Isotopische Antwort

Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024

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Synonym(e)

Isotope Reaktion; Isotopic response; Isotopische Reaktion; Recall-Phänomene; Wolf-Phänomen; Wolfsche isotopische Reaktion; Wolf's isotopische Antwort

Definition

Bis 1995 wurde ein Fall von Psoriasis, der sich innerhalb des Dermatoms eines zuvor abgeheilten Herpes zoster entwickelte, als Köbner-Phänomen angesehen. R. Wolf führte 1995 den Begriff "isotopische Reaktion" ein, um "das Auftreten einer neuen Hauterkrankung an der Stelle einer anderen, nicht verwandten und bereits abgeheilten Hauterkrankung" zu beschreiben. Ursprünglich bezog sich der Begriff vor allem auf einen vorausgegangenen und abgeheilten Herpes zoster. Später wurde die Bezeichnung "Wolfsche isotopische Reaktion" auch für eine Vielzahl anderer auslösender Faktoren, wie abgeheilte kutane Leishmaniose, Tinea oder Varizellen verwendet.  

Definition

Das Phänomen der „isotopischen bzw. isotopen Reaktion“ oder auch „isotopischen Antwort“ beschreibt das Auftreten einer sekundären, neuen Hauterkrankung an der Stelle einer zuvor bereits abgeheilten Erkrankung. In den allermeisten Fällen geht der Sekundärerkrankung eine Zosterinfektion, seltener eine Herpes-simplex-Infektion voraus. Das Zeitintervall zwischen beiden Erkrankungen beträgt wenige Tage, Monate, aber auch Jahre (Median 4 Monate).     

Ätiologie

Letztlich ist die Pathogenese der isotopischen Reaktion nicht genau bekannt. Es ist anzunehmen, dass persistierende virale, bakterielle oder sonstige Antigene für die lokale "Überempfindlichkeitsreaktion" verantwortlich sein könnten (Lora V et al. 2014).

Klinisches Bild

Die Sekundärerkrankungen in dem zuvor betroffenen durch Krankheit betroffenden Areal können unterschiedlicher Natur sein. Berichtet wurde über den zosteriformen Befall von:

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Fallbericht (Morphea in abgeheiltem Zoster): Noh TW et al. (2011) Ein 57-jähriger koreanischer Mann stellte sich mit einer 8-monatigen Anamnese von verhärteten Plaques auf der rechten Brust und dem oberen Rücken vor. Ein Jahr zuvor hatte der Patient schmerzhafte Bläschen in den Dermatomen T2-4 rechts entwickelt, die als Herpes zoster diagnostiziert worden waren. Er wurde mit oralen antiviralen Medikamenten und Analgetika behandelt, und die Läsionen waren einen Monat nach Beginn des Ausbruchs verschwunden. Drei Monate nach dem vollständigen Abklingen des Herpes zoster hatten sich an der Stelle des zuvor abgeheilten Herpes zoster neue verhärtete Plaques gebildet. Die Läsionen hatten sich langsam ausgebreitet. Die klinische Untersuchung zeigte atrophische, hypopigmentierte, indurierte Plaques in den Dermatomen T2-4 rechts, die alle mit der Stelle des abgeheilten Herpes zoster übereinstimmten (Abb. 1). Die Plaques waren auf die ehemalige Zoster-Narbe begrenzt. Die neuen Läsionen des Patienten waren juckfrei und er klagte über intermittierende, leichte postherpetische Neuralgien. Er berichtete über einen Diabetes mellitus in der Anamnese und die Laborwerte lagen im Normbereich. Der serologische Test auf Borrelia burgdorferi war negativ.

 

Hinweis(e)


 

 

Die Eigenständigkeit dieses Phänomens wird angezweifelt (Happle R et al. 2018). Sicher ist die Reaktion nicht mit dem klassischen Köbner-Phänomen vergleichbar, bei dem eine mechanische Auslösung ursächlich ist. Auch der Typ II des Köbner-Phänomens, das Pseudo-Köbner-Phänomen, ist primär mechanisch ausgelöst.

Die isotopische Reaktion ist am ehesten vergleichbar mit dem "Radiation Recall-Phänomen", einem dermatitischen Aufflammphänomen in einem zuvor Röntgen-bestrahlten Hautareal. Nur verläuft die isotopische Reaktion nicht nach einem einheitlichen pathogenetischen Muster. Gemeinsame Basis ist bei dem Radiation Recall eine (virale) Vorerkrankung, die eine topische immunologische Dysbalance hinterlässt, die zu erhöhter pathologischer Reaktivität führt. 

Ürigens zeigen einige Fälle der unlängst beschriebenen "Eosinophile Dermatose bei hämatologischer Neoplasie" exakt dieses Reaktionsmuster. Auch hier finden sich ein zosteriformes Ausbreitungsmuster bei einer an sich exanthematisch und diffus angelegten Erkrankung. Es ist vermuten, dass bei diesen Patienten eine frühere (inzwischen abgeheilte und vergessene) Zostererkrankung zu diesem "Recall-Muster" geführt haben könnte.             

 

Literatur
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  1. Cohen PR (2015) Zosteriform impetigo: Wolf's isotopic response in a cutaneous immunocompromised district. Dermatol Pract Concept 5:35-39.
  2. Gurel MS et al. (2016) Zosteriform pemphigoid after zoster: Wolf's isotopic response. Int Wound J 13:141-142. 
  3. Jin A et al. (2019) Eosinophilic dermatosis of hematologic malignancy responding to dupilumab in a patient with chronic lymphocytic leukemia. JAAD Case Rep 5:815-817.
  4. Kowalzick L et al. (2013) Wolfs isotopische Antwort: Lokale kutane B-Zell-Lymphom-Infiltration nach Herpes Zoster N. trigeminus 1. In: Dermatologie von Fall zu Fall. Kowalzick L et al. Dermatologie von Fall zu Fall. Gerog Thieme Verlag
  5. Lora V et al. (2014) Zosteriform lichen planus after herpes zoster: report of a new case of Wolf's isotopic phenomenon and literature review. Dermatol Online J 20:13030/qt5vf99178.
  6. Lucas-Truyols S et al. (2017) Eosinophilic Dermatosis of Hematologic Malignancy. Actas Dermosifiliogr 108:e39-e44.
  7. Noh TW et al. (2011) Morphea developing at the site of healed herpes zoster. Ann Dermatol 23:242-245.
  8. Wang T et al. (2019)  Wolf's Isotopic Response after Herpes Zoster Infection: A Study of 24 New Cases and Literature Review. Acta Derm Venereol 99: 953-959.
  9. Wolf R et al. (1995) Isotopic response. In t J Dermatol 34: 341-348
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