Comel-Netherton-SyndromQ80.3

Autoren:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 20.08.2024

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Synonym(e)

Comèl-Syndrom; Erythrokeratodermie Rille-Comel; Ichthyosis linearis circumflexa; ILC; Keratosis rubra figurata; Netherton-Syndrom

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Erstbeschreiber

Rille, 1922; Comel, 1949

Definition

Sehr seltene, bereits bei Geburt vorhandene ichthyosiforme Erythrodermie, die zwischen Ichthyosis und Erythrokeratodermie einzuordnen ist. Bei Haaranomalien Bild des Netherton-Syndroms.

Ätiopathogenese

Autosomal-rezessiver Erbgang, Mutationen im SPINK5-Gen (Defekt wurde auf dem Chromosom 5q32 identifiziert). Das Gen kodiert für einen multidomänen Serinproteaseinhibitor (Kazal-Typ 5-Protein [LEKTI]), der hauptsächlich in Epithelien und lymphatischen Geweben exprimiert wird. Es kommt zu einem verfrühten und verstärkten Abbau der Korneodesmosome

n, zu einer Störung der Desquamation, zu ichthyotischen Effloreszenzen mit Beeinträchtigung der Permeabilität und Barrierefunktion der Epidermis.

Manifestation

Meist im 1. Lebensjahr.

Klinisches Bild

Bei Geburt diffuse Rötung (Erythrodermie) des Integuments. Die Erythrodermie wird von schweren Gedeihstörungen mit rezidivierender Infektneigung. Durchfallsympotmatik. Im Laufe des ersten Lebensjahrzehnts verändert sich das Hautbild: es kommt zur Ausbildung von wandernden, girlandenartigen, landkartenähnlichen, braunroten, von doppelter Schuppenleiste gesäumter Hyperkeratosen, mit stark wechselnder Form der einzelnen Hautveränderungen. Lichenifikation der großen Gelenkbeugen. Zeitweilig Blasenbildung. Häufig begleitende Haaranomalien ( Bambus-Haare, Trichorrhexis nodosa, Pili torti), Alopezie.

Auch Atopie und Störungen im Aminosäurestoffwechsel werden beschrieben. Die Neigung zu Typ-I-Allergien ist erhöht. Das Gesamt IgE ist meist massiv (>5000 kU/l). Weiterhin besteht eine Neigng zu HPV-induzierten Hauterkrankungen. Nicht selten  wird das Krankheitsbild mit einer atopischen Dermatitis verwechselt.  

Erhöhte Aktivität der sauren Phosphatasen sowie von β-Glucuronidase und Transglutaminase in den Hautschuppen. Veränderung der Keratinkomposition, ähnlich wie bei Psoriasis vulgaris.

Histologie

  • Akanthose, Hyperkeratosen, Parakeratose.
  • Elektronenmikroskopie: Proliferationshyperkeratose mit abnormer Verhornung. Rund-ovale zytoplasmatische PAS-positive Körperchen im Stratum corneum.

Externe Therapie

S.u. Ichthyosis vulgaris, autosomal-dominante. Insbesondere 10-12% Milchsäure- oder Ammoniumlaktat-haltige Externa. Überwachung von Sekundärinfektionen. Ggf. Externa mit antiseptischen Zusätzen, z.B. 2% Clioquinol-Lotio R050 oder -Creme (z.B. Linola-Sept).

Interne Therapie

Acitretin (Neotigason), initial zur Vermeidung einer Exazerbation sehr niedrig dosieren (10-35 mg/Tag), in kleinen Schritten steigern bis zur klinisch optimalen Einstellung, Erhaltungsdosis: 10-50 mg/Tag. Bei Kindern erfolgt Acitretin-Therapie nur unter strenger Abwägung von Nutzen und Risiko. Dosierung: Initial 0,5 mg/kg KG/Tag, Erhaltungsdosis: 0,1-0,2 mg/kg KG/Tag. Ggf. auch PUVA-Therapie.

Hinweis(e)

Assoziationen zur Atopie: Patienten haben neben den bekannten Atopiestigmata häufig eine Xerosis cutis, Erhöhung des Gesamt-IgE, Asthma bronchiale und Nahrungsmittelallergien.

Literatur

  1. Bitoun E et al. (2002) Netherton syndrome: disease expression and spectrum of SPINK5 mutations in 21 families. J Invest Dermatol 118: 352-361
  2. Comel M (1949) Ichthyosis linearis circumflexa. Dermatologica 98: 133-136
  3. DiGiovanna JJ et al. (2003) Ichthyosis: etiology, diagnosis, and management. Am J Clin Dermatol 4: 81-95
  4. Jenneck C et al. (2007) Differenzialdiagnose des atopischen Ekzems in der Kindheit. Hautarzt 58: 163-176
  5. Rille JH (1922) Demonstration 87. Vers Dtsch Naturforscher und Ärzte. Dermatol Wochenschr 75: 1204
  6. Traupe H (1989) The ichthyoses. A guide to clinical diagnosis, genetic counseling and therapy. Springer, Berlin

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