.
- Ödeme:
- Lymphödeme
- Ödeme in der Schwangerschaft
- posttraumatische Ödeme
- postoperative Ödeme
- zyklisch idiopathische Ödeme
- Lipödeme ab Stadium II
- Stauungszustände infolge Immobilitäten (arthrogenes Stauungssyndrom, Paresen und Teilparesen der Extremität).
- Andere Indikationen:
- Zustand nach Verbrennungen
- Narbenbehandlung.
Kontraindikation
Absolute Kontraindikationen: Fortgeschrittene AVK, dekompensierte Herzinsuffizienz, septische Phlebitits, Phlegmasia coerulea dolens.
Relative Kontraindikationen: nässende Dermatosen, Unverträglichkeiten bzw. Allergien auf das Material (sehr selten!!!!), periphere Polyneuropathien, rheumatoide Arthritis.
Merke! Nicht passende Kompressionsstrümpfe können Hautnekrosen und nervale Druckschäden verursachen!
Hinweis(e)
-
Merke! Man unterscheidet bei der Kompressionstherapie eine Entstauungsphase von einer Erhaltungsphase. Kompressionsverbände sind eher für die Entstauungsphase, Kompressionsstrümpfe eher für die Erhaltungsphase geeignet.
- Für die Versorgung von Menschen mit einem Ulcus cruris existieren spezielle Ulkuskompressionsstrümpfe
- Mehrheitlich ist eine Serienversorgung mgl., bei besonderer Körperform oder bei hohen Kompressionsklassen ist eine Anfertigung nach Maß erforderlich. Dies muss auf dem Rezept vermerkt werden.
- Alle Kompressionsstrümpfe werden nach vorherigem Maßnahmen angepasst (- auch die Serienstrümpfe!!!). Die Messungen erfolgen am stehenden Patienten im möglichst ödemfreien Zustand (morgens!).
- Ist der Patient körperlich nicht in der Lage, einen Kompressionstrumpf hoher Klasse anzuziehen, so können auch zwei Kompressionsstrümpfe niedriger Klasse übereinander gezogen werden. Hier addieren sich dann nicht nur die Ruhedrucke, es steigt durch die Addition der Materialien auch die Rigidität der resultierenden Kompression und damit auch der Arbeitsdruck.
- Ist der Patient nicht in der Lage die medizinischen Kompressionsstrümpfe an- oder auszuziehen, so kann dies auch ärztlich verordnet und durch einen Pflegedienst durchgeführt werden. Seit 12/2017 kann diese Verordnung für alle Klassen der MKS erfolgen.
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
- Junger M, Sippel K (2003) Kompressionstherapie bei chronisch venöser Insuffizienz. Hautarzt 54: 1045-1052
- Stücker M et al. (2016) Evidenz der Kompressionstherapie unter besonderer Berücksichtigung der Kompressionsstrümpfe der Kompressionsklasse I. Vasomed 28: 20-21
- Travers JP, Makin GS (1994) Reduction of varicose veins recurrence by use of postoperative compression stockings. Phlebology 9: 104-107
- Wienert V et al. (2006) Leitlinien zum medizinischen Kompressionsstrumpf (MKS). http://leitlinien.net
- https://www.g-ba.de/presse/pressemitteilungen/726/
Tabellen
Druckklassen von Kompressionsstrümpfen und Indikationsvorschläge. Es gibt keine verbindliche Zuordnung von Kompressionsklassen und Indikationen. Die Verordnung unterliegt der ärztlichen Therapiefreiheit.
Kompressionsklassen |
Wirkung |
Andruck in Fersengegend [mm Hg] |
Andruck in Fersengegend [kPA] |
Indikationen |
Klasse I |
Leichte Kompression |
18-21 mm Hg |
2,4-2,8 |
Schwere- und Müdigkeitsgefühl in den Beinen bei geringer Varikosis ohne wesentliche Ödemneigung |
Schwangerschaftsvarikose |
||||
Klasse II |
Mittelkräftige Kompression |
23-32 mm Hg |
3,1-4,3 |
stärkere Beschwerden |
ausgeprägte Varikosis |
||||
Ödemneigung |
||||
posttraumatische Schwellungszustände |
||||
nach oberflächlichen Thrombophlebitiden |
||||
nach Verödung und Varizenoperationen zur Fixierung des Behandlungserfolges |
||||
bei stärkerer Schwangerschaftsvarikose |
||||
Klasse III (oder 2 Strümpfe der Klasse II) |
Kräftige Kompression |
34-46 mm Hg |
4,5-6,1 |
postthrombotischer Folgezustand |
schwerste chronische venöse Insuffizienz |
||||
schwere Ödemneigung |
||||
nach Abheilung schwerer und rezidivierter Ulzera |
||||
schweres Lymphödem |
||||
Klasse IV |
Extra kräftige Kompression |
> 49 mm Hg |
6,5 und größer |
schwerstes Lymphödem |
Elephantiasis |