Dyskeratosis congenitaQ82.8

Autoren:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 18.09.2024

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Synonym(e)

Atrophia cutis reticularis cum pigmentatione; Atrophia cutis reticularis cum pigmentatione dystrophia unguium et leukoplakia oris; Cole disease; Cole-Engmann-Syndrom; Cole-Rauschkolb-Toomey-Syndrom; Dyskeratose kongenitale; Dystrophia unguium et leukoplakia oris; kongenitale Dyskeratose; Polydysplasia ectodermica Typ Cole-Rauschkolb-Toomey; Polydysplasia ectodermica-Typ Cole-Rauschkolb-Toomey; Zinsser-Cole-Engman-Syndrom

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Erstbeschreiber

Zinsser, 1910; Cole, 1930

Definition

Seltene, hereditäre "Progerie-artige" Genodermatose mit vorzeitiger Alterung, die neben schweren systemischen Beteiligungen (neurologische, gastrointestinale, dentale, ophthalmologische, pulmologische und skelettale Veränderungen) durch die Trias aus Hypo- oder Hyperpigmentierung, Onychodystrophie (bereits vor dem 5. Lebensjahr beginnend) und Leukoplakien gekennzeichnet ist. Die Inzidenz von Malignomen ist bei diesen Patienten erhöht.

Ätiopathogenese

Autosomal-dominante, autosomal-rezessive sowie X-chromosomal-rezessive Vererbung sind beschrieben.

  • Autosomal-dominant vererbt werden Mutationen des Human Telomerase RNA -Gens (s.u. TERT-Gen).
  • X-chromosomal-rezessiv vererbt werden Mutationen des Dyskerin (DKC1) -Gens (Genlokus Xq28); (s.a. MAGE-A3).

Die die Krankheit bestimmende Funktionsstörung des Dyskerins kann über eine Interaktion mit der Telomerase und der  damit verbundenen Telomerverkürzungen, zu einem Telomererhaltungsdefekt und daraus resultierendem Proliferationsarrest zu führen. Dies würde die Hemmung der hochproliferativen Gewebe Haut und Knochenmark erklären.

Manifestation

V.a. 5.-10. Lebensjahr auftretend, fast ausschließlich beim männlichen Geschlecht. Selten sind Spätmanifestationen jenseits des 30. LJ.

Klinisches Bild

Als Frühsymptom kann es zu Tränenträufeln und Konjunktivitis kommen. Kennzeichnend ist die Trias:

  • Chronische Paronychien mit konsekutiven Nageldystrophien bis hin zum vollständigen Verlust der Nägel (Anonychie).
  • Weißliche Verdickung ( Leukokeratose) der Mundschleimhaut, selten auch der Anal-, Vaginal- und Urethralschleimhaut.
  • Ausgedehnte Areale mit netzförmiger Hyperpigmentierung und Rötung, Teleangiektasien, diffuse Atrophie der Haut, Anetodermie-artige Herde ähnlich der Poikilodermia vascularis atrophicans.

Zusätzlich können eine palmo-plantare Hyperkeratose und Hyperhidrose, eine Obstruktion der Tränenkanalöffnungen sowie häufig Blasenbildungen im Mund und an der Haut beobachtet werden.

Begleitsymptome: Gehäuft Erkrankungen des hämatopoetischen Systems, z.B. Neutropenie. S.a. Fanconi-Zinsser-Syndrom. Ausbildung von Poikilodermie, Ektropium, Tränenträufeln, Konjunktivitis, Perlèche, Analfissuren, Urethralfissuren mit partiellem Verschluss des Orifiziums. Weitere Missbildungen an Augen, Knochen, Gelenken, Herz, Gefäßen oder Darm sind möglich.

Labor

Häufig Panzytopenie mit Leukopenie, Anämie, Thrombozytopenie. Ggf. unreife Vorläuferzellen im Differenzialblutbild.

Histologie

In Bereichen der Hyperpigmentierung Melanophagen, milde oder fehlende Epidermisatrophie und entzündliches Infiltrat im oberen Korium.

Diagnose

Molekulargenetische Analyse, ggf. Pränataldiagnostik, Klinik, Knochenmarksausstrich, Differentialblutbild, radiologische Diagnostik im Bereich von Wachstumsstörungen.

Differentialdiagnose

Therapie

Symptomatische Therapie der Komplikationen. Frühzeitige Diagnose ist wichtig, um Infektionen und Karzinome (insbes. im Schleimhautbereich) frühzeitig zu erkennen und zu behandeln bzw. zu überwachen. Engmaschige Überwachung! Bei den 50% der Patienten mit Knochenmarksveränderungen ggf. allogene Stammzelltransplantation. Begrenzte Therapieerfolge durch experimentelle Therapieansätze mit humanem Granulozyten-Makrophagen-Kolonie-stimulierendem Faktor (z.B. Molgramostim).

Verlauf/Prognose

Ungünstig. Die Lebenserwartung ist eingeschränkt (durchschnittlich 24 Jahre), der Verlauf ist progredient. Häufig progressives Knochenmarksversagen (hieran versterben etwa 60-70% der Pat.) sowie Karzinomentwicklung im Bereich der Schleimhautveränderungen.

Literatur

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  2. Arca E et al. (2003) Dyskeratosis congenita with esophageal and anal stricture. Int J Dermatol 42: 555-557
  3. Benoit S et al. (2006) Dyskeratosis congenita bei einem 40-jährigen Patienten. Hautarzt 57: 313-316
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  5. Cole HN, Rauschkolb JE, Toomey J (1930) Dyskeratosis congenita with pigmentation, dystrophia unguium and leukokeratosis oris. Arch Dermatol Syphilol (Berlin) 21: 71-95
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  7. Dror Y et al. (2003) Low-intensity hematopoietic stem-cell transplantation across human leucocyte antigen barriers in dyskeratosis congenita. Bone Marrow Transplant 31: 847-850
  8. Phillips RJ et al. (1992) Dyskeratosis congenita: delay in diagnosis and successful treatment of pancytopenia by bone marrow transplantation. Br J Dermatol 127: 278-280
  9. Russo Cl et al. (1990) Treatment of neutropenia associated with dyskeratosis congenita with granulocyte-macrophage colony-stimulating factor. Lancet I: 751-752
  10. Theimer CA et al. (2003) Mutations linked to dyskeratosis congenita cause changes in the structural equilibrium in telomerase RNA. Proc Natl Acad Sci USA 100: 449-454
  11. Zinsser F (1910) Atrophia cutis reticularis cum pigmentatione, dystrophia unguium et leukoplakia oris. Ikonogr Dermatol Fasc 5: 219-223

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