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Autoren:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 29.10.2024

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Synonym(e)

Chancrelle; Chancre mou; Chancroéde; Chancroid; Ducrey-Unna-Krankheit; Schankroid; Soft sore; Weicher Schanker

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Erstbeschreiber

Ducrey, 1889; Unna, 1892; Krefting, 1892

Definition

In den Industriestaaten seltene, nicht mehr meldepflichtige, sexuell übertragene Infektionskrankheit (STI) durch Hämophilus ducreyi,  mit Verbreitung v.a. in tropisch-subtropischen Gebieten sowie europäischen Groß- und Hafenstädten. 

In tropischen Ländern treten auch nicht-venerische ulzeröse Haemophilus-ducreyi-Infektionen auf (s.Abbn.). 

Erreger

Haemophilus ducreyi ist ein gramnegatives, kokokkoides, unbewegliches, nicht-sporenbildendes Bakterium aus der Gattung Haemophilus zu der noch weitere 15 menschenpathogene Erreger (z.B. Haemophilus influenzae) gehören.

Ätiopathogenese

Übertragung von H. ducreyi durch Geschlechtsverkehr oder Schmierinfektion nach Kontakt mit Hautveränderungen bei bereits Infizierten.

Lokalisation

Vor allem die Genitalregion, aber auch Portio, Damm oder Anus sind befallen.

Klinisches Bild

Venerisch-übetragene Haemophilus-ducreyi-Infektion (Ulcus molle):   

Inkubationszeit: 2-5 Tage.  Kinisch biden sich initial rasch zerfallende Papeln,  mit Ausbildung weicher, schmierig belegter, schmerzhafter Ulzera mit unterminierten Rändern. Ein Teil der Ulzera heilen auch unbehandelt nach mehreren Wochen spontan ab. Bei Progression Ausbildung einer einseitigen, hochschmerzhaften regionalen Lymphadenitis. Es besteht eine Tendenz zur eitrige Einschmelzung der Lymphknoten. Nicht selten folgen auch Fistelbildungen. Weiterverimpfung der Ulzera auf angrenzende Hautbereiche (Autoinokulation) ist möglich.

Nicht-venerisch-übetragene Haemophilus-ducreyi-Infektion (Ulcus molle): Haemophilus-ducreyi-Infektionen der Haut  treten in tropischen Ländern auch als nicht-sexuell übertragene schmerzhafte, chronische Ulzera auf. Offenbar sind Kindern häufiger betroffen als  Erwachsene (van Hattem JM et al. 2018; s. Abbn).   

Sonderformen:

Diagnose

Mikroskopischer (Gram- oder Unna-Pappenheim-Färbung: Rötliche Stäbchen in fischzugartiger Anordnung) und kultureller (GC-HgS Medium- oder Mueller-Hinton HB-Agar) Erregernachweis. PCR-Nachweis! 

Merke! Wiederholte Kontrolle der Syphilisserologie!

Differentialdiagnose

Ulcus durum; Ulcus mixtum; Lymphogranuloma inguinale; Granuloma inguinale; Herpes genitalis. 

Bei nicht venerischen Haemophilus-ducreyi-Infektionen der Haut kommen zahlreiche chroische Ulzera anderer Genese in Frage.  

Externe Therapie

Indiziert sind desinfizierende Sitzbäder oder Umschläge mit z.B. Polyvidon-Jod Lösung (z.B. Betaisodona Lösung), Kaliumpermanganat (hellrosa) oder 0,1-0,2% Polihexanid Lösung (z.B. Serasept, Prontoderm). Zudem Verbände mit desinfizierenden Salben z.B. Polyvidon-Jod Salbe (z.B. Betaisodona, Braunovidon) oder Fusidinsäure-Creme (z.B. Fucidine) mit Gazegitter anwenden. Bei fest haftenden Belägen zusätzlich enzymatische Wundreinigung (z.B. Iruxol Salbe N) durchführen. S.u. Wundbehandlung.

Merke! Chirurgische Lymphknoteninzision ist meist nicht notwendig!

Interne Therapie

Systemische Antibiose, s. Tabelle 1 / S.a. S. 17  der aktuellen Leitlinien der STI-Gesellschaft

Azithromycin 1,5 - 2 g p.o. einmalig (Therapieversagen bei HIV+ und HSV- Begleitinfektion bei Azithromycin 1,0 g dreimal häufiger)

Alternativ: Ceftriaxon 500 mg i.m. einmalig

Merke! Kontrolle und ggf. Behandlung des Sexualpartners ist erforderlich, auch wenn dieser keine Symptome zeigt!

Verlauf/Prognose

Unbehandelt chronischer Verlauf mit zahlreichen Fistulationen und Fistelnarben. Bei rechtzeitiger Therapie erfolgt die Abheilung unter Narbenbildung.

Tabellen

Antibiotische Therapie des Ulcus molle

 

Wirkstoff

Beispielpräparate

Dosierung

Mittel 1. Wahl

Azithromycin

Zithromax

Einmaldosis: 1000 mg p.o.

 

Erythromycin

Erythrocin Filmtbl., Eryhexal Kps., Erythromycin Wolff Filmtbl.

4mal 500 mg/Tag p.o. über 7 Tage

 

Alternativ

Ceftriaxon

Rocephin

0,25 g i.m. als Einmaldosis

 

Bei gleichzeitiger HIV-Infektion

Ciprofloxacin

Ciprobay Filmtbl.

2mal 500 mg/Tag p.o. über 3-5 Tage

Amoxicillin/Clavulansäure

Augmentan Filmtbl.

500/125 mg/Tag p.o. über 3-5 Tage

 

Literatur

  1. Dt. Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten (1992) Richtlinien zur Diagnostik und Therapie von sexuell übertragbaren Krankheiten.
  2. Ducrey A (1889) Il virus dell'ulcera venerea. Gazz Internaz Med Chir (Neapel) 11: 44
  3. Ducrey A (1889) Experimentelle Untersuchungen über den Ansteckungsstoff des weichen Schankers und über die Bubonen. Monatsh prakt Dermatol 9: 387-405
  4. González-Beiras C et al.(2016) Epidemiology of Haemophilus ducreyi Infections. Emerg Infect Dis 22:1-8.
  5. Kaur C et al. (2002) Erythema nodosum induced by chancroid. Sex Transm Infect 78: 388-389
  6. Korting HC et al. (1989) Diagnose und Therapie des Ulcus molle heute. Hautarzt 40: 418–422
  7. Krefting R (1892) Ueber die für ulcus molle specifische Mikrobe. Arch Dermatol Syphil (Berlin) 2. Ergänzungsheft: 41-62
  8. Kyriakis KP et al. (2003) Incidence determinants of gonorrhea, chlamydial genital infection, syphilis and chancroid in attendees at a sexually transmitted disease clinic in Athens, Greece. Int J Dermatol 42: 876-881
  9. Lewis DA (2003) Chancroid: clinical manifestations, diagnosis, and management. Sex Transm Infect 79: 68-71
  10. Steen R (2001) Eradicating chancroid. Bull World Health Organ 79: 818-826
  11. van Hattem JM et al. (2018) Haemophilus ducreyi cutaneous ulcer contracted at Seram Island, Indonesia, presented in the Netherlands. PLoS Negl Trop Dis 12:e0006273.

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Zuletzt aktualisiert am: 29.10.2024