Pest A20.9

Historisch wichtige, in Epidemien auftretende Anthropozoonose. Man unterscheidet: Bubonenpest (90% der Fälle), Pestsepsis, Lungenpest oder abortive Pest (Spyrou MA et al. 2019). Beachte: Meldepflicht!

Yersinia (Pasteurella) pestis. Reservoir: Nagetiere (insbes. Ratten) und deren Flöhe.

Derzeit begrenzte Endemiegebiete in Zentralafrika, Madagaskar, Zentralasien, Russland und Amerika.

Übertragung des Erregers durch Flöhe (Bubonenpest), Kontakt mit infizierten Tieren oder durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch (Lungenpest).

Inkubationszeit: 1-6 Tage.

• Bubonenpest (Beulenpest): Flohstich, Ausbildung einer entzündlichen Papel; schmerzhafte regionäre Lymphadenitis. Fieber, toxische ZNS-Symptome (z.B. Delirium). Bei Bakteriämie: Petechien, Ekchymosen, Verbrauchskoagulopathie. Auch: Erytheme, gedellte Bläschen und Pusteln.
• Lungenpest: Schweres Krankheitsbild mit Dyspnoe, Zyanose, Hämoptoe. Ohne Chemotherapie letaler Verlauf.
• Pestsepsis: Tödliche Komplikation im Endstadium der Bubonen- oder Lungenpest, auch nach kleinen oder nicht nachweisbaren Bubonen.
• Abortive Pest: Meist einzelner Bubo, leichtes Fieber. Eitrige Einschmelzung und Abheilung.

Nur durch Anzüchtung des Erregers (Speziallabor, Blutkultur).

Tularämie, Lymphogranuloma inguinale.

Isolierung des Patienten.

Schnelle Einleitung einer effektiven Antibiotikatherapie (innerhalb von 24 Std. nach Auftreten erster Symptome). Mittel der ersten Wahl sind Streptomycin z.B. Strepto-Fatol) 30 mg/kg KG/Tag i.m. in 2-3 ED oder Gentamicin (z.B. Refobacin) 3-5 mg/kg KG/Tag i.v. oder i.m. verteilt auf 3 ED über 5-10 Tage.

Alternativ: Erythromycin (Erythrocin-i.v.), Erwachsene 2 g/Tag i.v. in 4 ED, Kinder 20-30 mg/kg KG/Tag i.v. in 4 ED. Alternativ: Doxycyclin (z.B. Supracyclin) initial 200 mg, dann 2mal/Tag 100 mg p.o. für 10-14 Tage.

Letalität der Bubonen-Pest unbehandelt 50%, behandelt 10%.

Sicherer Schutz von Kontaktpersonen (Postexpositionsprophylaxe) mit Doxycyclin 2mal/Tag 100 mg p.o.

Bioterrorismus mit Pestbakterien wurde aus den USA gemeldet (Yang R 2017). 

1. Spyrou MA et al.(2019) Phylogeography of the second plague pandemic revealed through analysis of historical Yersinia pestis genomes.Nat Commun 10:4470.

2. Yang R (2017) Plague: Recognition, Treatment, and Prevention. J Clin Microbiol 56:e01519-17.