Chronisches infantiles neurologisches kutanes artikuläres Syndrom Q87.8
Synonym(e)
Definition
Das CINCA-Syndrom, auch als NOMID bezeichnet, ist ein klinisch schwer verlaufendes, autosomal dominant vererbtes, periodisches Fiebersyndrom, hervorgerufen durch GOF-Mutationen des NLP3-Gens und seines Genproduktes Cryopyrin, das sich möglicherweise bereits bei der Geburt als äußerst chronisch verlaufende, rezidivierende Multisystemerkrankung äußert. Das Krankheitsbild wird zur Familie der Cryopathien (CAPS) gezählt wozu noch die mildeste Form, das familiäre autoinflammtorische Kältesyndrom 1 (CAPS) sowie das Muckle-Wells-Syndrom gezählt wird.
Ätiopathogenese
Verursacht wird CINCA durch genetisch heterogene Mutationen des NLP3-Gens, das auf dem Genlokus 1q44 kartiert ist. >50% der Fälle sind auf de-novo-Mutationen zurückzuführen. Die Mutation führt zu Störungen des Proteins Cryopyrin, eines Regulators von Entzündungsreaktionen (s. Inflammasom, s. NLRP3) mit Aktivierung von NLP3-Inflammasomen und einer Interleukin-1beta Überproduktion.
Klinisches Bild
Rasch wechselnde makulo-papulöse oder urtikarielle Exantheme, Arthropathie, neurologische Störungen infolge chronischer aseptischer Menigitiden, fazialer Dysmorphie, geistiger Retardierung, Lymphadenopathie sowie Hepatosplenomegalie (s.u. Fiebersyndrome, hereditäre, periodische).
Labor
Histologie
Unspezifisches Bild mit superfiziellen, perivasalen und interstitiellen, meist neutrophilen Infiltraten, mit geringer Leukozytoklasie; nicht selten findet sicvh eine neutrophile Epitheliotropie (auch im ekkrine Schweißdrüsen); Ablagerungen von IgM und C3 an der Basalmembran können nachgewiesen werden.
Differentialdiagnose
Therapie
Nicht steroidale Antiphlogistika und Kortikoide.
Bei ausreichendem Ansprechen Einstellung auf den rekombinanten IL-1-Rezeptorantagonisten Anakinra (Kineret®) in einer Dosierung von 100mg/Tag s.c.
Fallbericht(e)
Anamnese: Bereits seit dem Vorschulalter leidet der inzwischen 49 Jahre alte Patient unter rezidivierenden Exanthemen an Rumpf und den unteren Extremitäten, die in Abständen von 1-3 Monaten auftrten. Unter NSAR passagere Besserung. Deutlichere klinische Effekte konnten mit mittleren Prednisolon-Dosierungen erzielt werden.ER ist in seiner Lesitungsfähigkeit erheblich eingeschränkt, sodass er seinem Beruf als Angestellter einer Computerfirma kaum noch nachgehen kann.
Mit 30 Jahren wurde eine Uveitis festgestellt. Weiterhin besteht eine arterielle Hypertonie, die mit einem Betablocker eingestellt wrude.
Seit 10 Jahren nimmt die Pat. regelmäßig, nahezu täglich Ibuprofen ein.
Grund der Visitation: erneuter Fieberschub (>39°C), Abgeschlagenheit und schweres Krankheitsgefühl, akute schmerzhafte Schwellung beider Sprunggelenke, weiterhin der Fingergrundgelenke. Gleicheitig urtikarielles, kleinfleckiges Exanthem an Rumpf und Extremitäten.
Labor: BSG: 50/110, CRP 65 mg/l, neutrophile Leukozytose, Lymphopenie, Erythrozyturie, diskrete Serum-Amyloid-A-Erhöhung. Unauffällig sind ANA, ENA, C3,C4, RF. c-ANCA. p-ANCA.
Humagenetische Diagnostik: Nachweis einer Mutation im Exon 3 des NLP3 (CIAS 1)-Gens.
Therapie: IL-1-Rezeptorantagonist (Anakinra) in einer Dosierung von 100mg/Tag s.c. Darunter überraschend schnelle Besserung der Symptomatik.
Hinweis: Nachträglich konnten auch in der Familie des Patienten analoge Symptome nachgewiesen werden.
Literatur
- Aksentijevich I et al. (2002) De novo CIAS1 mutations, cytokine activation, and evidence for genetic heterogeneity in patients with neonatal-onset multisystem inflammatory disease (NOMID): a new member of the expanding family of pyrin-associated autoinflammatory diseases. Arthritis Rheum 46: 3340-3348
- Granel B et al. (2003) CIAS1 Mutation in a Patient with Overlap between Muckle-Wells and Chronic Infantile Neurological Cutaneous and Articular Syndromes. Dermatology 206: 257-259
- Lee AG et al. (1999) Optic disc edema in neonatal onset multisystem inflammatory disease (NOMID). J Neuroophthalmol 19: 180-181
- Prieur A et al. (1987) A chronic infantile neurological, cutaneous and articular (CINCA) syndrome. Scand J Rheumatol Suppl 66: 57-68