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Pyodermie vegetierendeL08.0
Synonym(e)
Erstbeschreiber
Hallopeau 1898; Nanta und Bazex 1937
Definition
Zunehmend seltener gebräuliche, nur unscharf definierte Bezeichnung für eine "chronische, fistulierende, peripher fortschreitende, therapieresistente Hautinfektion (Pyodermie)", die nach banalen Verletzungen auftreten kann, dann aber nicht wie üblich abheitl, sondern eine chronifizierte Eigendynamik entfaltet. Derartige chronische, auch fistulierende Pyodermien finden sich v.a. bei abwehrgeschwächten Patienten.
Auch im Gefolge eines therapieresistenten Ulcus cruris können derartige vegetierende Hautvereiterungen auftreten. Die Abgrenzung zum Pyoderma gangraenosum erscheint "fließend" zumal das Auftreten einer vegetierenden Pyodermie ebenso wie das Pyoderma gangraenosum bei Colitis ulcerosa beschrieben wurde (Bianchi L et al. 2001).
Erreger
Meist beta-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A oder Staphylococcus aureus. Seltener sind gramnegative Keime oder eine Mischflora Auslöser der Infektion (Molodoi AD et al. 2015).
Ätiopathogenese
Defekte der humoralen oder zellulären Immunität (s.u. Immundefekte), prädisponierende Lokalfaktoren, virulente Erreger, Superinfektion einer zugrunde liegenden Hautverletzung.
Lokalisation
Vor allem an den Extremitäten, insbes. an den Unterschenkeln lokalisiert.
Klinisches Bild
Sich peripher ausdehnende, schwammige, lividrote Erytheme, Plaques, rote Knötchen mit zahlreichen Pusteln und Fisteln; zunächst siebartiger Aspekt. Später Ausbildung von unterschiedlich großen, schmierig belegten Ulzera mit bogenförmiger Berandungen. Vereinzelt bilden sich auch überlagernde, verruköse Epithelproliferate mit Entleerung eines serös-eitrigen Sekrets auf Druck. Die Herde können bis handtellergroß werden. Häufig entsteht diese Form der Pyodermie als vegetierender Einzelherd. Multiples Auftreten ist selten, jedoch möglich. Beschrieben wurden derartige Pyodermieformen z.B. auf dem Bden einer Necrobiosis lipoidica oder in Strahlennarben, d.h. in vorgeschädigten bradydrophen Geweben.
Die Abheilung erfolgt bei adäquatem Wundmangement unter Ausbidung unregelmäßig konfigurierter Narben. Auch Brücken- und Zipfelnarben.
Differentialdiagnose
Externe Therapie
Konsequentes Wundmanagement (Bemerkung: ursächlich ist bei derartigen chronischen Pyodermien häufig ein ungenügendes Pflegemanagement anzuschuldigen).
Feuchte Umschläge mit desinfizierenden Lösungen wie Polihexanid (Serasept, Prontoderm, Prontosan), Chinolinol (z.B. Chinosol 1:1000 oder R042 ).
Salbenverbände mit desinfizierenden Zusätzen wie Polyvidon-Jod-Salbe (z.B. Betaisodona Salbe).
Bei tieferen Defekten stadiengerechte Wundbehandlung, gfls. Deckung des Hautdefektes mittels Transplantat.
Interne Therapie
- Mittel der Wahl bei β-hämolysierenden Streptokokken ist Benzylpenicillin (Penicillin G) Dosierung 10 Mio. IE über 10 Tage. Alternativ Erythromycin (z.B. Erythrocin) 3mal/Tag 500 mg p.o., Doxycyclin (z.B. Doxy Wolff) 2mal/Tag 100 mg p.o.
- Bei Staphylokokkeninfektionen Cephalosporine wie Cefuroxim (z.B. Elobact 2mal/Tag 250 mg p.o. oder Flucloxacillin (z.B. Staphylex Kps.) 3-4mal/Tag 0,5-1,0 g p.o.
Verlauf/Prognose
Hinweis(e)
Einige Autoren führen die Schankriforme Pyodermie als eigenständiges Krankheitsbild.
Abzugrenzen ist die vegetierende (bakterielle) Pyodermie von dem multifaktoriellen Krankheitsbild des Pyoderma gangraenosum bei dem komplikativ Organmanifestationen (z.B. Paraproteinämien, Polycythaemie vera, Colitis ulcerosa u.a.) ursächlich sein können. Klinisch und therapeutisch unterscheidet sich das Pyoderma gangraenosum nur unwesentlich von einer chronisch vegetierenden Pyodermie.
Literatur
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- Bianchi L et al. (2001) Pyoderma vegetans and ulcerative colitis. Br J Dermatol 144:1224–1247
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- Hallopeau H (1898) Pyodermite vegetante, ihre Beziehungen zur Dermatitis Herpetiformis and dem Pemphigus vegetans. Arch Dermatol Syph (Wien) 43: 289-306
- Hornstein OP et al. (1984) Pluriorifizielle vegetierende Pyodermie bei T-Zelldefekt. Hautarzt 35: 132–137
- Molodoi AD et al.(2015) Pyoderma vegetans developed on chronic leg ulcer.
- Rev Med Chir Soc Med Nat Iasi 119:107-111.
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