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Multiple selbstheilende PalmoplantarkarzinomeD23L
Synonym(e)
Definition
Autosomal dominante Hauterkrankung (Mutationen in NLRP1) bei der sich eruptiv, multiple, häufig ulzerierte, hyperkeratotische, schmerzlose, rötlich-braune oder hautfarbene Knötchen und Knoten (Keratoakanthome/slebstheilernde Plattenpithelkarzinome) überwiegend auf der plantaren und palmaren Haut entwicklen.
Dieses Krankheitsbild kann mit einer familiären Keratosis lichenoides chronica assoziiert sein (Zhong FL et al. 2016).
Ätiopathogenese
Ursächlich liegen diesem Syndrom Keimbahnmutationen im Inflammasomsensor NLRP1 vor. Die Mutation in diesem Gen führt zu Funktionsgewinnen in der Pyrin-Domäne des kodierten Proteins. Keratinozyten von Patienten mit diesen NLRP1-Mutationen erfahren eine spontane Inflammasom-Aktivierung und eine parakrine IL1-Signalisierung, die offensichtlich dazu führt, einerseits eine lichenoide Dermatitis (familiärer Keratosis lichenoides chronica) und gleichzeitig eine epidermale Hyperplasie zu verursachen.
Das Zytokin IL-1β war das am stärksten hochregulierte Zytokin in Keratinozytenkulturen von MSPC- und den Patienten mit „familiärer Keratosis lichenoides chronica“, gefolgt von TNFα, IL1RA, (CD121a) IL1α, TGFα und GM-CSF. Diese Ergebnisse zeigen, dass die Keratinozyten von MSPC- und FKLC-Patienten zu einer spontanen Inflammasom-Aktivierung und Zytokinfreisetzung in der Kultur befähigt sind. Dieses überlappende Krankheitsbild ist ein genetischer Beweis für einen Zusammenhang zwischen NLRP1-Mutationen entzündlichen Hautsyndromen sowie einer Hautkrebsprädisposition (Zhong FL et al. 2016).
Klinisches Bild
Klinisch und histologisch ähneln diese Läsionen schnell wachsenden gutartigen Keratoakanthome. MSPC-Patienten zeigten jedoch eine erhöhte Anfälligkeit für maligne Plattenepithelkarzinom. Darüber hinaus entwickelten 12 von 15 Patienten (80 %) keratotische Läsionen der Sklera, die histologisch durch dyskeratotische Plattenepithelproliferate gekennzeichnet waren.
Differentialdiagnose
Der MSPC-Lokus wurde auf Chromosom 17p gefunden (Mamaï et al. 2015). Damit liegt eine andere genetische Ätiologie als bei einer analogen proliferativen Hauterkrankung, den "sog. multiplen selbstheilenden Plattenepithelkarzinomen (= Keratoakanthome , multiple, selbstheilende -Typ Ferguson-Smith)" vor, einem Kranhietsbild, das durch Mutationen in TGFBR1 verursacht wird.
Beschrieben wurde MSPC auch in Assoziation mit multiplen lokalisierten aber auch konfluierenden lichenoide Papeln an Armen, Beinen und dem unteren Rumpf, die als Keratosis lichenoides chronica (KLC) diagnostiziert wurden. Weitere assoziierte klinische Phänomene sind Plantarkeratosen, follikuläre Hyperkeratosen und makuläre Amyloidosen.
Hinweis(e)
Veränderungen im NLRP1-Gen können zu zwei unterschiedlichen Phänotypen führen:
und
MSPC ist mit wiederkehrenden Keratoakanthomen, bevorzugt an den Handflächen und Fußsohlen(!) sowie mit intraepithelialer Hornhautdyskeratose, Hornhauttrübung mit Dyskeratose, palmoplantarer Hyperkeratose, Dyshidrose, Entkalkung des Oberkiefers mit Zahnverlust und Hyperkeratosis pilaris verbunden. Mamaï O et al. (2015) beschrieben das autosomal-dominante MSPC bei 27 Personen in einer tunesischen Familie, wobei der Lebenszyklus der KAs im Durchschnitt 3 Monate dauerte. Die Hautveränderungen beginnen als Papeln mit allmählichem Wachstum, ulzerieren schließlich bevor sie sich spontan zurückbilden.
Bei einzelnen betroffenen Familienmitgliedern können klinische und genetische Überschneidungen zwischen den multiplen selbstheilenden palmoplantaren Karzinomen (MSPC) und der familiären Keratosis lichenoides chronica auftreten.
Literatur
- Mamaï O et al. (2015) Multiple self-healing palmoplantar carcinoma: a familial predisposition to skin cancer with primary palmoplantar and conjunctival lesions. J Invest Dermatol 135: 304-308
-
Scheufele C et al. (2019) Multiple self-healing palmoplantar carcinoma: An aberrance of the inflammasome JAAD Case Rep 5: 261–263.
- Zhong FL et al. (2016) Germline NLRP1 Mutations Cause Skin Inflammatory and Cancer Susceptibility Syndromes via Inflammasome Activation. Cell 167:187-202.e17.