Synonym(e)
Definition
Argatroban, ein synthetisches Hirudin-Analogon (L-Arginin-Derivat), ist ein direkter Thrombininhibitor der reversibel an Thrombin bindet. Das Antikoagulanz ist seit 2005 zugelassen zur Antikoagulation bei erwachsenen Patienten mit heparininduzierter Thrombozytopenie Typ II (HIT II), die einer parenteralen antithrombotischen Therapie bedürfen
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Pharmakodynamik (Wirkung)
Der Antikoagulationseffekt von Argatroban ist unabhängig von Antithrombin III. Gehemmt wird die Bildung von Fibrin, die Aktivierung der Gerinnungsfaktoren V, VIII und XIII, die Aktivierung von Protein C und die Aktivierung der Thrombozytenaggregation. Argatroban wird zu 54% an Humanserumproteine gebunden. Argatroban ist in der Lage, die Wirkung sowohl von frei zirkulierendem als auch an Fibrin gebundenem Thrombin zu hemmen. Es interagiert nicht mit heparininduzierten Antikörpern. Argatroban wird hauptsächlich über die Fäzes ausgeschieden, vermutlich über biliäre Sekretion.
Indikation
Antikoagulation bei erwachsenen Patienten mit heparininduzierter Thrombozytopenie Typ II (HIT-II), die einer parenteralen antithrombotischen Therapie bedürfen. Die Diagnose sollte durch den HIPAA («heparin induced platelet activation assay») oder einen entsprechenden Test bestätigt werden (Rice L 2005).
Einzelberichte belegen positive Effekte bei der rhematoiden Vaskulitis (Kawakami T et al. 2008) sowie bei Zoster-induzierten Schmerzen (Fujii K et al. 2001).
Schwangerschaft/Stillzeit
Unerwünschte Wirkungen
Häufig: Gefäßerkrankungen (z.B. Blutungen), Nausea, Erkrankungen der Haut (z.B. Purpura).
Gelegentlich: Herzerkrankungen (z.B. Tachykardie, Hypertonie), Leber- und Gallenerkrankungen, Skelettmuskulatur- und Knochenerkrankungen, Bindegewebserkrankungen, Harnwegs- und Nierenerkrankungen, allgemeine Beschwerden (z.B. Pyrexie), Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes, Erkrankunge der Atemwege, Brustraums und Mediastinums, Erkrankungen der Haut (z.B. Urtikaria, Alopezie).
Kontraindikation
Argatroban ist kontraindiziert bei Patienten mit:
- unkontrollierbaren Blutungen,
- Überempfindlichkeit gegen Argatroban oder einen der sonstigen Bestandteile,
- schwere Leberfunktionsstörungen.
- Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
- Blutungen: Argatroban erhöht allgemein die Blutungsneigung. Bei Eintreten eines unklaren Abfalls des Hämatokrits oder des Blutdruckes oder bei anderen unklaren Symptomen ist das Vorliegen eines Blutungsereignisses in Betracht zu ziehen.
Kontraindikation
Hinweis(e)
Die Behandlung mit Argatroban sollte unter Aufsicht eines in der Behandlung von Gerinnungsstörungen erfahrenen Arztes vorzugsweise in einer Intensivstation erfolgen. Sie sollte soll unter engmaschigem Monitoring der aktivierten partiellen Thromboplastinzeit (aPTT) erfolgen, bis die aPTT im Zielbereich liegt. Danach sollte das Monitoring der aPTT einmal täglich erfolgen. Die Argatrobankonzentrationen im Plasma korrelieren mit der Antikoagulationswirkung gemessen am aPTT-Wert.
Es gibt kein spezifisches Antidot gegen Argatroban.
LiteraturFür Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio
- Fujii K et al. (2001) A specific thrombin inhibitor, argatroban, alleviates herpes zoster-associated pain. J Dermatol 28:200-207.
- Greinacher T (2008) Thrombozytopenien und thrombozytäre Funktionsstörungen. In: Thomas L (Ed) Labor und Diagnose. Th-Books Verlagsgesellschaft mbH, Frankfurt/Main S. 918
- Gupta S et al. (2008) Heparin induced thrombocytopenia. J Assoc Physicians India 56:622-627.
- Kawakami T et al. (2008) Therapeutic effect of argatroban on rheumatoid vasculitis with antiphosphatidylserine-prothrombin complex antibody. Arch Dermatol 144:1075-1076.
- Lewis BE et al. (2003) Argatroban anticoagulation in patients with heparin-induced thrombocytopenia. Arch Intern Med 163: 1849-1856
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Rice L (2005) Evolving management strategies for heparin-induced thrombocytopenia. Semin Hematol 42 (3 Suppl 3):15-S21