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Nummuläre DermatitisL30.0
Synonym(e)
Erstbeschreiber
Definition
Polyätiologisches Krankheitsbild. Die Erkrankung wird im Allgemeinen definiert als therapieresistente, disseminierte, meist chronisch oder chronisch rezidivierend verlaufende, juckende ekzematöse Dermatitis mit exsudativen, kreisförmigen oder ovalen (nummulären), schuppigen oder krustigen, häufig randbetonten Plaques.
Patienten mit diesem Krankheitsbild zeigen nicht selten eine atopische oder psoriatische Diathese oder eine Kombination beider, sind z.T. kontaktsensibilisiert oder weisen Merkmale einer bakteriellen oder mykotischen Infektion (ältere Bezeichnung: mikrobielles Ekzem) der Haut auf.
Häufig wird die nummuläre Dermatitis auch als Begleitphänomen einer venösen Stauungsdermatitis beobachtet.
Vorkommen/Epidemiologie
Nicht selten, die Daten zur Prävalenz streuen erheblich: zwischen 0,1 und 9,1%.
Ätiopathogenese
Insgesamt unklar, i.d.R. polyätiologisch. Verschiedene Ursachen werden diskutiert, insbes.:
- Überlagernde Kontaktallergie
- Atopische Dermatitis (intrinsische Form der atopischen Dermatitis )
- Psoriatische Diathese
- Chronische mikrobielle Besiedlung der Haut (insbes. Staphylococcus aureus)
- Fokusgeschehen(?)
- Bei Erwachsenen Assoziation mit chronisch-venöser Insuffizienz.
Manifestation
Zwei Manifestionsgipfel werden beschrieben:
- Das nummuläre als besondere klinische Manifestationsform des atopischen Ekzems im Säuglings- und Kindesalter.
- Das (therapieresistente) nummuläre Ekzem im Erwachsenenalter (meist nach dem 50. LJ auftretend). Bei den Erwachsenen sind Männer häufiger als Frauen betroffen.
Lokalisation
Prädilektionsstellen v.a. Unterschenkel, seltener Oberschenkel, obere Rückenpartie, obere Extremität, ggf. auch an Händen (Handrücken).
Klinisches Bild
Initial meist kleine, 1-3cm große, rötlich-bräunliche, juckende, rote schuppende oder krustige Papeln, Papulo-Vesikel oder Plaques. Allmähliches Größenwachstum zu scharf oder unscharf begrenzten, 1,0-6,0 cm großen, roten münzartigen ("nummuläres Ekzem") Plaques mit gelblichen Krusten oder Schuppenkrusten. Bei längerer Bestandsdauer stellt sich eine Lichenifikation der Läsionen ein. Keine Knotenbildung.
Oft randbetontes Fortschreiten sowie zentrale Regression innerhalb der einzelnen Läsionen.
Keine Schleimhautbeteiligung.
Histologie
Das histologische Bild ist für die "nummuläre Dermatitis" nicht spezifisch. Üblicherweise findet sich eine akanthotisch verbreiterte Epidermis mit Orthohyperkeratose und fokaler Parahyperkeratose. In der papillären Dermis unterschiedlich ausgeprägtes Ödem. Schütteres, perivaskulär orientiertes, aber auch diffuses überwiegend lymphozytäres Infiltrat mit eingestreuten neutrophilen Leukozyten. Fokale Epidermotropie mit spongiotischer Epithelreaktion.
Differentialdiagnose
Histologisch: Kontaktekzem; atopisches Ekzem; Tinea (Nachweis in PAS-Färbung)
Klinisch: Allergisches Kontaktekzem; Psoriasis vulgaris; Tinea corporis; mikrobiell überlagertes atopisches Ekzem.
Therapie allgemein
Abklärung und Sanierung auslösender Faktoren. Falls die nummuläre Dermatitis einer Grunderkrankung zuzuordnen ist, erfordert diese die entprechend ausgerichtete spezifische Behandlung.
Externe Therapie
Akuter Schub: Antiseptische und antiphlogistische Behandlung mit Clioquinol R050 , feuchte Umschläge mit Polihexanid-Lösung (z.B. Serasept, Prontoderm, Prontosan), Chinolinol-Lösung (z.B. Chinosol 1:1000), R042 bzw. Kaliumpermanganat (hellrosa) im Wechsel mit topischen Glukokortikoiden wie 0,1% Triamcinolon-Creme (Triamgalen Creme, R259 ), 0,25% Prednicarbat (z.B. Dermatop Creme). Meiden fetter Grundlagen, da diese i.d.R. zu einer Verschlechterung des Hautbefundes führen, deshalb zur Behandlung hydrophile Cremes.
Nach Abklingen der exsudativen Note: Ölbäder (z.B. Balneum® Hermal® Ölbad). Hautpflege z.B. mit Ungt. emulsif. aq., Linola® Milch, Eucerin®-Lotio oder Sebamed®-Lotio. Typischerweise ist die gesamte Haut anfällig gegenüber irritativen Noxen (Feuchtkontakte etc.), deshalb auch dringend Hautschutz (Hände) im beruflichen wie außerberuflichen Bereich.
Bestrahlungstherapie
Interne Therapie
Hinweis(e)
Die Entität des Krankheitsbildes bleibt umstritten.
Literatur
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- Bonamonte D et al. (2012) Nummular eczema and contact allergy: a retrospective study. Dermatitis 23:153-157
- Devergie MGA (1857) L’eczéma nummulaire et le pityriasis rubra pilaire. In: Traité pratique des maladies de la peau. Victor Masson (Paris)
- Gläser R (2015) Was mach ich bei dem so genannten mikrobiellen Ekzem? JDDG 13 (Suppl1) 45
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